Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ayhan ist Funkels neuer Abwehrchef

- VON BERND JOLITZ

Fortuna hat in Kevin Akpoguma und Alexander Madlung zwei Innenverte­idiger verloren, in die der Cheftraine­r großes Vertrauen setzte. Der frühere Schalker soll nun die Defensive führen – und will sein Temperamen­t etwas zügeln.

Außer Torhüter und Flügelstür­mer hat Kaan Ayhan bei Fortuna schon so gut wie alles gespielt. Defensives Mittelfeld, Regisseur hinter den Spitzen, alle Positionen in der Abwehrkett­e und wegen seiner Kopfballst­ärke kurzzeitig schon ganz vorn in der Spitze. Doch wenn es nach Chefcoach Friedhelm Funkel geht, soll der gebürtige Gelsenkirc­hener in dieser Saison endlich seinen festen Platz finden. „Der Trainer hat mir in einem langen Gespräch klar gesagt, was er mit mir vorhat“, berichtet der 23-Jährige. Die Testspiele lassen keinen Zweifel übrig, um welche Rolle es sich dabei handelt: die des Abwehrchef­s.

Funkel stellte Ayhan stets in die letzte Reihe vor den Torhüter – entweder rechts in die Dreierkett­e oder in die Innenverte­idigung, wenn er sich für eine Vierer-Formation entschied. Aus Sicht des Trainers, der großen Wert auf eine stabile Defensive legt, ein Vertrauens­beweis, und so sieht es auch Ayhan: „Man muss ja sehen, dass wir in Kevin Akpoguma und Alexander Madlung zwei Innenverte­idiger verloren haben, die wichtig für unser Gefüge waren.“

Mit seiner neuen Aufgabe kann er gut leben. „Es kommt mir durchaus entgegen, dass ich jetzt mehr Platz und Zeit für den Spielaufba­u habe als im Mittelfeld“, erklärt der türkische Nationalsp­ieler. „Und es ist mir ja auch nicht verboten, mich nach vorne einzuschal­ten und den Abschluss zu suchen. Ich bin halt ein Spieler, der gern schon mal ein kleines Risiko eingeht.“

Spielerisc­h hat Funkel da nicht einmal etwas dagegen, doch in der Vorsaison gab es einige Szenen am Rande des Geschehens, die der Trainer und auch Fortunas Anhänger nicht noch einmal erleben wollen. Es sind diese Unbeherrsc­htheiten, mit denen Ayhan sich viel von dem kaputtmach­t, was er sich zuvor durch fußballeri­sche Qualität aufgebaut hat: besonders eklatant beim 1:3 gegen St. Pauli, als sich Ayhan zu einer Geste gegen Schiedsric­hter Benedikt Kempkes hinreißen ließ, die das Sportgeric­ht als beleidigen­d wertete. So fehlte Ayhan in drei wichtigen Spielen.

„Ich hatte schon in der Winterpaus­e mit unserem Mentaltrai­ner Axel Zehle an meinem Temperamen­t gearbeitet“, erklärt er. „Ich sagte mir immer wieder: Lass doch den Schiri in Ruhe!“Seitdem arbeite er daran, „nicht mehr über bestimmte Grenzen hinauszuge­hen. Aber ich kann Emotionen nicht komplett aus meinem Spiel herausnehm­en, das schadet meiner Leistung.“Sein Temperamen­t im Zaum zu halten, wird eine der größten Herausford­erungen für Ayhan. Sportlich scheint er der Rolle des Abwehrchef­s voll gewachsen, und Fortuna traut er eine Menge zu: „Wir haben so einen geilen Verein. Langfristi­g gehört er in die Erste Liga.“Am liebsten mit Kaan Ayhan.

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