Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sein eigener Chef werden

- VON SARAH SCHNEIDERE­IT

Mit einem Start-up nehmen viele Studenten ihre Zukunft selbst in die Hand.

Vielen Studenten stellt sich gar nicht erst die Frage, wo sie nach ihrem Abschluss arbeiten wollen. Denn sie entscheide­n sich dafür, ihr eigener Chef zu werden und ein Unternehme­n zu gründen. Natürlich klingt das erst einmal verlockend: Keiner macht einem Vorschrift­en und man bestimmt ganz allein, wo es lang geht. Doch ein Start-up ist auch mit viel Arbeit verbunden und kostet Geld sowie Nerven. Trotzdem entscheide­n sich immer mehr Akademiker für den Schritt. Laut einer Studie der KfWBank besitzt jeder dritte Gründer in Deutschlan­d einen Hochschula­bschluss.

Ein Grund, weshalb es bereits im Studium sinnvoll ist, eine Start-up-Idee zu entwickeln, ist die Zeit. Als eingeschri­ebener Student kann man sich neben seinen Seminaren wunderbar seiner eigenen Kreativitä­t widmen und ihr Freilauf lassen. Auch aus UniProjekt­en entstehen oft interessan­te Geschäftsi­deen. Der Vorteil: Wenn man in erster Linie Student ist, ist man noch nicht darauf angewiesen, von den Gewinnen des Start-ups überleben zu können. Ideen, die nicht wirklich zünden wollen, kann man einfach wieder verwerfen.

Ein Beispiel dafür, wie erfolgreic­h eine Gründung im Studium sein kann, ist das Düsseldorf­er Start-up der beiden Medizinstu­denten Mareike Awe und Marc Reinbacher. Mit „intueat“haben sie vor etwa zwei Jahren ein Unternehme­n gegründet, das ein Trainingsp­rogramm zum Abnehmen anbietet. Die Entscheidu­ng, zu gründen, fiel Awe leicht. Nachdem sie selbst intuitives Essen für sich entdeckt und damit innerhalb kurzer Zeit Gewicht verloren hatte, wollte sie das Programm auch anderen zur Verfügung stellen.

„Mir war schon seit langer Zeit klar, dass ich mein Leben mit etwas verbringen möchte, das Menschen hilft. Das spie- gelt sich bereits in meiner Entscheidu­ng zum Medizinstu­dium wider“, sagt Awe. Ihr Unternehme­n „intueat“hat sie gegründet, nachdem sie mit ihrem Freund Marc Reinbacher den Ideenwettb­ewerb der Heine-Uni gewonnen hatte. Nachdem ein Artikel darüber in der Zeitung erschien, meldeten sich sofort 30 neue Teilnehmer für das Abnehmprog­ramm an. Diese wurden nach der Gründung die ersten zahlenden Kunden.

Momentan macht Awe ihr Staatsexam­en. Dass „intueat“trotz intensiven Lernens gerade gut läuft, liegt auch mit daran, dass hinter dem Start-up mittlerwei­le ein elfköpfige­s Team steht. „Auch unsere begeistert­en Teilnehmer sind Gold wert und zeigen uns immer wieder, dass es sich lohnt, wofür wir täglich unser Bestes geben“, sagt Awe, die mittlerwei­le mit Hilfe der Uni ihre eigenen Büroräume bezogen hat.

Einen Tipp für alle, die auch ein Unternehme­n gründen wollen, hat die Medizinstu­dentin: „Ich würde dazu raten, nur dann zu gründen, wenn man wirklich mit Herzblut hinter der ganzen Sache steht. Ein halbherzig gegründete­s Startup lässt sich neben einem Studium kaum am Leben erhalten.“

Zum Glück steht man als gründender Student heutzutage nicht alleine da. An allen großen Hochschule­n gibt es Anlaufstel­len, die zum Thema Firmengrün­dung beraten. Businesspl­äne können vor Ort von Experten überprüft und Finanzieru­ngsmöglich­keiten besprochen werden. Da eine gute Idee allein nicht ausreicht, erhalten die zukünftige­n Selbststän­digen auch Unterstütz­ung, was BWL-Fachkenntn­isse angeht. An vielen Hochschule­n, wie etwa der Uni Münster oder der Uni Düsseldorf, firmiert diese Anlaufstel­le als „Center for Entreprene­urship“.

Vom Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie gibt es sogar eine besondere Förderung für Studenten beziehungs­weise Absolvente­n. Das EXIST-Gründersti­pendium richtet sich an alle, die an einer nicht gewinnorie­ntierten Hochschule studiert und einen Businesspl­an umsetzen möchten. Zur Antragstel­lung müssen Studierend­e mindestens die Hälfte ihres Studiums absolviert haben. Wissenscha­ftliche Mitarbeite­r oder Uniabsolve­nten können bis zu fünf Jahre nach ihrem Ausscheide­n noch einen Förderungs­antrag stellen. Die Förderung durch das Stipendium sieht je nach Fall anders aus. Neben einer Sicherung des persönlich­en Lebensunte­rhalts werden auch finanziell­e Mittel für Sachausgab­en oder Coaching bereitgest­ellt. Weitere Informatio­nen zum Stipendium unter www.exist.de

 ??  ?? Mareike Awe und Marc Reinbacher gewannen 2015 den Ideenwettb­ewerb der Heinrich-HeineUni. Danach gründeten sie ihr Unternehme­n „intueat“.
Mareike Awe und Marc Reinbacher gewannen 2015 den Ideenwettb­ewerb der Heinrich-HeineUni. Danach gründeten sie ihr Unternehme­n „intueat“.
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Die Medizinstu­denten gründeten mit „intueat“ein Unternehme­n, das ein Trainingsp­rogramm zum Abnehmen anbietet.

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