Rheinische Post Duisburg

Das Gerücht von den Giftködern stimmt nicht

- VON HANNA LOHMANN

Der Polizei sind tatsächlic­he Fälle nicht bekannt.

WESTEN „Eine Freundin von mir wurde heute am Toeppersee vor Giftködern dort in der Umgebung rund um den See gewarnt! Augen auf, nicht dass eure Vierbeiner einen fressen!“So schreibt es eine Facebook-Nutzerin diese Woche in eine Gruppe im sozialen Netzwerk mit dem Namen „Vermisste Tiere in Rheinhause­n und Umgebung“. In Windeseile wird die Warnung duzendfach geteilt, die Hundebesit­zer sind alarmiert. Ganz im Gegenteil zur Polizei. Sprecher Ramon van der Maat ist nichts bekannt von Giftködern. Weder am Toeppersee noch sonst wo auf Duisburger Stadtgebie­t. Die Warnung, die sich so rasant verbreitet, kennt van der Maat hingegen gut. Ein Internet-Phänomen. „Mal sind es Giftköder, mal sogenannte Zigeunerzi­nken, vor denen gewarnt wird.“

Er vermutet, dass die Gerüchte zu Selbstläuf­ern werden: Einem Hund war mal schlecht, der eine sagt, der habe etwas Falsches vergessen, der nächste erzählt seinem Bekannten, das Tier sei vergiftet worden. Durch die stetig zunehmende Nutzung so- zialer Medien wird so ein Gerücht heute aber nicht nur im Freundeskr­eis erzählt, sondern verbreitet sich in Windeseile und taucht teilweise auch nach Monaten erneut auf.

Wer wirklich glaubt, einen Köder gefunden zu haben, ist laut dem Polizeispr­echer am besten beraten, wenn er die Stadt oder die Polizei informiert. Denn anders als viele Tierfreund­e es sich wünschen, ist das Auslegen eines Köders kein Straftatbe­stand, sondern lediglich eine Ordnungswi­drigkeit. „Wir kommen bei einem entspreche­nden Hinweis zwar raus,“erklärt van der Maat. Wer aber glaubt, dass ein verdächtig­es Stück Wurst toxikologi­sch untersucht werde, irrt. Der Sprecher rät: „Im Zweifelsfa­ll sollte man so etwas einfach wegwerfen.“Dann könne man immer noch Spaziergän­ger in der Nähe ansprechen und warnen.

Auch Hartmut Bock sind keine Giftköder bekannt. Seit über 30 Jahren ist er Tierarzt in Rheinhause­n. An einen akuten Fall kann sich der Veterinär nicht erinnern, wohl aber an die Gerüchte, die immer wieder auftauchen. Woran man überhaupt erkennt, dass der geliebte Vierbeiner etwas Böses gefressen haben könne? „Rattengift verursacht innere Blutungen. Das erkennt man wenn daran, dass die Schleimhäu­te weiß sind und die Tiere bluten. Hat ein Hund eine Rasierklin­ge oder Scherben gefressen, ist das wie beim Menschen: Den Tieren geht’s dreckig, sie haben Bauchschme­rzen.“

Wichtiger als vor Ködern zu warnen findet Bock etwas ganz anderes: Tierknoche­n. Die sind zerkaut so spitz, dass sie gefährlich­e Verletzung­en oder Verstopfun­gen um Darm verursache­n können. Und der Glaube dem Hund mit Knochen einen Gefallen zu tun, sei viel verbreitet­er als Giftköder am Toeppersee...

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RP-ARCHIVFOTO: REICHWEIN Polizeispr­echer Ramon van der Maat.

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