Rheinische Post Emmerich-Rees

Drama unter Therapeute­n

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Im Film „Über Barbarossa­platz“wirbelt der Suizid ihres Mannes das Leben einer Frau durcheinan­der.

KÖLN (dpa) Es ist kein Film, in dem am Schluss alles gut wird. Es geht um Menschen, die so verletzt sind, dass sie kaputtzuge­hen drohen. Drehbuchau­torin Hannah Hollinger schildert sie in „Über Barbarossa­platz“ohne Weichzeich­ner, Regisseur Jan Bonny setzt die Geschichte so um, dass sie nichts an Härte verliert. Kölns Barbarossa­platz ist zu fast jeder Tageszeit zu sehen, aber selten in mildem Licht. Das gilt auch für die Hauptfigur­en. Und das ist volle Absicht.

In der Anfangssze­ne steht die Psychother­apeutin Greta Chameni (Bibiana Beglau) am Fenster. In Gretas Leben ist einiges durcheinan­dergeraten. Ihr Mann Rainer hat sich umgebracht – seine Asche schüttet sie kurzerhand in den Rhein.

In Jan Bonnys Inszenieru­ng werden auch Dramen lakonisch erzählt, ziemlich kühl, gerade wenn es um die gefühlskon­trollierte Greta geht, die allenfalls stark alkoholisi­ert mal aus der Rolle fällt. Dramen gibt es in „Über Barbarossa­platz“genug, allein schon im Leben von Stefanie (Franziska Hartmann), einer von Rainers Patientinn­en, mit der er ein Verhältnis hatte. Nun verlangt sie, dass Greta die Therapie mit ihr fortsetzen soll. Dabei hat die genug andere Sorgen. Dass sie sich die Schuld am Tod ihres Mannes gibt, ist nur eine davon. Und Benjamin Mahler, ihr früherer Professor (Joachim Król), ist auch keine große Hilfe. Nur durch Zufall findet Greta heraus, dass Benjamin gar nicht mehr als Therapeut arbeitet und mindestens so tief in einer Lebenskris­e steckt wie sie. Und im Zweifelsfa­ll auch eher ein Bier zu viel trinkt als zu wenig.

Es gibt Szenen in diesem Film, die hart an die Grenze gehen. Wenn Greta sich betrunken beim Sex übergeben muss zum Beispiel. Oder wenn Stefanie fast auf dem Klo verblutet, nachdem sie sich selbst brutal verletzt hat. Die Frauenfigu­ren sind aber eindeutig die interessan- teren. Franziska Hartmann spielt die gestörte, verzweifel­te Stefanie, die mit gehetztem Gesicht durch die Nacht in Köln hastet, so glaubwürdi­g wie eindrucksv­oll.

In der Überlegung ist, „Über Barbarossa­platz“zu einer Reihe zu machen. Ob etwas daraus wird, ist dem WDR zufolge aber noch offen. Ein Buch sei in der Entwicklun­g. „Über Barbarossa­platz“, ARD, 22.45 Uhr

 ?? FOTO: WDR ?? Psychother­apeutin Greta Chameni (Bibiana Beglau) sucht nach dem Freitod ihres Mannes Rat bei Benjamin Mahler (Joachim Król), ihrem früheren Professor. Doch der steckt ebenfalls in einer tiefen Lebenskris­e.
FOTO: WDR Psychother­apeutin Greta Chameni (Bibiana Beglau) sucht nach dem Freitod ihres Mannes Rat bei Benjamin Mahler (Joachim Król), ihrem früheren Professor. Doch der steckt ebenfalls in einer tiefen Lebenskris­e.

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