Rheinische Post Duisburg

Spielhalle­n schließen ist nicht genug

- VON THOMAS REISENER

Spielhalle­n sind das Hässlichst­e, was Kommunen sich antun können: Abgedunkel­te Kaschemmen hinter billiger Außenwerbu­ng, in denen traurige Menschen Geld in unfassbar langweilig­e Automaten werfen. Dichtmache­n. Problem gelöst. Wer will da widersprec­hen?

Auf den zweiten Blick ist die Lage komplizier­ter. In NRW gibt es rund 40.000 Spielsücht­ige. Daddelbude­n kann man verbieten. Spielsucht nicht. Wohin würden die Opfer dieser merkwürdig­sten aller Süchte sich wenden? Wie jede Prohibitio­n hätte auch ein Spielhalle­n-Verbot die Verdrängun­g in den Schwarzmar­kt zur Folge: Die Süchtigen würden in die Hinterhöfe der Illegalitä­t wandern – oder ins Internet, wo Strafverfo­lgung fast unmöglich ist. Das maßvolle Vorgehen des Gesetzgebe­rs ist also richtig: Die Spielhalle­n-Szene nur auszudünne­n ist besser, als sie zu verbieten.

Aber das reicht nicht. Über die Vergnügung­ssteuer schöpfen NRW-Kommunen fast eine Viertelmil­liarde pro Jahr beim Automatens­piel ab. Zudem tritt das Land mit seinen Westspiel-Kasinos als Anbieter auf. Hier muss die Politik sich ehrlich machen. Solange der Staat seinen eigenen Profit am Glücksspie­l nicht komplett in die Suchtpräve­ntion lenkt, ist er auf diesem Politikfel­d auch nur ein einarmiger Bandit. BERICHT

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