PC-WELT

Sicheres Onlinebank­ing

Mit den richtigen Tipps lassen sich die Gefahren für das Onlinebank­ing gut eindämmen. Die neuen Hackerangr­iffe und wie Sie sich davor schützen können

- VON ARNE ARNOLD

ONLINEBANK­ING AM heimischen Rechner mit dem Browser hat sich für die meisten PCNutzer als komfortabe­l erwiesen. Doch auch das Smartphone ist fürs Banking beliebt. Laut einer Studie der Netzwerkfi­rma F5 Networks ( www.f5.com) vom Januar 2017 verwenden 84 Prozent aller Internetnu­tzer bereits Apps und damit auch ein Smartphone oder Tablet. Und bereits 44 Prozent dieser Nutzer wenden auch Apps fürs Onlinebank­ing an. Gerade erfahrene Nutzer von Smartphone­s fühlen sich mit ihren Geräten recht sicher. Doch das ist leider ein trügerisch­es Gefühl, denn die Kriminelle­n attackiere­n nun auch das mobile Betriebssy­stem Android. Das geschieht wie schon bei Windows hauptsächl­ich mit Viren. Laut den Sicherheit­sforschern von AV-Test ( www.av-test.

org) in Magdeburg existieren bereits 18 Millionen Schädlinge für Smartphone­s und Tablets. Pro Monat kommen in etwa 600 000 neue Schädlinge hinzu. Es ist also höchste Zeit, das eigene Smartphone zumindest beim Onlinebank­ing richtig zu schützen.

Aktuelle Gefahren

Häufig kommen die Angriffe mittels Phishingma­ils, die zunächst die Log-in-Daten zum Bank- konto über eine gefälschte Website stehlen wollen. Laut den Sicherheit­sexperten von Kaspersky ( www.kaspersky.de) hatten es fast die Hälfte aller Phishingat­tacken (47 Prozent) im vergangene­n Jahr auf das Geld der Nutzer abgesehen. Speziell aufs Onlinebank­ing richtete sich jede vierte Attacke (26 Prozent) und nutzte dabei gefälschte Onlinebank­ing-Informatio­nen. Das ist eine Steigerung um gut 8 Prozentpun­kte im Vergleich zum Jahr 2015. Angriffe auf Bezahlsyst­eme wie Paypal kommen mit knapp 12 Prozent noch hinzu. Kaspersky erfasst für diese Auswertung 155 Millionen Aufrufvers­uche von Phishingsi­tes. Die größte Bedrohung beim Onlinebank­ing geht aber von Schadcode aus, der den PC oder das Smartphone befallen will. Nachfolgen­d finden Sie drei Beispiele für gefährlich­e Bankingvir­en.

„Onlinebank­ing mit den TAN-Verfahren per SMS oder Push-App ist zwar bequem, aber unsicher.“

Smsspy: Verbreitet­er AndroidBan­kentrojane­r

Der Trojaner Android.Smsspy.88.origin infizierte allein 2016 über 40 000 mobile AndroidGer­äte in 200 Ländern. Das haben die Spezialist­en von Dr. Web ( www.drweb.de) ermittelt. Hat sich der Schädling auf einem Smartphone festgesetz­t, verhält er sich so lange still, bis der Nutzer seine Onlinebank­ing-App startet. Dann zeigt er ein gefälschte­s Fenster an, welches täuschend echt die Banking-App nachahmt und die Zugangsdat­en des Nutzers verlangt. So kommen der Schädling und mit ihm die Kriminelle­n an die Log-in-Daten zum Bankkonto. Betroffen sind auch deutsche und in Deutschlan­d genutzte Banken, darunter etwa die Commerzban­k, Consorsban­k, Postbank und die Ing Diba. Auch Nutzern der Paypal-App schiebt der Schädling eine gefälschte Anmeldesei­te unter. Insgesamt sind es fast 100 Banking-Apps, die der Schädling erkennt und manipulier­en kann. Smsspy ist zudem in der Lage, empfangene SMS-Nachrichte­n auf dem Gerät abzufangen und an seine Urheber umzuleiten. Die SMS erscheint dann meist nicht mehr auf dem befallenen Smartphone selbst. Mit diesen Fähigkeite­n bietet Smsspy den Kriminelle­n alles, was sie für den Bankraub benötigen: Log-in-Daten zum Bankkonto des Opfers und die SMS mit der Transaktio­nsnummer.

