Wolf tötet in Bricht sechs Lämmer
Das Tier attackierte eine Schafherde auf der Weide von Benedikt Hüttemann in Schermbeck-Bricht. Experte: Die Zahl der durchziehenden Einzelgänger steigt nicht.
SCHERMBECK (rme) Am Nachmittag des 13. April machte Benedikt Hüttemann die schlimme Entdeckung: Drei seiner Schafe lagen tot in einer Senke auf der Wiese in Bricht. Er zeigt auf eine Weide an einem Waldsaum: „Dort hinten war das“. Zwei weitere Lämmer, stellte sich später heraus, hatten schwere Bisswunden und mussten eingeschläfert werden, ein weiteres blieb verschwun-
„Ich kann den Wolf
nicht abhalten, ich kann es ihm nur schwerer machen“
Benedikt Hüttemann den. Nun steht fest: Es war ein Wolf. „Wahrscheinlich ein durchziehendes Tier“, sagt der Hobby-Züchter.
Seit 25 Jahren hält er Schafe, seine Herde besteht aus Ouessant- und Nolana-Schafen, pflegeleichte Muttertiere, die meist draußen auf der Weide im ländlich gelegenen Bricht grasen. Dass einmal ein Wolf gleich sechs Lämmer holen würde, hätte Benedikt Hüttemann nicht für möglich gehalten – dennoch hegte er sofort einen Verdacht, als er die Tiere fand und informierte das Landesumweltamt (Lanuv). DNA-Proben bestätigten die Befürchtung.
Die Lämmer waren zwei Monate alt – ärgerlich für den Züchter, Angst vor einer erneuten Attacke hat er nicht. Für die toten Tiere erhält er eine Entschädigung. „Es ist eher der ideelle Wert“, beschreibt der Züchter den Verlust. Als zusätzlichen Schutz will er nun den Elektrozaun erhöhen. „Ich kann den Wolf nicht abhalten, ich kann es ihm nur schwerer machen“. Die Herde aus 30 Mutterschafen mit ihren Läm- mern war anfangs verschreckt, habe sich aber erstaunlich schnell erholt. Der Wolf ist längst nicht mehr in der Region, glaubt Hüttemann. „Solange es eine Ausnahme bleibt, kann ich es verschmerzen“.
Dr. Matthias Kaiser, Leiter der Arbeitsgruppe Wolf beim Landesumweltamt (Lanuv), ist sicher, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Zwischen Januar und Mai müsse man immer wieder mit durchziehenden einzelnen Wölfen rechnen. Steigende Zahlen bei nachgewiesenen Sichtungen gebe es in NRW nicht – im vergangenen Jahr zwischen Mai 2016 und April 2017 habe es 210 Hinweise, aber nur fünf Nachweise in NRW gegeben. „Wir spüren keine Zunahme“.
Der Schermbecker Fall ist der sechste. Gerissene Schafe wurden in diesem Jahr noch bei einer weiteren Attacke im linksrheinischen Kerken registriert. Auch wenn genaue DNAAnalysen des Schermbecker Wolfes noch ausstehen, wisse man bereits, dass es nicht der gleiche war, so Kaiser. Die sechs jüngsten Nachweise gehen vermutlich auf zwei bis drei Tiere zurück. In diesem Frühjahr hat es in der Region immer wieder Sichtungen von Wölfen gegeben, einige davon sind von Fachleuten bestätigt. Sicher ist laut Landesumweltamt, dass Tiere in Rees, Duisburg-Walsum und im Hünxerwald unterwegs waren.
Landwirte erhalten für gerissene Tiere eine Entschädigung. In Regionen, in denen Wölfe bereits ansässig sind, werden auch Schutzmaßnahmen bezuschusst. Bisher haben in NRW jedoch keine Tiere ein festes Revier, sagt das Lanuv.