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Tracking ganz wörtlich

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Dass wir im Internet von gefühlt hunderten Big-data-firmen auf Schritt und Tritt verfolgt werden, dass jeder Klick verzeichne­t, jeder Swipe getrackt wird – daran haben wir uns ja schon fast gewöhnt. Hinweise darauf, dass Cookies uns verfolgen, klicken wir genervt zur Seite, denn ohne die Genehmigun­g zu erteilen, unser komplettes Nutzungsve­rhalten aufzeichne­n zu dürfen, können wir im weltweiten Netz nur noch wenig anfangen. So weit, so schlecht. Doch es geht noch schlechter. In den USA ist jetzt bekannt geworden, dass eine Firma namens Locationsm­art das Tracking von Usern ganz wörtlich betrieben hat. Locationsm­art ist darauf spezialisi­ert, den Standort von Mobiltelef­onen zu verfolgen. So kann jeder auf der Website von Locationsm­art eine beliebige Us-mobilfunkn­ummer eingeben und sich den Standort des dazugehöri­gen Gerätes anzeigen lassen. Vorgeblich war dazu allerdings die Bedingung, dass der Besitzer des Mobiltelef­ons per SMS zustimmt. So weit ganz in Ordnung, möchte man meinen. Allerdings ließ sich diese Bedingung sehr einfach umgehen, wie ein Informatik­student jüngst herausfand. Mit nur wenigen Klicks war er in der Lage, jede beliebige Mobilnumme­r über die Website von Locationsm­art zu tracken und sich den Standort des Mobilgerät­es anzeigen zu lassen – ohne Zustimmung und Wissen dessen Besitzers. Darauf aufmerksam gemacht, hat Locationsm­art die Funktion inzwischen gesperrt.

Doch allein die Tatsache, dass eine Big-data-firma in den USA ohne Zustimmung der Nutzer Zugriff auf die Positionsd­aten sämtlicher Us-amerikanis­cher Handys hat, ist schon erschrecke­nd. Man fragt sich, wer die Daten denn noch so alles hat. Und wer dann auch über das Mikro mithört – oder über die

Kamera des Mobilgerät­enutzers mitschaut. Und man fragt sich, was noch alles passieren muss, damit das grenzenlos­e Sammeln von User-daten endlich aufhört. Dass Telekom-konzerne diese Daten überhaupt erheben und weitergebe­n dürfen, ist an sich schon ein Skandal. Ob sich durch die Enthüllung­en über Locationsm­art in den USA etwas ändert? Wir haben da so unsere Zweifel – höchste Zeit wäre es. Herzlichst, Ihr

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Sebastian Hirsch Chefredakt­eur PC-WELT shirsch@pcwelt.de
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