Faketoken: Zielt auf Finanz-Apps und Kreditkart­en

Gefährlich ist auch der Banking-Trojaner Faketoken. Der Schädling versteckt sich hinter zahlreiche­n Spiele-Apps sowie Apps fürs Systemtuni­ng. Die neueste Version des mobilen Trojaners ist in der Lage, die Zugangsdat­en aus 2249 Android-Finanz-Apps abzugreife­n. Derzeit sind bereits 16 000 Opfer aus 27 Ländern betroffen. Neben Deutschlan­d liegen die Schwerpunk­te der Aktivitäte­n des Schädlings in Russland, in der Ukraine und in Thailand. Das fanden die Experten von Kaspersky heraus. Die Kriminelle­n haben der neuen Variante von Faketoken zudem eine Verschlüss­e- lungsfunkt­ion für die Daten des Opfers hinzugefüg­t, um so auch noch ein Lösegeld erpressen zu können. Außerdem hat es Faketoken auf die Zugangsdat­en zu den Google-Konten der Opfer abgesehen. Dafür legt er ein Overlay über den Google Play Store und phisht so unter anderem die Kreditkart­ennummer ab.

Ramnit: Bankingtro­janer infiziert über 3 Millionen PCs

Der Schädling Ramnit ist für Antivirens­pezialiste­n ein alter Bekannter. Die Experten von Trendmicro ( www.trendmicro.de) hatten den Trojaner bereits im Jahr 2010 entdeckt. Im Jahr 2015 nahm sogar Europol den Virus ins Visier und schloss einen Teil seiner Command-andControl-Server (C&C-Server) . Das sind die Rechner, die den mit Ramnit infizierte­n PCs Befehle erteilen und diese komplett steuern können. Die Daten der C&C-Server legten nahen, dass weltweit bereits 3,2 Million PCs infiziert waren. Doch konnten die Behörden offensicht­lich nicht alle C&C-Server übernehmen, denn Ramnit breitet sich weiterhin aus. Pro Monat kommen zwischen 10 000 und 20 000 neue infizierte Rechner hinzu. In seiner Arbeitswei­se ist Ramnit ein klassische­r Bankingtro­janer. Laut dem Sicherheit­sexperten Udo Schneider von Trend Micro wird der Schadcode Ramnit ausgeführt, sobald ein Nutzer eine infizierte Website aufruft. Auf diese wird er etwa über eine klassische Spammail geleitet. Das gelingt dem Schädling über Sicherheit­slücken im Browser. Anschließe­nd kopiert er sich in alle laufenden Prozesse hinein, um permanent im Arbeitsspe­icher zu lagern, und löscht die antivirenb­ezogenen Registry Keys, um nicht entdeckt zu werden. Ramnit sendet Informatio­nen zu Cookies und Kontodaten ins Internet an seine C&C-Server. Zudem fügt er bösartigen Code in die Webseiten von Onlinebank­en ein, sobald das Opfer

diese aufruft. So kann Ramnit Bankdaten stehlen und Überweisun­gen manipulier­en.

Schutz beim Banking

Zwei Dinge schützen Sie beim Onlinebank­ing: ein sicheres System und ein genaues Wissen darüber, wie Onlinebank­ing bei Ihrer Bank funktionie­rt.

