Kirchenchor Cäcilia singt seit 1892
Seit 125 Jahren besteht der Kirchenchor Cäcilia. Es geht ihm vergleichsweise gut. Trotzdem ist nicht sicher, dass er den 130. Geburtstag noch schaffen wird.
HUCKINGEN Musik aus sechs Jahrhunderten versprach der Kirchenchor Cäcilia an der Kirche Sankt Peter und Paul jetzt in Huckingen, und er hielt sein Versprechen. Anlass, in die Notenarchive hinabzusteigen und alte und neue Werke hervorzukramen, war nicht weniger als der 125. Geburststag der Sängergemeinschaft.
Im Gründungsjahr 1892, erklärt der Vorsitzende Erik ten Napel, habe sich der Chor kaum vor Mitgliedern retten können. „Genauere
„Wir wissen nicht genau, wo die Archive
des Chors im Moment lagern“
Erik ten Napel
Vorsitzender
Angaben können wir aber leider nicht machen“, bedauert ten Napel, „wir wissen nicht genau, wo die Archive des Chors im Moment lagern“. Grund für die hohe Mitgliederzahl sei aber ziemlich sicher der Umstand gewesen, dass es im Huckingen der Jahrhundertwende schlicht wenig andere Möglichkeiten des Zeitvertreibs gab. Die Kirche als soziales Zentrum zog ohnehin die Menschen an, und wer schon einmal da war, konnte auch singen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren ging die Mitgliederanzahl stetig zurück.
So oder so, heute feiere man die Feste, wie sie fallen, so ten Napel, und auch Chorleiter Gregor Brück versucht nach wie vor, das Beste aus der Situation zu machen. Zwischen 25 und 30 Mitglieder besuchen heute die wöchentlichen Proben, zwölfstimmiger Gesang wie in der Anfangszeit vor mehr als einem Jahrhundert ist damit heute nicht mehr möglich. Aber auch dreistimmig lassen sich die Kirchenlieder gut singen. Und nicht nur die, denn im Jubiläumskonzert gab es zum Beispiel auch „Autumn Leaves“und „Mein kleiner, grüner Kaktus“zu hören. Letzteres gab allerdings nicht der Kirchenchor, sondern das Ensemble Taktvoll zum Besten, das sich aus den Reihen des Kirchenchors rekrutiert. „Da kann man auch ungewöhnlichere Projekte angehen, die vielleicht nicht wirklich in die Reihen des großen Chors passen würden“, erklärt Brück.
Auch abseits der Proben trifft sich der Chor, zu den Chorfahrten zum Beispiel. Da gehe es um Entspannung und Freizeit, erklärt Erik ten Napel, gesungen werde aber trotzdem, fügt eine Sängerin mit Augenzwinkern hinzu. „Wir sind ein Verbund, in jeder Hinsicht“, bestätigt auch Gregor Brück. Die für den Verein verpflichtende Jahressitzung werde meist so schnell wie möglich abgewickelt, damit „noch genug Zeit für einen gemütlichen Abend“sei. Ein paar neue Mitglieder habe es außerdem gegeben, ganz so dunkel sehe die Zukunft also doch nicht aus. Trotzdem, bedauert Erik ten Napel, dass es nicht sicher sei, ob der Chor auch seinen 130. Geburtstag feiern wird. Die jüngsten Sänger gehen auf die 50 zu, die ältesten sind weit über 80. Gregor Brück erinnert sich an Zeiten, in denen er selbst der jüngste Musiker war. Trotz aller Sorgen gilt für den Chor aber eher carpe diem als memento mori.