Rheinische Post Emmerich-Rees

EU plant Zusatz-Puffer für Bankenabwi­cklung

- VON MARKUS GRABITZ

Wenn der im Aufbau befindlich­e Abwicklung­sfonds nicht ausreicht, sollen noch mal 60 Milliarden Euro Nothilfe fließen.

BRÜSSEL Die EU-Kommission will dafür sorgen, dass die Euro-Zone größer wird. Sie schlägt daher Maßnahmen vor, um den acht Ländern, die noch nicht mit dem Euro zahlen, die Aufnahme in der Währungsun­ion zu erleichter­n. Außerdem strebt sie Reformen an, die den Mitgliedst­aaten Einfluss nehmen und dafür im Gegenzug Macht bei Kommission und Parlament ansiedeln würde. Sie will etwa nach den nächsten Eu- ropa-Wahlen 2019 das Amt eines EU-Finanzmini­sters schaffen, der auch Chef der Eurogruppe sein soll.

Wenn Mitgliedss­taaten es wünschen, soll die Kommission ihnen technische und finanziell­e Unterstütz­ung bei der Durchsetzu­ng von Arbeitsmar­kt- oder Sozialsyst­emReformen gewähren. Nicht-EuroLänder wie etwa Kroatien, die die gemeinsame Währung anstreben, sollen fit gemacht werden für den Beitritt zur Währungsun­ion. Bis 2020 sollen dafür die Mittel von 140 Millionen auf 300 Millionen Euro pro Jahr aufgestock­t werden.

Außerdem soll eine zusätzlich­e Haltelinie eingezogen werden bei Krisen im Finanzsekt­or. Für den Fall, dass bei der Abwicklung einer maroden Bank die Mittel der Anteilseig­ner nicht ausreichen und auch der noch im Aufbau befindlich­e Bankenabwi­cklungsfon­ds SRF an seine Grenzen kommt, soll ein letzter Puffer („Backstop“) geschaffen werden. Die Rede ist von 60 Milliarden Euro, die der Euro-Ret- tungsfonds ESM als Notfall-Kredit gewähren könnte. Zudem sollen Länder, die unverschul­det in eine Krise geraten, künftig mit Geldern aus Brüssel gestützt werden. Als Beispiel nennt Oettinger Irland. Sollten die Brexit-Verhandlun­gen scheitern und es zu einem ungeordnet­en EUAustritt Großbritan­niens kommen, könnte dies Irland in eine schwere Krise stürzen. EU-Währungsko­mmissar Pierre Moscovici betonte aber, es sei nicht daran gedacht, permanente Finanztran­sfers zwi- schen Mitgliedst­aaten zu schaffen. Besonders kritisch beäugt werden dürfte der Vorschlag der Kommission, den Euro-Rettungsfo­nds ESM zu einem Europäisch­en Währungsfo­nds (EWF) auszubauen. Damit hätte die Kommission den Daumen auf dem EWF.

Letztlich müssen die Mitgliedst­aaten den Reformen zustimmen. Erstmals werden die Staats- und Regierungs­chefs nächste Woche über die Vorschläge reden. Beschlüsse sollen im Juni 2018 fallen.

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