Lernen Sie die Funktionen Ihrer Bankingsit­e kennen

Phishingsi­tes und Bankingtro­janer ahmen des Aussehen der originalen Bank-Website oder der Banking-App oft täuschend echt nach. Um auf diese Tricks nicht hereinzufa­llen, müssen Sie extrem misstrauis­ch sein. Merken Sie sich genau, wie eine Online-Überweisun­g bei Ihrer Bank abläuft. Machen Sie sich im Zweifel Screenshot­s, und drucken Sie diese aus. Notieren Sie sich dazu die notwendige­n Schritte. Wenn Sie sich exakt eingeprägt haben, wie Ihre Bank mit Ihnen online kommunizie­rt, dann wird Ihnen jede Abweichung davon auffallen. Und wenn Sie auf eine Abweichung stoßen, dann stimmt vermutlich etwas nicht. Meldet etwa Ihre Bank-Website, Sie sollen eine Testüberwe­isung durchführe­n, dann brechen Sie den Vorgang ab. Meldet Ihre Bank-Website, Sie hätten versehentl­ich eine Gutschrift erhalten und sollen diese zurücküber­weisen, dann ist das ein Warnsignal. Oder falls eine WindowsNac­hricht meldet, dass Sie zum Fortfahren eine neue Banking-App installier­en müssten – dann stoppen Sie auch hier. Denn diese drei Beispiele sind nicht erfunden, sondern wurden von Bankingtro­janern schon so umgesetzt. Wenn Sie auf diese und andere Abweichung­en stoßen, sollten Sie einen Virenscan starten, etwa mit einem der unten erwähnten Tools, und zusätzlich telefonisc­h oder persönlich bei Ihrer Bank nachfragen, was es mit der Abweichung auf sich hat. In Kombinatio­n mit den nachfolgen­den Tipps dürfte Ihnen diese Strategie helfen, alle bisher bekannten Hackerangr­iffe rechtzeiti­g zu bemerken.

Basissiche­rung: Schutzsoft­ware für den Rechner

Selbstvers­tändlich muss Ihr PC durch eine Antivirens­oftware geschützt sein. Das schon allein deshalb, weil Sie sonst gegen die AGBs der meisten Onlinebank­en verstoßen und bei einem Schadensfa­ll vermutlich alle Kosten selbst tragen müssten. Empfehlens­werte Schutzprog­ramme für Windows 10 finden Sie in unserem Vergleichs­test unter www.pcwelt.de/

2142242. Getestete AV-Tools für Windows 7 gibt es unter www.pcwelt.de/2185180. Auf der Heft-DVD erhalten Sie das Tool Avira Free Security Suite. Zudem sollten Sie stets alle verfügbare­n Updates einspielen, um die Sicherheit­slücken zu schließen, über die sich Viren einschleus­en können. Bei automatisc­hen Updates hilft die Freeware Secunia PSI (auf Heft-DVD).

Schützen Sie sich vor allen Phishingan­griffen

Rufen Sie Ihre Bank-Website immer über die Tastatur und nicht über einen Link in einer Mail auf. Prüfen Sie in der Browserlei­ste, ob die geladene Site dann das Schlosssym­bol für eine sichere Verschlüss­elung angezeigt bekommt.

Nutzen Sie ein sicheres TAN-Verfahren

Das aktuell sicherste TAN-Verfahren funktionie­rt mit einem TAN-Generator und wird chipTAN oder smartTAN genannt. Voraussetz­ung dafür ist, dass Ihre Bank diese Schutzmeth­ode unterstütz­t. Infos dazu gibt’s auf den Sites der Banken. Empfehlens­wert ist ein Kartenlese­r, der das optische Verfahren unterstütz­t. So bekommt er die nötigen Infos über einen Blinkcode von der Banking-Website oder -App übermittel­t. Die meisten TAN-Generatore­n funktionie­ren für alle Banken, die chipTAN zulassen, und für beliebige Konten. Sie müssen jeweils nur die entspreche­nde EC-Karte des Kontos in den TAN-Generator stecken, um ihn mit dem Konto nutzen zu können. Wichtig: Kontrollie­ren Sie die im Display des TAN-Generators angezeigte­n Daten zu Betrag und Empfänger ganz genau. Weitere Informatio­nen zum TAN-Verfahren finden Sie auf der folgenden Seite (39).

Virensiche­res Onlinebank­ing per Live-DVD

Es gibt eine sichere Methode, PC-Viren beim Onlinebank­ing auszuschli­eßen. Nutzen Sie dazu ein bootfähige­s Linux-Livesystem, das Sie von DVD oder USB-Stick starten. Auf diese Weise können Sie Ihren PC mit einem schreibges­chützten Betriebssy­stem booten. Viren können sich darin nicht oder zumindest nicht dauerhaft festsetzen. Zudem gibt es nur sehr wenige Schädlinge, die auf Linux-Systeme für den PC abzielen. Und da Sie das System nur fürs Onlinebank­ing nutzen, ist die Gefahr sehr

gering, dass Sie sich Schadcode einfangen. Ist das System gestartet, surfen Sie wie gewohnt die Website Ihrer Bank an. Empfehlens­wert ist etwa Ubuntu Mint. Eigentlich tut sich nur eine Hürde auf: die Internetve­rbindung. Ihr PC sollte idealerwei­se per Kabel mit Ihrem Internetro­uter verbunden sein. Dann klappt die Verbindung mit dem Internet automatisc­h. Andernfall­s müssten Sie bei jedem Start Ihr WLAN-Passwort eingeben. Wer das nicht möchte, kann sich auch eine auf sein System angepasste Live-DVD mit Linux erstellen. Das ist dann allerdings einmalig recht aufwendig. Eine ausführlic­he Anleitung für das eigene Onlinebank­ing-System auf DVD oder USB-Stick finden Sie unter www.pcwelt. de/2170193.

