Jetzt kommt Windows 10.4!
Das bringt das große Fall Creators Update: Neuer Virenschutz, besserer Task-Manager, schnellere Windows-Updates, neues Onedrive, Mixed-Reality-Modus, komfortablere Anbindung für alle Smartphones u.v.m
AM 17. OKTOBER ist es so weit: Mit dem Fall Creators Update liefert Microsoft das zweite große Update für Windows 10 in diesem Jahr aus. Seit dem Erscheinen des aktuellen Betriebssystems im Sommer 2015 stellt dies das vierte große Update dar. Ab Mitte Oktober soll das Fall Creators Update auf die weltweit mehr als 500 Millionen Geräte mit Windows 10 ausgerollt und installiert werden. Wir werfen einen Blick auf alle wichtigen Neuerungen, beschreiben aber auch, welche Funktionen der Hersteller mit der neuesten Aktualisierung entfernt oder nicht mehr weiterentwickelt. Konkret trifft dies den Windows-klassiker Paint, der fortan nicht mehr vorinstalliert ist, sondern nur noch über Windows Store erhältlich ist. Paint macht damit Platz für Paint3d.
Kein origineller Name, dafür zahlreiche Neuerungen
Besonders originell ist die Bezeichnung des nun im Herbst erscheinenden Nachfolgers vom Creators Update nicht, dafür wartet das Fall Creators Update mit vielen interessanten Neuerungen auf. So handelt es sich also um Teil 2 des Creators Updates, und es werden einige Funktionen nachgereicht, die vor einem halben Jahr noch zurückgehalten wurden. Was also ist jetzt neu? Mit dem Fluent Design System spendiert Microsoft der Oberfläche eine neue Designsprache, die den Einsatz von Windows 10 auf den unterschiedlichsten Gerätetypen berücksichtigt. Das Grundprinzip ist, für die unterschiedlichen Geräte verschiedene Oberflächen zur Verfügung zu stellen: Es macht eben einen Unterschied, ob eine App auf einem Desktop-rechner, auf einem Smartphone oder in einer Umgebung für Virtual Reality (VR) läuft. Zu den ersten Apps, die die neue Design-sprache bereits verwenden und die öffentlich getestet werden, gehört die neue App Windows Story Remix (siehe Kasten auf Seite 30). Wie die Animationen von Elementen künftig aussehen werden, zeigt ein kurzes Video (www. pcwelt.de/hzjtzs).
Gpu-infos im Taskmanager, Smartphone zum Koppeln
Der Task Manager bekommt einen Bereich „GPU“, der Infos zur Leistung des eingebauten Grafikprozessors (GPUS) zeigt. Dabei wird die exakte Bezeichnung jeder GPU angezeigt, die Performance-grafiken zeigen die Leistung der GPU in den Bereichen „3D“, „Copy“, „Video Decode“und „Video Processing“an. Außerdem legt der Taskmanager offen, wie viel Speicher und CPU eine in Microsoft Edge geöffnete Website in Anspruch nimmt. Aufgeblähte Websites lassen sich so schneller ermitteln und mit einem Mausklick „abschießen“.
Ferner ermöglicht das Herbst-update, das eigene Smartphone (Android oder iphone) mit dem Windows-rechner zu koppeln. Dazu be-
„Microsoft spricht von Mixed Reality, tatsächlich aber setzen die neuen Brillen auf Virtual Reality (VR).“
findet sich in den Einstellungen der neue Eintrag „Handy“. Microsoft will die dadurch möglichen neuen Funktionen nach und nach ausliefern. Zum Start lässt sich unter anderem geräteübergreifend im Web surfen.
Zum Verknüpfen des PCS mit dem Smartphone verschickt Windows eine SMS an das Mobilgerät, über die dann die „Microsoft App“-app unter IOS oder Android installiert wird. Diese muss dann wiederum mit dem Microsoft-konto verbunden werden, über das auch Windows 10 am Desktop-pc angemeldet ist.
Eine im mobilen Browser geöffnete Website können Sie damit über den „Teilen“-befehl an den PC schicken. Dabei können Sie entscheiden, ob die Seite sofort im Pc-browser oder erst später über das Action-center geöffnet werden soll. Auch eingehende Sms-nachrichten müssen nicht mehr am Smartphone beantwortet werden, während man am Rechner sitzt. Das Action-center informiert über eingehende Kurznachrichten, man kann sich direkt und bequem via Tastatur beantworten. Künftig soll es zudem möglich sein, in der Word-app ein Dokument auf dem Smartphone oder Tablet zu bearbeiten und daran dann später die Arbeit am PC fortzusetzen.
