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Ilie Nastase schockiert die Tenniswelt

- VON ULRIKE WEINRICH

Der 70-jährige Rumäne sorgt am Rande des Fed-Cup-Spiels gegen Großbritan­nien für zahlreiche Eklats.

CONSTANTA/DÜSSELDORF (sid) Ein einziger Eklat war Ilie Nastase anscheinen­d nicht genug: Der ehemalige Tennisstar hat mit rassistisc­hen und sexistisch­en Bemerkunge­n gegen Serena Williams & Co. sowie einem unmoralisc­hen Angebot seinen Ruf als Enfant Terrible unterstric­hen. Der Tennis-Weltverban­d (ITF) entzog dem rumänische­n FedCup-Teamchef daraufhin bereits am ersten Tages des Duells der Weltgruppe II gegen Großbritan­nien in Constanta die Akkreditie­rung.

Unmittelba­r zuvor hatte der 70Jährige, der bereits während seiner Profi-Zeit als schwierige­r Charakter und Playboy galt, die Gästespiel­erinnen um die Weltrangli­stensiebte Johanna Konta aufs Übelste beleidigt. Laut Zeugen soll Nastase im Laufe der zweiten Partie zwischen Konta und Sorana Cirstea in Richtung des britischen Teams Schimpfwör­ter gebraucht haben. Die rumänische­n Zuschauer im Tennis-Club IDU standen ihrem Idol zur Seite und machten aus der Freiluftan­lage einen Hexenkesse­l. Der Stuhlrefer­ee schritt ein – und Nastase brüllte ihn an: „Sind wir hier in der Oper? Was ist dein Scheißprob­lem?“

Zunächst wurde der zweimalige Grand-Slam-Sieger Nastase auf die Tribüne verwiesen. Als die Beschimpfu­ngen nicht aufhörten, wurde ihm von der ITF wegen seines „schwerwieg­enden Fehlverhal­tens“sogar die Akkreditie­rung entzogen – und Nastase musste die Anlage verlassen.

Konta brach angesichts der aufgebrach­ten Menge in Tränen aus. Das Match wurde beim Stand von 6:2, 1:3 unterbroch­en. Rumäniens TopSpieler­in Simona Halep richtete daraufhin zur Beruhigung einige Worte an das Publikum. Nach einer kurzen Pause kehrte Konta auf den Court zurück und gewann die Partie noch mit 6:2, 6:3.

Am Vortag hatte die ITF bereits mit Ermittlung­en gegen Nastase wegen vermeintli­ch rassistisc­her Äußerungen über die Schwangers­chaft von Grand-Slam-Rekordgewi­nnerin Serena Williams begonnen. Während Halep eine Frage zur kürzlich bekannt gewordenen Schwangers­chaft der 35 Jahre alten Amerikaner­in beantworte­te, sagte der frühere Weltrangli­stenerste im Hintergrun­d: „Mal sehen, was es für eine Farbe hat. Schokolade mit Milch?“Die britische Journalist­in Eleanor Crooks, die über den Williams-Vorfall berichtet hatte, bezeichnet­e Nastase später als „dumm“– und in einem persönlich­en Gespräch wenig später als „hässlich“, wie Crooks twitterte.

Ein Sprecher des Weltverban­des sagte der BBC: „Die ITF toleriert keine diskrimini­erende und beleidigen­de Sprache und Verhaltens­weisen jeglicher Art. Wir haben mit einer umgehenden Untersuchu­ng begonnen, um alle Fakten zu haben, bevor wir weitere und angemessen­e Maßnahmen ergreifen.“

Bereits bei der Pressekonf­erenz am Freitag hatte Nastase die schwangere britische Teamchefin Anne Keothavong gut hörbar nach ihrer Zimmernumm­er gefragt – und bei einem gemeinsame­n Foto den Arm ganz eng um sie gelegt.

Der langmähnig­e Nastase, Vater von fünf Kindern und dreimal geschieden, hatte bereits Ende März mit unbegründe­ten Doping-Anschuldig­ungen gegenüber Serena Williams von sich reden gemacht. Der US-Open-Champion von 1972 und French-Open-Sieger von 1973 hatte bereits in seiner Profikarri­ere fast kein Fettnäpfch­en ausgelasse­n und auch schon das deutsche Tennisidol Steffi Graf mit nationalis­tischen Äußerungen beleidigt.

Vor rund 25 Jahren unternahm Nastase einen Abstecher in die Politik. Seine Kandidatur für das Bürgermeis­teramt von Bukarest scheiterte aber.

Erfolgreic­h waren dagegen die rumänische­n Spielerinn­en. Mit dem 3:1-Sieg verhindert­en sie den Abstieg und bleiben weiter im Kreis der acht zweitklass­igen Teams.

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