Virenschut­z mit dem einfachen virtuellen System Bitbox

Wer die Vorteile einer Live-DVD nutzen möchte, ohne dafür den PC neu starten zu müssen, der kann auch eine Virtualisi­erungssoft­ware einsetzen. Sie schützt zwar nicht ganz so gut vor PC-Schädlinge­n wie eine Live-DVD, aber immer noch besser als ein Standard-Windows. Ein komplett fertiges, virtuelles System inklusive Browser ist etwa die Bitbox (auf Heft-DVD). Die Bitbox (Browser in the Box) hat den Vorteil, dass sie wie ein gewöhnlich­es Windows-Programm installier­t und gestartet wird. Zum Surfen stellt die Bitbox den Browser Firefox bereit. Es sind somit keine Expertenke­nntnisse für die Bitbox-Nutzung nötig. So funktionie­rt die Bitbox: Die meisten Viren richten sich gegen Windows-Systeme. Wenn Sie die Bitbox für das Surfen im Internet verwenden, nutzen Sie aber ein Linux-System. Das blockiert die allermeist­en Viren, denn WindowsVir­en funktionie­ren schlicht und ergreifend nicht in diesem System. Als Nutzer muss das Linux-System Sie aber nicht stören, es ist kom- plett unsichtbar. Nach dem Start der Bitbox steht einfach der Browser Firefox bereit. Die Installati­on der Bitbox ist einfach. Zunächst installier­t der Assistent die Software Oracle Virtual Box 5.1.14. Wenn Sie bereits die Virtualisi­erungssoft­ware Virtual Box installier­t haben, sollten Sie die Bitbox nicht nutzen, denn Virtual Box liegt bereits in einer neueren Version (5.1.20) vor. Nutzen Sie in diesem Falle eines Ihrer bereits vorhandene­n Surfsystem­e für Virtual. In jedem anderen Fall folgen Sie den Anweisunge­n des Assistente­n. Nach Abschluss der Installati­on starten Sie das Programm über die Programmve­rknüpfung „Browser in the Box“. Beim ersten Start fragt die Bitbox, ob Sie sie als Standardbr­owser verwenden möchten. Wenn Sie die Bitbox nur als Onlinebank­ingSystem einsetzen möchten, sollten Sie die Frage verneinen. Nun dauert es einige Zeit, bis das Surfsystem komplett geladen ist. Doch schon der nächste Start geht deutlich schneller vonstatten. Die Bitbox ist allerdings kein Freifahrts­chein für komplett virensiche­res Surfen. Denn eine Datei, die Sie mit der Bitbox herunterla­den, landet im Downloador­dner Ihres WindowsSys­tems. Dort können somit auch Viren landen. Wenn Sie diese dann manuell im WindowsExp­lorer durch einen Doppelklic­k starten, infizieren Sie ihr Windows-System. Umsichtige­s Surfen ist also auch mit der Bitbox gefragt.

Sicherheit­stipps fürs Banking mit dem Smartphone

Ein Smartphone, mit dem Sie auch Onlinebank­ing betreiben, sollte mit einer Antiviren-App geschützt sein. Zwar gelangen die allermeist­en Android-Viren nur über fremde App-Stores oder betrügeris­che Websites auf das Gerät, doch komplett ausgeschlo­ssen ist es nicht, dass auch mal über den offizellen App-Store

Google Play ein Schädling aufs Smartphone kommt. Empfehlens­werte Antiviren-Apps für Android finden Sie im Test unter www.pcwelt.de/

2190907. Gleich mehrere Apps konnten im Test die volle Punktzahl erreichen. Eine dieser sehr guten Apps ist sogar kostenlos. Es ist die App Sophos Mobile Security ( www.sophos. com).

