Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Sein eigener Chef werden
Mit einem Start-up nehmen viele Studenten ihre Zukunft selbst in die Hand.
Vielen Studenten stellt sich gar nicht erst die Frage, wo sie nach ihrem Abschluss arbeiten wollen. Denn sie entscheiden sich dafür, ihr eigener Chef zu werden und ein Unternehmen zu gründen. Natürlich klingt das erst einmal verlockend: Keiner macht einem Vorschriften und man bestimmt ganz allein, wo es lang geht. Doch ein Start-up ist auch mit viel Arbeit verbunden und kostet Geld sowie Nerven. Trotzdem entscheiden sich immer mehr Akademiker für den Schritt. Laut einer Studie der KfWBank besitzt jeder dritte Gründer in Deutschland einen Hochschulabschluss.
Ein Grund, weshalb es bereits im Studium sinnvoll ist, eine Start-up-Idee zu entwickeln, ist die Zeit. Als eingeschriebener Student kann man sich neben seinen Seminaren wunderbar seiner eigenen Kreativität widmen und ihr Freilauf lassen. Auch aus UniProjekten entstehen oft interessante Geschäftsideen. Der Vorteil: Wenn man in erster Linie Student ist, ist man noch nicht darauf angewiesen, von den Gewinnen des Start-ups überleben zu können. Ideen, die nicht wirklich zünden wollen, kann man einfach wieder verwerfen.
Ein Beispiel dafür, wie erfolgreich eine Gründung im Studium sein kann, ist das Düsseldorfer Start-up der beiden Medizinstudenten Mareike Awe und Marc Reinbacher. Mit „intueat“haben sie vor etwa zwei Jahren ein Unternehmen gegründet, das ein Trainingsprogramm zum Abnehmen anbietet. Die Entscheidung, zu gründen, fiel Awe leicht. Nachdem sie selbst intuitives Essen für sich entdeckt und damit innerhalb kurzer Zeit Gewicht verloren hatte, wollte sie das Programm auch anderen zur Verfügung stellen.
„Mir war schon seit langer Zeit klar, dass ich mein Leben mit etwas verbringen möchte, das Menschen hilft. Das spie- gelt sich bereits in meiner Entscheidung zum Medizinstudium wider“, sagt Awe. Ihr Unternehmen „intueat“hat sie gegründet, nachdem sie mit ihrem Freund Marc Reinbacher den Ideenwettbewerb der Heine-Uni gewonnen hatte. Nachdem ein Artikel darüber in der Zeitung erschien, meldeten sich sofort 30 neue Teilnehmer für das Abnehmprogramm an. Diese wurden nach der Gründung die ersten zahlenden Kunden.
Momentan macht Awe ihr Staatsexamen. Dass „intueat“trotz intensiven Lernens gerade gut läuft, liegt auch mit daran, dass hinter dem Start-up mittlerweile ein elfköpfiges Team steht. „Auch unsere begeisterten Teilnehmer sind Gold wert und zeigen uns immer wieder, dass es sich lohnt, wofür wir täglich unser Bestes geben“, sagt Awe, die mittlerweile mit Hilfe der Uni ihre eigenen Büroräume bezogen hat.
Einen Tipp für alle, die auch ein Unternehmen gründen wollen, hat die Medizinstudentin: „Ich würde dazu raten, nur dann zu gründen, wenn man wirklich mit Herzblut hinter der ganzen Sache steht. Ein halbherzig gegründetes Startup lässt sich neben einem Studium kaum am Leben erhalten.“
Zum Glück steht man als gründender Student heutzutage nicht alleine da. An allen großen Hochschulen gibt es Anlaufstellen, die zum Thema Firmengründung beraten. Businesspläne können vor Ort von Experten überprüft und Finanzierungsmöglichkeiten besprochen werden. Da eine gute Idee allein nicht ausreicht, erhalten die zukünftigen Selbstständigen auch Unterstützung, was BWL-Fachkenntnisse angeht. An vielen Hochschulen, wie etwa der Uni Münster oder der Uni Düsseldorf, firmiert diese Anlaufstelle als „Center for Entrepreneurship“.
Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gibt es sogar eine besondere Förderung für Studenten beziehungsweise Absolventen. Das EXIST-Gründerstipendium richtet sich an alle, die an einer nicht gewinnorientierten Hochschule studiert und einen Businessplan umsetzen möchten. Zur Antragstellung müssen Studierende mindestens die Hälfte ihres Studiums absolviert haben. Wissenschaftliche Mitarbeiter oder Uniabsolventen können bis zu fünf Jahre nach ihrem Ausscheiden noch einen Förderungsantrag stellen. Die Förderung durch das Stipendium sieht je nach Fall anders aus. Neben einer Sicherung des persönlichen Lebensunterhalts werden auch finanzielle Mittel für Sachausgaben oder Coaching bereitgestellt. Weitere Informationen zum Stipendium unter www.exist.de