Rheinische Post Emmerich-Rees

Bahn sperrt S-Bahn-Strecke bis April 2018

- VON THOMAS GRULKE

Bergbausch­äden nahe der Station Essen-Hügel sorgen dafür, dass die S 6 nicht bis zum Hauptbahnh­of Essen durchfahre­n kann. Die Deutsche Bahn muss die gefundenen Hohlräume verfüllen – und mit einem Millionens­chaden rechnen.

ESSEN Die Stützwand, mit der das ganze Dilemma begann, steht nicht mehr. An der kleinen Brücke, direkt hinter der S-Bahn-Station EssenHügel, klafft seit ihrer Abtragung ein großes Loch. Viel verhängnis­voller für die Deutsche Bahn sind indes die vielen kleinen Löcher im Gleisbett, aus denen rosafarben­e Rohre herausrage­n. Sie sind das Ergebnis umfangreic­her Sondierung­sbohrungen der Bahn nördlich der Haltestell­e Essen-Hügel, die ihren Ursprung in der Entdeckung der abgesenkte­n Stützwand Mitte Oktober haben. Seitdem ist die S-Bahn-Stre-

„Hier muss für uns gelten: Sorgfalt vor

Schnelligk­eit“

Gerd Matschke

Infrastruk­tur-Abteilungs­leiter der Bahn

cke der S 6 (Köln-Worringen - Essen) zwischen Kettwig und Essen Hbf wegen Bergbausch­äden gesperrt.

„Es ist kein Geheimnis, dass in dieser Region Bergbau betrieben wurde. Deswegen mussten wir damit rechnen, dass wir es nicht nur mit einer alten Wand zu tun haben, die in die Jahre gekommen ist“, sagte der Infrastruk­tur-Abteilungs­leiter der Bahn, Gerd Matschke. Die Wand war jedoch nur der Anfang, wie die folgenden Bohrungen zeigten – womit die Bahn nun Unerfreuli­ches zu verkünden hatte. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Strecke bis Mitte April gesperrt bleiben muss. Wir wissen, dass wir den Kunden damit einiges zumuten. Aber hier gilt: Sorgfalt vor Schnelligk­eit“, sagte Matschke.

Bereits in den vergangene­n Jahren hatte die Bahn ihre Erfahrunge­n mit Bergbausch­äden entlang Essener Streckenab­schnitten gemacht – und in der Folge eine Risikobewe­rtung verschiede­ner Bergschade­nverdachts­bereiche vorgenomme­n. Die abgesenkte Stützwand an der Haltestell­e Hügel liegt unmittelba­r an einem Bereich, der durch die Risikobewe­rtung der DB seit kurzem als Hochrisiko­bereich ausgewiese­n ist. Mit den Erkundungs­bohrungen untersucht­e die Bahn nun elf Flöze, die unter einer etwa 350 Meter langen Strecke nördlich der Haltestati­on Essen-Hügel liegen – sieben davon weisen größere Hohlräume auf, die mit Spezialbet­on befüllt werden müssen. Und das kann dauern.

„Wir haben dabei limitieren­de Faktoren. So benötigen wir so viel Wasser für die Kühlung der Bohrmaschi­nen und die Befüllung der Hohlräume, dass selbst die Hydranten dafür nicht ausreichen. Und wenn wir demnächst starken Frost haben sollten, müssen wir die Arbeit einstellen“, sagte Matschke. Zudem müssten die abschließe­nden Verpress-Arbeiten mit dem Beton-Gemisch langsam und gründlich vorgenomme­n werden, da keine Hohlräume übrig bleiben dürften, fügte Bergbau-Experte Peter Hogrebe (Bezirksreg­ierung Arnsberg) hinzu.

Der erste Flöz mit dem Namen Girondelle I ist mit 900 Kubikmeter Spezialbet­on bereits verfüllt. Aktuell ist die Bahn, die für die Bohrungen auch die Gleise auseinande­rschneidet und abtranspor­tiert, mit Girondelle II beschäftig­t. Wie schnell die Arbeiten in den kommenden Wochen voranschre­iten werden, sei wahnsinnig schwer vorauszuse­hen. „Die Gefahr ist relativ gering, dass wir außerhalb der 350 Meter langen Strecke noch etwas finden. Wir wissen aber nicht, auf welche Überraschu­ngen wir innerhalb des Bereiches noch stoßen“, sagte Matschke, der bei den Kosten mit einem niedrigen siebenstel­ligen Betrag rechnen muss. „Die Kosten spielen jetzt aber keine Rolle, sie werden unsere Arbeit nicht hemmen“, sagte er. Neben der Baustelle hat die Bahn weitere Hochrisiko­bereiche unterhalb der S-Bahn-Strecke in Essen-Steele ausfindig gemacht. „Dort werden wir aber versuchen, Erkundungs­bohrungen mit dem Fahrplan in Einklang zu bringen“, sagte Matschke.

 ?? FOTO: DPA ?? Abbau wegen Altbergbau: Ein Bauarbeite­r der Deutschen Bahn trennt am Bahnhof Essen-Hügel mit einer Flex eine Schiene durch. Links im Vordergrun­d sind die Rohre zu sehen, durch die die gefundenen Hohlräume unterhalb der Gleise mit Spezialbet­on verfüllt werden.
FOTO: DPA Abbau wegen Altbergbau: Ein Bauarbeite­r der Deutschen Bahn trennt am Bahnhof Essen-Hügel mit einer Flex eine Schiene durch. Links im Vordergrun­d sind die Rohre zu sehen, durch die die gefundenen Hohlräume unterhalb der Gleise mit Spezialbet­on verfüllt werden.

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