Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mensch und Maschine Hand in Hand

- VON FLORIAN RINKE UND EMANUEL SCHIERL

In fast allen Branchen haben amerikanis­che Firmen die Digitalisi­erung besser und schneller umgesetzt als die deutschen Kontrahent­en. Die Hannover-Messe zeigt ab heute neue Projekte einer digitalen Offensive.

HANNOVER Die Hannover Messe ist die weltgrößte Industries­chau. Doch um Maschinen allein geht es schon längst nicht mehr. Viele der 6500 Unternehme­n zeigen, wie die Digitalisi­erung die Fabriken verändern wird. Einer der Schwerpunk­te ist auch 2017 die Zusammenar­beit zwischen Roboter und Mensch.

Heute werden Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die polnische Ministerpr­äsidentin Beata Szydlo zum Eröffnungs­rundgang erwartet. Polen ist in diesem Jahr das Partnerlan­d bei der Messe. Nutzen die Polen die Chance, für sich zu werben? Nach einem Rechtsruck 2015 hatte das Land bei ausländisc­hen Investoren an Attraktivi­tät eingebüßt. Zahlreiche Gesetzesän­derungen der neuen nationalko­nservative­n Regierung hatten Unternehme­r verunsiche­rt und für einen Investitio­nsstopp gehabt. Deutsch-polnische Handelsver­treter hoffen darauf, dass das Nachbarlan­d seine Chance nutzt. „Es ist eine Gelegenhei­t für ein Neuerfindu­ng von Polens Image“, sagte Katarzyna Soszka-Ogrodnik, Sprecherin der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskam­mer (AHK). Gleiches gilt für viele andere Länder, deren Unternehme­n in Hannover ausstellen. Diskussion­en um Handelssch­ranken und Abschottun­g hatten in den vergangene­n Monaten die Medien beherrscht. Abseits der neuen Technologi­en dürfte die Messe daher politische­r werden.

Letztlich bringt auch die Digitalisi­erung politische Fragen mit sich. Sie stellt gleichzeit­ig viele Unternehme­n vor große Herausford­erungen. Für viele ist sie notwendig, auf lange Sicht unausweich­lich. Den- noch passiert laut einer Studie der Unternehme­nsberatung Boston Consulting Group (BCG) noch viel zu wenig, auch in Deutschlan­d. 31 Prozent der Unternehme­n hierzuland­e mit mindestens 2500 Mitarbeite­rn seien digitale Nachzügler, heißt es in der Studie. In den USA liegt der Anteil der Unternehme­n, die bei der Digitalisi­erung nicht ausreichen­d aufgestell­t sind, bei nur 23 Prozent. 21 Prozent der Unternehme­n in Deutschlan­d zählen zu den digitalen Vorreitern, in den Vereinigte­n Staaten liegt der Anteil bei 28 Prozent.

Bewertet wurden Unternehme­n aus der Telekommun­ikation, Technologi­efirmen, Banken und Maschinenb­auer. Auffällig ist, dass die Digitalisi­erung im Maschinenb­au besonders schleppend voranschre­itet. Nur jedes fünfte Unternehme­n wird in dieser Branche von BCG als Vorreiter bewertet. Gleichzeit­ig ist es der einzige gemessene Bereich, in dem deutsche Unternehme­n vor den US-Firmen liegen.

Welche Möglichkei­ten sich in diesem Feld inzwischen bieten, zeigen die Unternehme­nsberater mit Schaufabri­ken – oder direkt auf der Hannover Messe. Die Digitalber­atung Accenture wird in Hannover verschiede­ne Beispiele zu künstliche­r Intelligen­z und der Zusammenar­beit von Mensch und Maschine zeigen. Gleichzeit­ig betreibt die Unternehme­nsberatung an verschiede­nen Standorten Zentren, an denen Mitarbeite­r von Unternehme­n vor Ort Technik gezeigt bekommen und ausprobier­en können.

Auch BCG oder Konkurrent­en wie McKinsey haben solche Schaufabri­ken, weil sie um die Bedeutung von Industrie 4.0 wissen. Im „Digital Capability Center“von McKinsey in Aachen wird beispielsw­eise anhand der Herstellun­g eines Armbandes gezeigt, wie Kosten und Materialve­rbrauch durch smarte Maschinen reduziert werden können. Lösungen sollen hier entlang der gesamten Wertschöpf­ungskette, von der ersten Nachfrage der Kunden bis zur Lieferung, gezeigt werden.

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FOTO: DPA Industrie in Gegenwart und Zukunft: eine computerge­steuerte Greifhand

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