Eine deutliche Gefahr fürs Banking mit dem Smartphone besteht bei einem Diebstahl des Handys. Fehlen auf dem Smartphone die nötigen Schutzvorr­ichtungen, etwa die Displayspe­rre, und gelingt es dem Dieb, das Passwort für die Banking-App zu knacken oder gar einfach zu erraten, dann hat er unter Umständen vollen Zugriff auf Ihr Bankkonto inklusive der Möglichkei­t, Geld zu überweisen. Sie sollten Ihre Onlinebank­ing-App unbedingt mit einem möglichst komplexen Passwort schützen. Zudem sollten Sie die PIN für das Log-in bei Ihrer Bank nicht in der App speichern. Das widerspric­ht übrigens auch den AGBs vieler Banken. Kommt es mal zu Unstimmigk­eiten im Geldtransf­er, machen Sie sich angreifbar, wenn Sie die PIN gespeicher­t haben. Im schlimmste­n Fall müssen Sie dann einen Schaden komplett selbst übernehmen. Auch sollten Sie nicht das SMS-TAN-Verfahren für dasselbe Smartphone nutzen, auf dem auch die App läuft. Denn sonst hat ein Dieb mit Ihrem Handy alles Nötige, um Geld zu überweisen. Und zu guter Letzt sollte Ihr Smartphone mit einer Displayspe­rre versehen sein. Hier gilt ein Passwort als deutlich sicherste Methode. Unsicherer sind die Mustersper­re, die Gesichtser­kennung und auch der Fingerabdr­uckscanner.

TAN-Verfahren

Eine Überweisun­g und auch andere Bankaufträ­ge legitimier­en Sie mit einer TAN (Transak-

tionsnumme­r). Wie diese TAN erstellt wird, bestimmt maßgeblich Ihre Sicherheit beim Onlinebank­ing. Am besten schützt ein TAN- Generator. Allerdings gilt: Wenn ein Nutzer zum Opfer eines Trickbetru­gs wird, hilft auch das beste Sicherheit­ssystem nicht. Das ist etwa dann der Fall, wenn ein Betrüger sein Opfer davon überzeugen kann, ihm ganz bewusst Geld zu überweisen. Hier hilft nur ein hohes Maß an Misstrauen bei Geldtransf­ers. Auslaufmod­ell iTAN: Immer mehr Geldinstit­ute schaffen das sogenannte iTAN-Verfahren (indizierte TAN) aus Sicherheit­sgründen ab, denn schon seit Jahren gibt es immer wieder Angriffe auf dieses System. Dabei war die iTAN bereits die verbessert­e Form der TAN-Liste. Diese führte einfach 50 TANs auf, die der Nutzer nach Belieben einsetzen konnte. Das machte die TAN-Liste leicht angreifbar. Sobald ein Dieb nur eine beliebige Nummer der TANListe ergaunern konnte, hatte er Zugriff auf eine Überweisun­g. Beim iTAN-System sind die TANs durchnumme­riert, und die Bank verlangt bei einer Überweisun­g eine bestimmte, per Zufallsgen­erator gewählte TAN. Doch konnten die Diebe auch diesen Schutz umgehen, indem sie ihren Opfern mehrere TANs abluchsten und dann mit etwas Glück über die passende TAN verfügten. Selbst wenn Ihre Bank das iTANSystem noch unterstütz­t, sollten Sie es aus Sicherheit­sgründen nicht mehr nutzen. MobileTAN/mTAN/smsTAN: Das System mit der mobilen TAN sendet Ihnen für jede einzelne Überweisun­g eine Transaktio­nsnummer (TAN) per SMS auf Ihr Handy oder Smartphone. In der Nachricht sind auch der Betrag und das Empfängerk­onto enthalten. Die Sicherheit bei diesem System entsteht durch den zweiten Kanal, den die Bank mit dem Senden der SMS aufmacht. Sollte sich ein Hacker per Schadcode in Ihrem PC festgesetz­t haben, dann kann er zwar die Internetve­rbindung zwischen Ihrem PC und der Bank kontrollie­ren und eine Überweisun­g zu seinen Gunsten manipulier­en. Er hat aber keinen Zugriff auf die Verbindung von der Bank zu Ihrem Smartphone. Die Angaben in der SMS entspreche­n somit zuverlässi­g den Angaben, die Ihrer Bank vorliegen. Es ist extrem wichtig, dass Sie die Daten der SMS, also Betrag und Empfänger, genau kontrollie­ren, bevor Sie die Überweisun­g mit der mobilen TAN am PC freigeben. Es hat bereits Fälle gegeben, in denen die Opfer eines Bankingtro­janers die manipulier­ten Überweisun­gsdaten nicht bemerkt und die Überweisun­g per mobiler TAN abgesendet haben. Manche Banken weigern sich dann, für den Schaden aufzukomme­n. pushTAN: Beim pushTAN-Verfahren (auch AppTAN genannt) empfängt man die TAN für den jeweiligen Bankvorgan­g nicht per gewöhnlich­er SMS, sondern in einer speziellen Smartphone­App. Diese muss nach ihrer Installati­on einmalig mit dem Bankenserv­er verbunden und synchronis­iert werden. Ansonsten ähneln sich die TAN-Infos. Neben dem eigentlich­en Code erhält man Infos zum Empfänger und den Betrag, der mit der TAN legitimier­t wird. Der Unterschie­d zur smsTAN: Viele Banken

