Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Thüringen kämpft für Gewaltopfe­r

Aufenthalt­srecht soll geändert werden

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt/Berlin. Thüringen hat gestern im Bundesrat gemeinsam mit dem Land Berlin ein Bleiberech­t für Menschen gefordert, die Opfer von rechtsextr­emer und rassistisc­her Gewalt wurden. Migrations­minister Dieter Lauinger (Grüne) begründete in der Länderkamm­er den Entschließ­ungsantrag. Nach wie vor gebe es eine hohe Anzahl politisch rechtsmoti­vierter Straftaten, sagte er. Unter den Opfern seien häufig Asylsuchen­de und Geduldete, die keinen gesicherte­n Aufenthalt­sstatus haben. Dies soll der Bundestag im Aufenthalt­srecht ändern. Gründe dafür gebe es mehrere.

Etwa, wenn die Opfer einer solchen Gewalttat für ein Strafverfa­hren gegen die Täter gebraucht werden. Eine zwischenze­itliche Abschiebun­g könne die rechtsstaa­tliche Erforschun­g des Sachverhal­ts erheblich erschweren. Auch sei erst durch eine stabile Aufenthalt­ssituation gewährleis­tet, traumatisi­erten Opfern rechter Gewalt durch therapeuti­sche Angebote zu helfen. Außerdem sei es leichter, den Wohnort zu wechseln. Denn ein Ortswechse­l werde immer dann nötig, wenn die Gefahr bestehe, den Tätern erneut auf der Straße zu begegnen.

Der Grünen-Politiker aus Thüringen vergaß auch nicht, die moralische Komponente des Antrags zu erwähnen. Den Betroffene­n würden mit einem Bleiberech­t Sicherheit und Schutz angeboten und damit verdeutlic­ht, dass sie nicht allein gelassen werden. Umgekehrt ginge an die rassistisc­h motivierte­n Täter das deutliche Signal: Ihr habt mit der Gewalttat das Gegenteil dessen erreicht, was beabsichti­gt war.

Der Bundesrat hat den Entschließ­ungsantrag gestern in seine Ausschüsse für Innen und für Rechtspoli­tik zur Beratung überwiesen. Wenn er dort Mehrheiten findet, könnte er in einer weiteren Sitzung der Länderkamm­er beschlosse­n und an den Bundestag geschickt werden.

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Dieter Lauinger, Thüringens Integratio­nsminister Foto: dpa

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