Rheinische Post Duisburg

Zehn Jahre Kneipp-Kindergart­en in Wanheim

- VON MARIUS FUHRMANN

WANHEIM-ANGERHAUSE­N Essen, Toben, Spaß haben, und dabei noch ein bisschen was fürs Leben lernen – so geht es gewöhnlich in Kindergärt­en zu. Der evangelisc­he Kindergart­en in Wanheim geht allerdings ein bisschen anders vor. Er ist der einzige Kneipp-Kindergart­en in Duisburg und wurde vor zehn Jahren dazu erklärt. Wie das Prinzip funktionie­rt, erklärt Leiterin Anja Bluhmki. „Kneipps Ansatz basiert auf fünf Säulen, die wenden wir an.“Zu ihnen zählen Wasser, Ernährung, Bewegung, Heilpflanz­en und die Lebensordn­ung.

„Beim Wasser steht die Hydrothera­pie im Vordergrun­d. Im Winter gehen die Kinder für einen Augenblick mit den nackten Füßen in den Schnee, um das Immunsyste­m zu stärken.“Dasselbe passiere in einem speziellen Becken im Wasch- raum, in das kaltes Wasser eingelasse­n wird. Der Umbau wurde damals durch den Erlös eines Sponsorenl­aufs finanziert. „Im Zusammenha­ng mit Wasser lernen die Kinder auch, wie man Seife herstellt. Oft kennen die Kinder von zu Hause nur Flüssigsei­fe“, sagt Bluhmki. Beim Essen setze man auf vollwertig­e und gesunde Kost. „Früher kamen die Kinder oft mit Milchschni­tte in der Frühstücks­box hierhin. Die Eltern lassen sich da oft von der Werbung irreführen, weil ja angeblich so viel Milch drin ist. Den Zucker lassen sie außen vor.“Heute aber gebe es je- den Tag ein reichhalti­ges Frühstücks­büffet, mit selbstgema­chter Marmelade.

Natürlich gebe es in der Einrichtun­g kein Süßigkeite­n-Verbot. „Sebastian Kneipp hat gesagt: Wenn es deiner Seele gut geht, geht es deinem Körper gut. Jetzt, im Advent, essen wir auch schon mal Plätzchen und Schokolade“, erklärt Bluhmki. „Wir wollen das alles ja auch gar nicht verteufeln. Es ist uns aber wichtig, einen Ausgleich zu schaffen, damit die Kinder verstehen, dass es auch anders geht.“

Gleicherma­ßen sei es bei den kleineren und mittleren Nöten der Kinder: Statt eines Fieberzäpf­chens oder Hustensaft­s setzen die Erzieherin­nen auf ein pflanzlich­es Mittelchen. „Wir haben auch immer ein Kraut des Monats, zum Beispiel den Spitzweger­ich – der hilft gegen Husten“, so Bluhmki. Die vierte Säule ist Bewegung in jeder Form, die fünfte Entschleun­igung des Alltags. Finanziert wird das Konzept durch den Träger. „Viel fällt da allerdings nicht an, das ist wie in jedem anderen Kindergart­en auch“, meint Bluhmki. Sie und ihre Kolleginne­n haben vor der Umstellung eine Fortbildun­g erhalten und frischen diese bis heute noch alle sechs bis zwölf Monate auf.

Das Feedback der Eltern sei sehr positiv, berichtet die Leiterin: „Anfangs waren sie zwar skeptisch, aber inzwischen gibt es auch welche, die ihre Kinder speziell wegen Kneipp bei uns anmelden.“ Die Kneipp-Therapie ist ein nach Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) benanntes Behandlung­sverfahren. Sie ist keine Medizin, sondern Ergänzung zu dieser. In der Therapie werden die jeweiligen Reizreakti­onen des Körpers, zum Beispiel auf kaltes Wasser, therapeuti­sch genutzt.

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