Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Klage gegen GM wegen Diesel-Tricks

- VON FLORIAN RINKE

Immer mehr Auto-Konzerne müssen sich vor Gericht wegen angebliche­r Manipulati­onen beim Schadstoff-Ausstoß ihrer Fahrzeuge verantwort­en. Ins Visier von Anwälten und Justiz gerät dabei auch immer stärker der Zulieferer Bosch.

DÜSSELDORF Es war keine gute Woche für die Auto-Industrie: Erst die Durchsuchu­ngen der Staatsanwa­ltschaft beim deutschen Hersteller Daimler, dann die Klage der US-Justiz gegen den italo-amerikanis­chen Fiat-Chrysler-Konzern, und nun reichten auch noch Anwälte im USBundesst­aat Michigan bei Gericht Sammelklag­e gegen den US-Branchenfü­hrer General Motors ein. All diese Fälle haben eins gemeinsam: Es geht um den Diesel-Motor – und um die Frage, ob bei den Abgaswerte­n betrogen wurde.

General Motors wird von den Anwälten vorgeworfe­n, die Emissionsw­erte von rund 705.000 Fahrzeugen mittels einer Software manipulier­t zu haben. GM soll demnach eine Abschaltei­nrichtung eingesetzt haben, ein Defeat Device. Der Begriff ist spätestens seit Bekanntwer­den des Abgasskand­als bei Volkswagen zu zweifelhaf­tem Ruhm gelangt, bedeutet er doch nichts anderes, als dass die Software irgendwann den Schadstoff­ausstoß bei Fahrzeugen verändert – zum Nachteil der Umwelt. Die Fahrzeuge stoßen so mehr Stickoxide aus.

General Motors wies die Vorwürfe der Kanzlei Hagens Berman zurück. Diese war zuvor bereits mit ähnli- chen Sammelklag­en gegen Volkswagen, Daimlers US-Tochter Mercedes-Benz und Fiat Chrysler aufgefalle­n.

Es gibt damit inzwischen kaum noch einen europäisch­en oder amerikanis­chen Hersteller, der nicht wegen angebliche­r Diesel-Manipu- lationen am Pranger steht. Doch auch wenn die Einschläge näher kommen – noch halten die Verteidigu­ngslinien der Industrie. Bis auf Volkswagen hat noch kein Hersteller ein Schuldbeke­nntnis abgegeben oder gar Vergleiche oder Schadeners­atz in den USA akzeptiert.

Neben den Hersteller­n gerät nun jedoch auch ein Zulieferer immer stärker in den Fokus: In Deutschlan­d ermittelt die Justiz nicht nur gegen VW und Daimler, sondern auch gegen Bosch – wegen Beihilfe. Die Stuttgarte­r sind der weltgrößte Automobilz­ulieferer und gleichzeit­ig der weltgrößte Lieferant von Motorsteue­rgeräten für Dieselfahr­zeuge. Bosch wird daher auch in der Sammelklag­e gegen General Motors in den USA als Beschuldig­ter geführt, weil es – wie bei Volkswagen – Bauteile zugeliefer­t haben soll. Im VW-Skandal einigte sich der Zulieferer mit der US-Justiz auf einen Vergleich und zahlte 300 Millionen Dollar. „Aus unserer Sicht war Bosch ein williger Teilnehmer in dem Skandal“, sagt US-Rechtsanwa­lt Steve Berman, der mit seiner Kanzlei Hagens Berman geschädigt­e General-Motors-Kunden in den USA vertritt dem Magazin „Spiegel“. Bosch teilte mit, bei den Ermittlung­en der US-Regierung zu Emissionsb­etrugsfäll­en zu kooperiere­n.

 ?? FOTO: REUTERS ?? Präsentati­on des 2014er Chevrolet Silverado Pickup Trucks bei einer Automobilm­esse in Michigan.
FOTO: REUTERS Präsentati­on des 2014er Chevrolet Silverado Pickup Trucks bei einer Automobilm­esse in Michigan.

Newspapers in German

Newspapers from Germany