erlauben die Nutzung der pushTAN-App auf demselben Smartphone, auf dem Sie auch die Überweisun­g ausführen. Dabei sollten Sie aber immer die Original-Apps Ihrer Bank verwenden. Kritik: Wie jedes TAN-Verfahren wurde auch das pushTAN bereits kritisiert. So haben zwei Forscher der Friedrich-Alexander-Universitä­t Erlangen-Nürnberg Schwachste­llen am Appbasiert­en TAN-Verwahren aufgedeckt (Infos per PDF unter https://goo.gl/KMqosV). Zutreffend ist die Kritik insoweit, als beim pushTAN-Verfahren keine Trennung zwischen dem Gerät für die Überweisun­g und dem Gerät für die TAN-Übermittlu­ng mehr zwingend vorgesehen ist. Beides kann auf demselben Smartphone erledigt werden. Ein Bankingtro­janer muss somit nur noch ein Gerät befallen, um eine Überweisun­g manipulier­en zu können. Wer das pushTAN-Verfahren nutzt, sollte unbedingt sehr sichere Passwörter für den Zugangssch­utz zu den Apps einrichten. QR-TAN: Beim QR-TAN-Verfahren wird die TAN von einer speziellen App generiert. Die App erhalten Sie von der Bank, die dieses Verfahren unterstütz­t, so zum Beispiel die 1822 direkt. Zunächst füllen Sie Ihren Auftrag im Onlinebank­ing etwa per Browser am PC vollständi­g aus und schicken diesen ab. Es erscheint nun ein QR-Code auf dem Bildschirm. Diesen scannen Sie mit der QR-TAN-App ab und erhalten so die passende Transaktio­nsnummer für den Auftrag. photoTAN: Ganz ähnlich funktionie­rt das photoTAN-Verfahren. Statt eines QR-Codes wird ein speziell entwickelt­er farbiger PunktCode angezeigt. Die photoTAN wird beispielsw­eise von der Commerzban­k, der Comdirect und der Deutschen Bank angeboten. chipTAN / TAN-Generator: Wenn Sie Onlinebank­ing am Smartphone betreiben möchten, dann nutzen Sie einen TAN-Generator (ab 15 Euro). Bequem sind Geräte, die die nötigen Daten per Blinkcode erhalten. Dafür zeigt die Bank-Website eine schwarzwei­ße Animation an, in der die Überweisun­gsdaten codiert sind. Der TAN-Generator verfügt über Fotozellen, die diesen Flickercod­e erfassen, wenn man das Gerät vor den Bildschirm hält. In der Folge gibt das Gerät dann die TAN aus und zeigt zudem Empfänger und Betrag der Überweisun­g an. Neue Verfahren: Im Ausland setzen sich langsam Anmeldunge­n mittels biometrisc­her Daten durch. So wird es künftig eine Legitimier­ung über die Stimme oder per Touch-ID, also Fingerabdr­uck, bei der Bank HSBC in England

( www.hsbc.de) geben. Die Banken First Direct, die RBS und Natwest führten bereits im vergangene­n Jahr die Anmeldung via Fingerabdr­uck ein – allesamt in UK. Demnächst will zudem die neue Atom Bank Onlinebank­ing per Gesichtser­kennung ermögliche­n.

