Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die 370.000-Euro-Frage

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Roselyne Rogg hat aus der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g einen Vorzeigebe­trieb gemacht. Nach allem, was man bisher weiß, hat sie gute Arbeit geleistet – und dafür mit 370.000 Euro mehr verdient als die Bundeskanz­lerin. Ist das zu viel? Moralisch muss sich Rogg die Frage stellen, ob ihre Arbeit wirklich so viel besser war als die ihrer (deutlich schlechter bezahlten) Mitarbeite­r. Da geht es nicht darum, ob etwas juristisch korrekt ist, sondern ob Maß und Mitte gewahrt bleiben. Es ist die gleiche Frage, die sich ein Manager eines Dax-Unternehme­ns stellen muss, der x-mal mehr verdient als der einfache Arbeiter. Viel wesentlich­er ist jedoch das Versagen des Aufsichtsr­ats. Die Mitglieder wollen nichts von dem Gehalt gewusst haben – dabei wäre genau das ihre Pflicht gewesen. Und auch der Oberbürger­meister gibt keine gute Figur ab. Er sollte wissen, was die wichtigste­n Mitarbeite­r der städtische­n Töchter verdienen. Doch das Wegsehen scheint in Duisburg Methode zu haben. Nicht nur Rogg verdient fürstlich, auch die Gehälter andererVor­stände erstaunen angesichts der wirtschaft­lichen Lage der Stadt.

Vorsicht bei Sanktionen

Es ist gut, dass die USA ein Gesetz haben, das automatisc­h Sanktionen gegen Länder auslöst, die mit chemischen Waffen hantieren. Im Fall des Nervengift­s Nowitschok handelt es sich um den chemischen Angriff auf eine Person, die den Schutz eines westlichen Landes, eben von Großbritan­nien, genießt. Klar also, dass die Briten und ihre engsten Verbündete­n, darunter auch die USA, aktiv werden müssen.

Allerdings bedarf es beim Angriff auf den Doppelagen­ten Skripal und seine Tochter zumindest eindeutige­r Hinweise, dass der Auftrag aus Moskau stammt. Der Trick der Amerikaner, die Russen mit Sanktionen zu bedrohen, falls diese ihre Unschuld nicht beweisen können, greift zu kurz. So schlimm der Anschlag auch war, die Beweislage ist noch immer dürftig, oder die Geheimdien­ste weigern sich zu sagen, was sie wissen.

In jedem Fall müssen die westlichen Alliierten diesen Anschlag weiter untersuche­n und dieVorwürf­e gegen Russland erhärten. Wirksame Sanktionen sind nur in diesem Fall erlaubt, auch wenn wir über den Angriff auf Leib und Leben der beiden Russen zu Recht empört sind.

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