3D-view für Mixed-reality-inhalte, 10 Trueplay und Eye Control
Mit Paint 3D oder anderen Werkzeugen erstellte Mixed-reality-inhalte lassen sich in der neuen App 3D-viewer betrachten. Dabei handelt es sich um eine Art Foto-app für 3D-objekte, entsprechende Modelle erhalten Sie auch über das Webportal Remix3d www.remix3d.com. Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist die künftige Unterstützung von Windows 10 von „Mixed Reality“: Darunter versteht Microsoft eine Kombination aus Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). Mehr zu den neuen, vergleichsweise günstigen Headsets lesen Sie im Kasten rechts.
Mit dem Fall Creators Update führt Microsoft ein Anti-cheat-system fürs Gaming ein. Das unterstreicht die Bedeutung des PC als Spieleplattform. Schon mit dem Creators Update gab es diesbezüglich einige Neuerungen, wie etwa den Game Mode. Doch der PC als Gamingplattform leidet in vielen Onlinespielen unter den vielen Schummlern. Nach Steam und anderen Technologien will denen nun auch Microsoft den Kampf direkt auf Betriebssystemebene ansagen. Denn unter Windows 10 befindet sich nach dem Fall Creators Update in den Einstellungen unter „Spiele“die neue Funktion Trueplay, die sicherstellen soll, dass alles ordnungsgemäß abläuft. Details zu Trueplay liegen aber noch nicht vor. Ein weiteres neues Feature heißt Eye Control. Damit lässt sich das Betriebssystem mit den Augen steuern. Die neu integrierte Eye-tracking-unterstützung soll Nutzern, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen keine Maus oder Tastatur verwenden können, die Rechnerbedienung erleichtern. Für die Verwendung von Eye Control benötigt man zurzeit den Tobii Eye Tracker 4C, andere Eye-trackinghardware soll nach und nach unterstützt werden. Nach der Aktivierung lassen sich Eingaben mit einem Blick auf die eingeblendeten Bedienelemente durchführen. Auch der Mauszeiger kann über Augenbewegungen gesteuert wer-
den; ebenso möglich sind Tastatureingaben per Augensteuerung.
Onedrive mit Platzhalterfunktion, Verbesserungen im Edge-browser
Mit dem Herbst-update kehrt die Platzhalterfunktion von Onedrive in Windows 10 zurück. Damit sehen Sie wieder alle bei Onedrive abgelegten Dateien, ohne dafür auf dem lokalen Gerät Speicherplatz zu belegen oder unterwegs unnötiges Mobilfunkvolumen zu verbrauchen. Erst wenn eine Datei tatsächlich benötigt wird, wird sie auch lokal heruntergeladen und kann dann in der entsprechenden Anwendung oder App bearbeitet werden. Anschließend wird die Datei wieder mit allen Änderungen in der Cloud gespeichert.
Zu den Neuerungen beim Microsoft-browser Edge gehört die Möglichkeit, die Einstellungen und Cookies von Chrome zu importieren. Neuerungen gibt es zudem bei elektronischen Dokumente im E-pub-format: In Edge kann nun eine Textpassage markiert und die „Frag Cortana“-funktion im Kontextmenü ausgewählt werden, um beispielsweise einen Begriff nachzuschlagen. Wer ein Gerät mit Stifteingabe verwendet, kann zudem Textpassagen in E-pub- und Pdf-dokumenten mit Notizen versehen. Bei allen Büchern aus dem Windows Store werden Lesefortschritt, Lesezeichen und Notizen über alle Windows-10-geräte hinweg synchronisiert. Außerdem werden endlich alle in Edge gespeicherten Favoriten in einer Baumstruktur angezeigt, was die Verwaltung und das Ablegen neuer Favoriten erleichtert. Schließlich lässt sich die URL eines bereits gespeicherten Favoriten ändern.
Cortana wird cleverer, Handschrifterkennung, virtuelles Keyboard
Hinzu kommen zahlreiche Verbesserungen für Cortana und bei der Nutzung der Handschrifterkennung. Die persönliche Assistentin erhält – vorerst nur in der Us-version – mehr Intelligenz. Möchte man als Nutzer Cortana den Zugriff auf seine Fotosammlung erlauben, erkennt Cortana auf den in der Cloud abgelegten Fotos unter anderem Event-plakate oder Flyer und empfiehlt dem Nutzer entsprechende Termine anzulegen.
Cortana ist auch in der Lage, Suchergebnisse aus dem Web direkt im aufklappenden Cortana-fenster anzuzeigen, ohne wie bisher immer einen Browser öffnen zu müssen. Dazu wird nach den passenden Suchanfragen das Cortana-fenster automatisch verbreitert. Praktisch ist dies beispielsweise bei Videos, Wetter- und Börseninformationen. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, über einen Sprachbefehl an Cortana einen Rechner neu zu starten, auszuschalten, sich abzumelden oder zu sperren.
