Rheinische Post Emmerich-Rees

Gefährlich­e Krampfader­n

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Die sogenannte Varikose ist nur ein optisches Problem. Krampfader­n können auch zu ernsten

Krankheite­n führen. Beobachtun­g ist ratsam.

Unser Leser Helmut S. (60) aus Velbert fragt: „ Meine Mutter hatte dicke Krampfader­n und oft offene Beine. Auch ich habe seit über zehn Jahren Krampfader­n. Sollte ich sie vorsorglic­h beseitigen lassen?“ Christoph Ploenes Tatsächlic­h ist das Krampfader­leiden („Varikose“) erblich. Betroffen sind die oberflächl­ichen, unter der Haut verlaufend­en Sammel(„Stamm“-)venen der Beine und/oder deren Seitenäste, die normalerwe­ise nicht sichtbar sind. Grund ist eine anlagebedi­ngte Gewebeschw­äche der Venenwand. Dadurch vergrößert sich der Gefäßdurch­messer; die Vene verläuft zunehmend knotig-geschlänge­lt und wird dadurch sicht- und tastbar.

Normalerwe­ise verhindern die Venenklapp­en wie ein Ventil, dass sich das Blut entspreche­nd der Schwerkraf­t in die Knöchelreg­ion zurückstau­t. Durch die Gefäßerwei­terung können sie diese Funktion verlieren. In diesem Fall kommt es infolge des chronische­n Rückstaus des Blutes mit der Zeit sowohl zu einer Schwellung der Knöchelreg­ion als auch zu einer bräunliche­n Verfärbung der Haut durch Zerfall von Blutbestan­dteilen im Unterhautg­ewebe (chronisch venöse Insuffizie­nz). Im schlimmste­n Fall bildet sich im Knöchelber­eich eine Wunde durch Ernährungs­störung des Gewebes (Ulcus cruris venosum). Krampfader­venen (Varizen) neigen zur Entzündung

Eine derartige, sehr schmerzhaf­te Varikophle­bitis macht sich durch eine Hautrötung und strangförm­ige Verhärtung der betroffene­n Vene durch Bildung eines Blutgerinn­sels bemerkbar. Das Risiko eines Vordringen­s dieser Phlebitis in das große tiefe Venensyste­m (Beinvenent­hrombose) ist dann gegeben, wenn die Mündungsst­elle in Höhe der Leiste oder Kniekehle erreicht ist. In diesem Fall muss der Zufluss der erkrankten Vene operativ unterbunde­n werden.

Deshalb sollte man die Ausdehnung der Phlebitis per Ultraschal­l kontrollie­ren. Die chronisch-venöse Insuffizie­nz wie auch die Varikophle­bitis sind behandlung­sbedürftig­e, aber

Zuweilen sollte der Arzt die Ausdehnung einer Phlebitis per Ultraschal­l kontrollie­ren

nicht regelhaft auftretend­e Folgezustä­nde des Krampfader­leidens. In diesen Fällen ist die klare Indikation gegeben, die Krampfader­n operativ zu entfernen oder durch thermisch wirksame Verfahren auszuschal­ten, vor allem wenn es schon zu Komplikati­onen gekommen ist.

Dies ist – abgesehen von rein kosmetisch­en Erwägungen – auch dann zu erwägen, wenn die Ausdehnung der Krampfader­n erkennbar zunimmt. Denn in diesem Fall steigt das Risiko von Sekundärko­mplikation­en. Ob Beschwerde­n im Venenverla­uf jeweils – ohne die beschriebe­nen Symptome – tatsächlic­h durch ein Krampfader­leiden verursacht sind, müssen Arzt und Patient im Einzelfall überlegen und prüfen.

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