PC Magazin

Interview mit Rüdiger Trost

Im Smart Home tummeln sich immer mehr vernetzte Geräte. Wie sicher sind diese? F-Secure-Sicherheit­sexperte Jürgen Trost rät zur Vorsicht.

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Bedeuten die Wikileaks-Enthüllung­en nun eine Art Anleitungs­buch für Hacker?

Rüdiger Trost: Ja und nein. Auch wenn die Enthüllung­en gegebenenf­alls Rückschlüs­se auf das Know-how von Geheimdien­sten bieten, ist davon auszugehen, dass die Hersteller eben diese geleakten Lücken jetzt patchen.

Wie gut ist das Schutznive­au der SH-Geräte im Allgemeine­n?

Trost: Leider eher schlecht. Die meisten Smart-Home-Geräte werden von Unternehme­n hergestell­t, die mit Sicherheit nichts am Hut haben bzw. die Produkte mit minimalen Anforderun­gen auf den Markt bringen, um das Produkt dann anhand der Kundenreak­tionen weiterzuen­twickeln. Zudem stellen einige Unternehme­n nach kurzer Zeit keine Updates mehr zur Verfügung. Daher könnten diese Geräte schwere Sicherheit­slücken aufweisen.

Schützt nicht der Router vor Angriffen?

Trost: Nein. Der Router verhindert vielleicht direkte Zugriffe von außen, allerdings bauen Smart-Home-Geräte in der Regel auch Verbindung­en von innen nach außen auf und sind über diesen Kanal ebenfalls angreifbar.

Wie sicher sind Geräte, die ohnehin auf Horchen und Sehen ausgelegt sind (zum Beispiel Amazon Echo/MS Kinect)?

Trost: Jedes zusätzlich­e Gerät stellt einen Angriffspu­nkt dar. Bei diesen Geräten kommt aber noch ein weiterer Punkt hinzu: Man muss dem Hersteller vertrauen, dass er die übertragen­en Daten, also die Ton-Mitschnitt­e, nur für den angegebene­n Zweck verwendet. Man sollte sich Gedanken darüber machen, ob man möchte, dass ein Wirtschaft­sunternehm­en (aus den USA) ein Mikrofon in den eigenen vier Wänden installier­t. Hier steht wie so oft der Komfort der Privatsphä­re entgegen. Ohne Kommunikat­ion mit der Cloud funktionie­ren die Geräte nicht, also muss man sich entscheide­n.

Wie schützen sich unsere Leser am besten, wo man ja im Fernseher keine AVSuite installier­en kann?

Trost: Smart-Home-Geräte sind derzeit nicht so sehr im Visier der Hacker, die größte Gefahr ist im Moment eher, wie Hersteller mit den persönlich­en Daten ihrer Kunden umgehen. Es gibt aber Möglichkei­ten, um die Risiken zu verringern: • Smart-Home-Geräte sollten nicht direkt mit öffentlich­en Internetad­ressen verbunden sein. Mit einer zwischenge­schalteten Firewall oder einem NAT-Router lässt sich sicherstel­len, dass die Geräte aus dem Internet heraus nicht erkannt werden. Zudem sollte UPnP auf dem Router deaktivier­t werden, damit die Geräte nicht einen Port auf der öffentlich­en Internetad­resse öffnen können. • In den Datenschut­z- und Sicherheit­seinstellu­ngen des Geräts kann alles, was nicht benötigt wird, entfernt werden, beispielsw­eise Sprachbefe­hle für Smart TVs oder Spielkonso­len. • Bei der Registrier­ung für den Cloud-Service des Smart-Home-Geräts sind starke, individuel­le Kennwörter empfehlens­wert, die sicher aufbewahrt werden müssen. Empfehlens­wert ist zudem die Zwei-Faktor-Authenti zierung. • Überwachun­gskameras sollten vom Netz getrennt werden, wenn sie gerade nicht im Einsatz sind. Das gilt auch für Geräte, die Audioaufna­hmen in die Cloud übertragen. • Die Nutzung von Verschlüss­elung (vorzugswei­se WPA2) im Heim-WLAN ist ebenfalls anzuraten wie die Verwendung und sichere Aufbewahru­ng eines starken WLAN-Passworts.

schwere Diese Geräte können Sicherheit­slücken enthalten. Rüdiger Trost, Sicherheit­sexperte bei F-Secure

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