Nach dem Sprachkommando „Hey, Cortana, schalte den Rechner ab“kümmert sich also Cortana um das Ausschalten, ohne dass man dafür Maus oder Tastatur bemühen muss. Bei einigen der neuen Sprachbefehle fragt Cortana nochmal zur Sicherheit nach, ob der Befehl wirklich ausgeführt werden soll. Der Nutzer muss dies dann mit einem „Ja“bestätigen oder mit einem „Nein“ablehnen. Diese Funktion ist aktuell zunächst nur in der englischsprachigen Vorabversion verfügbar, die deutsche Variante soll aber folgen.
Hinzu kommt auch Cortana Lasso: Windows10-anwender, die den Rechner in Verbindung mit einem Stift nutzen, können Infos auf dem Bildschirm per „Lasso“einfangen, die Cortana dann analysiert und weiterverarbeitet. Die Handschrifterkennung wurde ebenfalls verbessert, unterm Strich soll insbesondere das Schreiben von Texten per Stifteingabe deutlich angenehmer werden. Teilweise sind die Änderungen aktuell aber bisher nur in der englischsprachigen Version umgesetzt. Über die „Find my Pen“-funktion können Besitzer eines Ein-
gabestifts auch jederzeit den Standort des Stifts ermitteln. Dabei verwenden die Entwickler einen kleinen Trick, denn Windows merkt sich einfach den Ort, an dem zuletzt der Eingabestift verwendet wurde. Weitere Verbesserungen betreffen die virtuelle Tastatur, die bei Eingaben auf Touchgeräten eingeblendet werden. So wurde das Touchkeyboard neugestaltet und lässt sich komplett auch mit nur einer Hand bedienen. Über den neuen Mikrofonbutton kann jederzeit die Spracherkennung eingeschaltet werden, die auch Tastaturkommandos wie „Lösche das“zum Entfernen von markiertem Text erkennt.
Schnelleres Update, mehr Sicherheit, Timeline erst später
Mit der neuen Version verbessert Microsoft auch den Updateprozess und den Bootvorgang nach größeren Versionsupdates, indem der Rechner sich nach der Aktualisierung automatisch mit den Anmeldeinformationen des Nutzers anmeldet und so die Updateinstallation inklusive der Appeinrichtungen abschließt. Kleinere Veränderungen gibt es an vielen weiteren Stellen. Dazu gehören neue Sicherheitseinstellungen im Windows Defender Security: darunter die Optionen in „App & Browsersteuerung > Exploitschutz“und den „Viren & Bedrohungsschutz“.
Mit dem Windows 10 Fall Creators Update wollte Microsoft ursprünglich auch die neue Zeitleistenfunktion einführen. Deren Fertigstellung verzögert sich allerdings, sie soll nun später erscheinen. Die Zeitleiste soll es ermöglichen, jederzeit zu einem beliebigen Punkt in der Vergangenheit zurückspringen, um dann dort auf den seinerzeit gültigen Zustand von Dateien, Anwendungen oder Websites zuzugreifen. Eine einmal angefangene Tätigkeit kann außerdem auf einem Windows10gerät und einer Anwendung jederzeit unterbrochen und auf einem anderen fortgesetzt werden – auch auf Mobilgeräten mit Android und IOS. Zur neuen Timelinefunktion gehört auch die Cloudzwischenablage, die die per Zwischenablage abgelegten Inhalte im Web speichert, von wo sie dann auf jedem Gerät weiterverwendet werden können. Auch die Cloudzwischenablage lässt aber mindestens bis zum Frühjahr auf sich warten.
Gestrichen wird in Windows 10 Pro das Dateisystem REFS. Einen Überblick über alle mit dem Herbstupdate entfernten Funktionen lesen Sie unter www.pcwelt.de/2287859. Einen ersten Überblick zum nächsten, im Frühjahr 2018 erscheinenden Update („Redstone 4“) geben wir unter www.pcwelt.de/2296016. Ein Tipp für Ungeduldige: Zwar will Microsoft das Herbstupdate deutlich schneller ausrollen als das Creators Update – hier dauerte es vier Monate, bis alle Geräte über die normale Updatefunktion aktualisiert waren –, etwas dauern kann es aber auch jetzt. Wer nicht warten möchte, nutzt den Windows10updateassistenten (www.pcwelt.de/44b4jx). Und zum Schluss darf ein weiterer Hinweis nicht fehlen: Mit dem Fall Creators Update ist natürlich nicht Schluss, die Entwicklung von Windows 10 geht gleich weiter. Für Informationen werfen Sie immer mal wieder einen Blick in die Posts zum Windows Insider Programm unter www.pcwelt.de/ihqut8.