Rheinische Post Duisburg

Urlaubstel­efonate in EU doch nicht immer umsonst

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Eigentlich sind seit dem 15. Juni keine Aufschläge mehr im EU-Ausland fällig. Aber es gibt wichtige Ausnahmen.

DÜSSELDORF Mit nur wenigen Projekten punktete die Europäisch­e Union in den vergangene­n Jahren stärker als mit dem Verspreche­n, dass es ab 15. Juni dieses Jahres keine Aufschläge mehr gibt für Telefonate, SMS oder Datennutzu­ng per Handy im EU-Ausland. Doch in Wahrheit wird die neue Regel von einigen Anbietern zumindest teilweise unterlaufe­n. Wir erklären, worauf Kunden achten müssen. Die Vorbilder Laut Stiftung Warentest setzen immerhin sieben von 16 Mobilfunkm­arken die EU-Vorgaben lückenlos und ohne erkennbare Einschränk­ungen um: Dies sind TMobile als Marktführe­r sowie Blau.de, Callmobile, Congstar, Fo- nic, Klarmobil und Mobilcom-Debitel. Gut schneidet auch Vodafone als zweitgrößt­er Anbieter nach der Telekom ab: Hier erlauben alle Tarife außer einer Ausnahme die Nutzung der EU-Regeln. Nur beim Prepaid-Tarif „CallYa Talk & SMS“gibt es eine Sonderrege­l: Die Community-Option „Vodafone-Flat“ist hier nicht im Ausland nutzbar. Allerdings lässt sich für 4,99 Euro im Monat eine Zusatzopti­on buchen. Gemeinscha­ftstarife als Problem Die meisten Einschränk­ungen bei der Nutzung im EU-Ausland gibt es bei Tarifen, bei denen Kunden innerhalb einer bestimmten Gemeinscha­ft von Nutzern kostenfrei telefonier­en oder SMS versenden dürfen, obwohl sie nur eine sehr niedrige oder gar keine Grundgebüh­r be- zahlen. Weil die Anbieter aber an fremde Firmen Geld dafür bezahlen müssen, wenn ihre Nutzer im Ausland dortige Netze nutzen, holen sie sich dieses Geld direkt oder indirekt zurück. Beispiele Eine solche Ausnahme ist Edeka Mobil: Community-Verbindung­en zwischen den Kunden sind in Deutschlan­d umsonst oder werden nicht auf das Volumen angerechne­t. Im EU-Ausland kosten sie dann neun Cent pro Minute, wenn das Volumen verbraucht ist. Bei Aldi Talk läuft es ähnlich, nur kosten Community-Minuten oder SMS im EU-Ausland drei Cent die Minute. Im Basisvertr­ag lässt sich für 4,99 Euro ein EU-Sprachpake­t mit 150 Minuten buchen. Dann kostet eine Minute Anruf vom EU-Ausland in Deutschlan­d 3,3 Cent/Minute statt elf Cent, rechnet Stiftung Warentest vor. Auch bei Lidl Connect, bei Rossmann, Tchibo oder bei Otelo sind jeweils Telefonate innerhalb der Ge- meinschaft im EU-Ausland dann doch (etwas) kostenpfli­chtig. Taktik Kunden sollten prüfen, welcher Preis für sie im EU-Ausland gilt. Dazu rät auch NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU). Häufig erfährt der Kunde per SMS, welcher Tarif für ihn gilt, wenn sich das Gerät im Ausland einwählt. Erstaunlic­h ist die Strategie von O2 (Telefonica Deutschlan­d): So wird bei Kunden, die früher für wenige Euro eine Option gebucht haben, um ihre Flatrates ins EU-Ausland mitnehmen zu können, dieser Zuschlag weiter abgebucht. Das macht eigentlich keinen Sinn, weil RoamingAuf­schläge ja offiziell abgeschaff­t sind. Das Unternehme­n erklärt auf Nachfrage, die spezielle EU-Option könne sofort gekündigt werden.

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FOTO: DPA Mit dem Aus der Roaming-Gebühren will die EU Urlauber erfreuen.

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