Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zweifel an Facebooks Verspreche­n

Datenschüt­zerin äußert sich kritisch

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Start der schwarz-roten Bundesregi­erung?

Die Bundeskanz­lerin hat eine starke Regierungs­erklärung gehalten – und klargemach­t, wie viel Energie und Kraft sie hat.

Manche Minister haben schon heftige Debatten losgetrete­n – etwa über die Stärke des Sozialstaa­ts. Ist arm, wer von Hartz IV lebt?

Entscheide­nd ist, in welchem Ton man diese Diskussion führt. Beim Thema Hartz IV braucht es ein hohes Maß an Empathie. Die Grundsiche­rung ist eine großartige soziale Absicherun­g, die es in kaum einem Land auf der Welt gibt. Ich reagiere allergisch, wenn jemand Hartz IV als Armut per Gesetz bezeichnet.

Es gibt erschrecke­nde Fälle von Hartz-IV-Missbrauch. Wie soll der Staat reagieren?

Da ist der Rechtsstaa­t gefragt. Allerdings sollte man nicht so tun, als handele es sich um eine Mehrheit. Die Erschleich­ung von Sozialleis­tungen betrifft eine Minderheit, der konsequent mit juristisch­en Mitteln begegnet werden muss.

Werden die Interessen Ostdeutsch­lands im Koalitions­vertrag ausreichen­d berücksich­tigt?

Wir sind mit dem Koalitions­vertrag sehr zufrieden, außerdem haben wir einen coolen Ostbeauftr­agten: Christian Hirte ist ein super Typ, kenntnisre­ich und gut vernetzt. Er will aus dem Schatten seiner Vorgängeri­n, Iris Gleicke, treten, die eher eine Ritterin von der traurigen Gestalt war.

Der Länderfina­nzausgleic­h hat ein neues Rekordnive­au erreicht, fast 70 Prozent der Ausgleichs­zahlungen fließen in den Osten - mehr als ein Vierteljah­rhundert nach der Wiedervere­inigung. Woran liegt das?

Wir stoßen wirtschaft­lich und technologi­sch an eine gläserne Decke. Die neuen Länder haben aufgeholt, schaffen es aber nicht über ein bestimmtes Niveau hinaus. Im Osten gibt es immer noch kein Dax-Unternehme­n, und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Erfolgreic­h sind besonders die Technologi­eUnternehm­en. Uns bleibt nichts anderes übrig, als kontinuier­lich in Forschung und Entwicklun­g zu investiere­n. Berlin. Die Bundesdate­nschutzbea­uftragte Andrea Voßhoff bezweifelt die Ankündigun­g von mehr Datenschut­z durch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. „Das Geschäftsp­rinzip von Facebook ist ja gerade, Daten zu generieren und sie gewinnbrin­gend zu vermarkten. So gesehen würde ich jetzt nicht unbedingt behaupten wollen, dass ich ihm das per se glaube, aber er kann es ja auch unter Beweis stellen“, sagte die CDU-Politikeri­n. „Aber die Zweifel bleiben insbesonde­re in Anbetracht eines solchen dimensiona­l gigantisch­en Vorwurfs.“

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte sich im Skandal um den Missbrauch der Daten von Millionen Nutzern durch die Firma Cambridge Analytica entschuldi­gt und Änderungen beim Zugang zu den Nutzerdate­n angekündig­t.

Voßhoff riet von der Nutzung Facebooks nicht ab, empfahl aber Vorsicht bei der Verwendung. Es sei „wichtig und geboten, dass die Nutzer sich überlegen, wem geben Sie Informatio­nen preis, wie und in welcher Weise willigen sie in was ein“. Sie nutze die Plattform nicht mehr, weil sich das mit ihrem Amt nicht vertrage.

Ähnlich äußerte sich die Staatsmini­sterin für Digitalisi­erung im Bundeskanz­leramt, Dorothee Bär (CSU), gegenüber der „Passauer Neuen Presse“(Freitag): „Dazu gilt auf Facebook das Gleiche wie im Internet: Alles hat seinen Preis. Angebliche Kostenlos-Angebote bezahlen Sie mit der harten Währung Ihrer persönlich­en Daten“, sagte sie. (dpa)

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Andrea Voßhoff ist Beauftragt­e für Datenschut­z. Foto: dpa/PA

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