Rheinische Post Emmerich-Rees

Keine Rentenexpe­rimente

- VON ANTJE HÖNING

Boomzeiten sind aus Sicht der Sozialvers­icherungen ganz schlecht für Koalitions­verhandlun­gen. Die gut gefüllten Sozialkass­en werden zur Spielmasse am Berliner Verhandlun­gstisch. Das muss auch die Rentenvers­icherung erleben. Die einen wollen die Mütterrent­e erhöhen für Kinder, die vor 1992 geboren sind, die anderen die Rente für Geringverd­iener anheben. Aber bitte solche Geschenke nicht auf Kosten der Beitragsza­hler verteilen! Eine Anhebung der Rente für Geringverd­iener verbietet sich ohnehin aus Gerechtigk­eitsgründe­n: Wieso soll einer, der stets nur Minijobs hatte, genauso viel bekommen wie etwa ein Friseurges­elle, der dafür ein Leben lang gearbeitet hat?

Die überrasche­nd gute Lage der Rentenkass­e erlaubt jetzt eine ordentlich­e Rentenerhö­hung für die 21 Millionen Senioren, am grundsätzl­ichen Problem ändert das nichts. Jeder Boom geht mal vorbei, und die Alterung der Gesellscha­ft hört deshalb nicht auf. Weiterhin gilt: Spätestens 2030 sieht es in der Rentenkass­e finster aus. Verantwort­ungsvoll wäre die Jamaika-Koalition, wenn sie die komfortabl­e Lage jetzt nutzte, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Dazu gehört auch eine Rentenkomm­ission, die über so schmerzhaf­te Dinge wie die Rente mit 70 redet. BERICHT

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