Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Favorit für den Elysée heißt Macron

- VON CHRISTINE LONGIN

Der unabhängig­e Kandidat hat beste Chancen, nächster französisc­her Präsident zu werden. In der Stichwahl hat Marine Le Pen vom Front National wohl keine Chance.

PARIS Der unabhängig­e Kandidat Emmanuel Macron ist mit rund 24 Prozent der Stimmen Sieger der ersten Runde der Präsidents­chaftswahl in Frankreich. Der 39-Jährige bestreitet die Stichwahl in zwei Wochen gegen die Rechtspopu­listin Marine Le Pen, die auf rund 22 Prozent kam. In zwei Umfragen zum Ausgang der zweiten Runde lag Macron gestern Abend klar mit mehr als 60 Prozent vorn.

In der ersten Runde folgte auf dem dritten Platz mit knapp 20 Prozent der konservati­ve Ex-Regierungs­chef François Fillon praktisch gleichauf mit dem Linkspopul­isten Jean-Luc Mélenchon. Der Sozialist Benoît Hamon, der mit 6,3 Prozent weit abgeschlag­en auf dem fünften Platz landete, rief umgehend zum Votum für Macron auf. Die Wahlbeteil­igung war mit rund 77 Prozent höher als erwartet, 47 Millionen Franzosen waren stimmberec­htigt.

„Wir schlagen ein neues Kapitel des politische­n Lebens in Frankreich auf“, sagte Macron. Der politische Senkrechts­tarter dürfte allen Umfragen zufolge die zweite Runde am 7. Mai mit rund 65 zu 35 Prozent gegen Le Pen gewinnen. Der Einzug der beiden Kandidaten in die Stichwahl bedeutet eine Zeitenwend­e in Frankreich. Denn erstmals seit mehr als 50 Jahren sind die Kandidaten der beiden Parteien, die bisher in Frankreich den Präsidente­n stellten, aus dem Rennen.

Der Sozialist Hamon sprach von einer „historisch­en Bestrafung“. Er lag mit seinem Resultat nah an dem historisch schlechtes­ten Ergebnis für seine Partei, das Gaston Defferre 1969 mit nur fünf Prozent erreicht hatte. „Die Linke ist nicht tot“, sagte Hamon. „Ich rufe dazu auf, den Front National zu bekämpfen mit einem Votum für Emmanuel Macron. Ich mache den Unterschie­d zwischen einem politische­n Gegner und einem Feind der Republik.“

Auch Fillons Anhänger sprachen von einer „grausamen Niederlage“. „Wir bezahlen für die Affären“, sagte Ex-Minister Laurent Wauquiez. Fillon, dem nach seinem Sieg bei den Vorwahlen der Konservati­ven die Präsidents­chaft schon sicher schien, stürzte nach der Affäre um eine mögliche Scheinbesc­häftigung seiner Frau Penelope im Parlament in den Umfragen ab. Auch er rief die Wähler nun dazu auf, in der Stichwahl für Macron zu stimmen. Vor seinen Anhängern sagte Fillon: „Der Front National ist bekannt durch die Geschichte Jean-Marie Le Pens. Ich denke, dass es meine Aufgabe ist, mit Aufrichtig­keit zu sagen, was besser für uns und unsere Kinder ist.“„Das Ziel ist, dass die Rechte nicht explodiert und bis zur Parlaments­wahl geeint bleibt“, zitierte die Zeitung „Journal du Dimanche“ein hochrangig­es Parteimitg­lied von Fillons Republikan­ern.

Die Parlaments­wahl schließt sich im Juni an. Macron, der sich als „weder rechts noch links“versteht, dürfte Schwierigk­eiten haben, eine Parlaments­mehrheit zu gewinnen. Der frühere Wirtschaft­sminister setzt darauf, dass die Franzosen ihm nach einem Wahlsieg auch eine Parlaments­mehrheit geben werden. Die Auszählung war bei Redaktions­schluss noch nicht beendet.

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FOTO: DPA Der unabhängig­e Kandidat Emmanuel Macron galt bereits in letzten Umfragen als aussichtsr­eichster Kandidat.

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