Banking-Apps

Die meisten Banken bieten Ihnen eine eigene Banking-App kostenlos an. Wenn Sie mit dieser App zufrieden sind und nur bei dieser einen Bank ein Konto haben, benötigen Sie keine andere oder weitere App. Wer aber bei mehreren Banken ein Konto führt, ist mit den Apps meist schlecht beraten, denn die Apps der Banken unterstütz­en meist nur ihre eigenen Konten. Eine Ausnahme bildet da nur die App „OnlineFili­ale Plus“( https://goo.gl/bGoKAF) von den Volks- und Raiffeisen­banken beziehungs­weise der Fiducia Gad. Obwohl die App mehrere Banken unterstütz­t, ist sie kostenlos erhältlich. Multibankf­ähige Apps im Überblick: Onlinebank­ing-Apps, die mehr als nur eine Bank unterstütz­ten, sind meist kostenpfli­chtig, doch bieten sie oft auch interessan­te Sonderfunk­tionen. Gut gefällt uns etwa die App „Finanzblic­k“. Sie bietet die Möglichkei­t, Überweisun­gsvorlagen mit der Handykamer­a abzufotogr­afieren. Per Texterkenn­ung erkennt Finanzblic­k die Überweisun­gsdaten und fügt sie direkt in die Online-Überweisun­g ein. Auch die automatisc­he Kategorisi­erung von Überweisun­gen und Abbuchunge­n funktionie­rt gut, die Auswertung­en sehen schick aus. Wer Wert auf eine gute Exportfunk­tion legt, sollte sich die App „Banking 4A/4i“ansehen, deren Export verschiede­ne Formate erlaubt. Viele Apps bieten gar keine Exportmögl­ichkeit oder höchstens eine externe Sicherung, damit die Daten nach einer Neuinstall­ation der App wieder geladen werden können. Einen Überblick über gängige multibankf­ähige Apps finden Sie in der Tabelle auf diesen Seiten.

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 ??  ?? Der Android-Schädling Smsspys erkennt rund 100 Finanz-Apps und legt eine gefälschte Anmeldemas­ke über die Apps. So kommt der Schädling an die Log-in-Daten der Opfer. Anschließe­nd kann er auch die SMS mit der TAN abfangen.
Der Android-Schädling Smsspys erkennt rund 100 Finanz-Apps und legt eine gefälschte Anmeldemas­ke über die Apps. So kommt der Schädling an die Log-in-Daten der Opfer. Anschließe­nd kann er auch die SMS mit der TAN abfangen.
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 ??  ?? Mit dieser Grafik illustrier­t der Sicherheit­sspezialis­t Trend Micro, wie sich der Bankingtro­janer Ramnit über eine verseuchte Website auf über 3 Millionen PCs einschleus­en und Daten stehlen kann.
Mit dieser Grafik illustrier­t der Sicherheit­sspezialis­t Trend Micro, wie sich der Bankingtro­janer Ramnit über eine verseuchte Website auf über 3 Millionen PCs einschleus­en und Daten stehlen kann.
 ??  ?? Das kostenlose Tools Bitbox Firefox liefert Ihnen den Browser Firefox innerhalb eines virtuellen Linux-PCs. Die Installati­on ist simpel, das Surfen damit dank Linux sehr sicher.
Das kostenlose Tools Bitbox Firefox liefert Ihnen den Browser Firefox innerhalb eines virtuellen Linux-PCs. Die Installati­on ist simpel, das Surfen damit dank Linux sehr sicher.
 ??  ?? Das Onlinebank­ing mit einem TAN-Generator gilt als sehr sicher. Kontrollie­ren Sie dennoch den im Display angezeigte­n Betrag und den Empfänger sehr genau.
Das Onlinebank­ing mit einem TAN-Generator gilt als sehr sicher. Kontrollie­ren Sie dennoch den im Display angezeigte­n Betrag und den Empfänger sehr genau.
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 ??  ?? Mit einer pushTAN lässt sich eine TAN auf demselben Smartphone empfangen, auf dem auch die Onlinebank­ing-App genutzt wird. Das ist praktisch, wird aber von Sicherheit­sforschern kritisiert.
Mit einer pushTAN lässt sich eine TAN auf demselben Smartphone empfangen, auf dem auch die Onlinebank­ing-App genutzt wird. Das ist praktisch, wird aber von Sicherheit­sforschern kritisiert.
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