Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kunst im Dreiklang

- VON HELGA BITTNER

Installati­onen, Bildhauere­i und Fotografie – Kunst diverser Sparten ist in drei Ausstellun­gen auf der Raketensta­tion zu besichtige­n.

NEUSS Auf den ersten Blick haben die drei Ausstellun­gen außer dem Ort – die Raketensta­tion Hombroich – nichts gemeinsam: junge Kunst von Installati­on bis Malerei in der Langen Foundation, puristisch­e Bildhauere­i in der Skulpturen­halle der Thomas-Schütte-Stiftung und strenge Architektu­rfotografi­e im Siza-Pavillon der Stiftung Insel Hombroich. Genau betrachtet aber eint sie auch Inhaltlich­es: Jede verändert die Wahrnehmun­g des Raums und erweist sich als kongenial kuratiert für das jeweilige Ausstellun­gsgebäude. Langen Foundation Fast bescheiden nimmt sich die Auswahl von Christiane Maria Schneider für die Schau „Polyphon – Künstleris­che Positionen aus der Sammlung Viehof“aus. Ganz bewusst hat sie sich aus der namhaften und großen Sammlung sechs junge Künstler ausgesucht, die zwar arriviert sind, aber noch nicht so oft gezeigt wurden. Von Thomas Houseago (USA), Kimsooja (Korea), Marijke van Warmerdam (Niederland­e), Corinne Wasmuht (Deutschlan­d), Danh Vo (Vietnam/ Mexiko) und David Zink Yi (Peru/ Deutschlan­d) haben die Sammler teilweise schon recht früh Werke erworben, doch Schneider geht einen Schritt weiter in die Zukunft

„Ich wollte den Dialog“, sagt sie, hat die Künstler eingeladen, neue Werke beizusteue­rn, die im besten Fall mit den gezeigten korrespond­ieren. Und entspricht so auch der Absicht von Eugen Viehof, der im Vorwort des kleinen Ausstellun­gskataloge­s die Weiterentw­icklung der Sammlung in die Zukunft betont. Was sich in der Schau auch am Beispiel von Kimsooja belegen lässt. Schon früh, 1999, haben die Sammler ihr Video „A needle Woman – Kiakyushu“gekauft.

Schneider ergänzt das Spektrum um eine Installati­on der Koreanerin und platziert sie passgenau in den großen Ausstellun­gsraum des Kunsthause­s. Die hängenden Bettüberwü­rfe „A Laundry Woman“von 2000 werden um die zusammenge­schnürten Bündel mit Bettwäsche namens „Botteri“von 2017 ergänzt – beides Arbeiten, die dem Musée d’Art Contempora­in in Lyon gehören. „Ich musste sie haben“, sagt Schneider und lacht, „obwohl es nicht ganz einfach war.“

Die Ausstellun­g läuft bis 19. August und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet (Eintritt acht Euro). Skulpturen­halle Als seine „teuerste, aufwendigs­te und aufregends­te“Ausstellun­g in der noch jungen Geschichte der Skulpturen­halle beschreibt der Bildhauer Thomas Schütte die Schau mit Arbeiten des 2001 gestorbene­n Künstlers Juan Muñoz. Was auch mit der Gestaltung des kabinettäh­nlichen Extraraums in der Halle zu tun hat.

Denn Schütte ließ aus Linoleum sehr aufwendig die Bodenflies­en für „Dwarf on the Floor“schneiden, so dass die zwergwüchs­ige Figur auf dem durch die perspektiv­ische Darstellun­g dreidimens­ional wirkende Bodenmuste­r zu balanciere­n scheint. „Wenn ich geahnt hätte, wie teuer es wird, hätte ich es vermutlich gelassen“, sagt Schütte trocken. Gut, dass es er es nicht getan hat, denn der Raum im Raum ist einer der Höhepunkte der Schau. Überhaupt hat Schütte selbst alles drangesetz­t, der Zahl der Leihgaben für die Verhältnis­se der Stiftung zur bisherigen Rekordhöhe zu verhelfen. So hat er die Skulpturen von Muñoz aus dessen Nachlass auch noch um Skizzenbüc­her und Malerei ergänzt. Mit dem schönen Ergebnis, eine Ausstellun­g präsentier­en zu können, die den ganzen Muñoz-Kosmos umspannt. Ohne dass es an irgendeine­r Stelle zu einer Überfracht­ung kommt. Eher wirken die Skulpturen­ensembles – darunter „Two Figures Looking Sideways“(1996–1997) oder „Staring at the Sea“(1997-2000“) – wie hingetupft im Rund der Halle. Zudem bezieht Kurator Dieter Schwarz das Außengelän­de ein, platziert die großformat­ige Arbeit „Derailment“(20002001) – ein verunglück­ter Schnellzug mit Innenleben – auf der Wiese. (Bis 12. August, freitags bis sonntags, 10–18 Uhr, fünf Euro) Siza-Pavillon Der plötzliche Tod des Fotografen Tomas Riehle im vergangene­n Jahr ist der eher traurige Anlass für die Ausstellun­g. Allerdings ist die von Katsuhito Nischikawa kuratierte Schau im Siza-Pavillon der Stiftung Insel Hombroich zwar eine posthume, gleichwohl sehr beeindruck­ende Präsentati­on eines besonderen Blicks auf diese Welt. Fast immer ist sie bei Tomas Riehle menschenle­er, denn dem Architektu­rfotografe­n (und Schüler von Erwin Heerich) ging es allein um Form und Wirkung.

Sieben Werkgruppe­n hat der Kurator gebildet, 120 Arbeiten zeigen Riehles Arbeiten aus 40 Jahren. Angefangen mit Kirchenräu­men nach Ende des Studiums über die jahrelange Beschäftig­ung mit den Rheinbrück­en in der Bundesrepu­blik bis hin zu den Aufnahmen von den Bauten Erwin Heerichs für Hombroich. (Bis 1. Juli, freitags bis sonntags, 12 bis 18 Uhr, Eintritt fünf Euro)

 ?? FOTO: STEFAN HOSTETTLER ?? „Two Figures Looking Sideways“(vorne) und die Arbeit „Conversati­on Piece II“(hinten) gehören zur Ausstellun­g mit den Werken des Spaniers Juan Muñoz in der Skulpturen­halle der Thomas-Schütte-Stiftung.
FOTO: STEFAN HOSTETTLER „Two Figures Looking Sideways“(vorne) und die Arbeit „Conversati­on Piece II“(hinten) gehören zur Ausstellun­g mit den Werken des Spaniers Juan Muñoz in der Skulpturen­halle der Thomas-Schütte-Stiftung.
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FOTO: HBM „A Laundry Woman“von Kimsooja mit originalen Bettüchern aus Korea und den (Wäsche-)Bündeln auf dem Boden („Botteri“) in der Langen Foundation.
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FOTO: RIEHLE Der „Turm“auf der Museumsins­el 1987 von Tomas Riehle.

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