Rheinische Post Erkelenz

Verrücktes aus dem Alltag im Supermarkt

- VON KATHRIN BOEHME

Oberstufen­theater am Kolbe-Gymnasium: „Abkassiert – Mitleid liegt links im Regal“bietet viel Witz, regt aber auch zum Nachdenken an.

WEGBERG Den Nachbarn treffen, Schnäppche­n machen, Leute, die an der Kasse vordrängel­n – die Welt des Supermarkt­s ist jedem bekannt. Aus diesem Grund hat sich die Oberstufen­theater-Gruppe „maXXbühne“des Maximilian- Kolbe-Gymnasiums dazu entschloss­en, in diesem Jahr das Stück „Abkassiert – Mitleid liegt links im Regal“zu proben und vorzustell­en.

„Jeder kennt die Situatione­n, die wir zeigen“, sagt Robert Pauck, Lehrer am Gymnasium und Leiter des Theaters, „wir wollen episodenha­ft darstellen, was im ,Mikrokosmo­s Supermarkt‘ passiert – und was eben nicht.“So treffen die verschiede­nsten Personen aufeinande­r: Die Frau, die die anderen Kunden davon abhalten will, an Tieren getestete Produkte zu verwenden, betreten den Laden ebenso wie der Mann, der Kabel, Benzin und Feuerzeug kauft, um sich an seinem Chef zu rächen. Die Kassiereri­nnen, gespielt von Ella Königs und Anouk-Kira Baum, kommentier­en, mal humorvoll, mal sarkastisc­h, das Geschehen oder sprechen die Gedanken der Kunden aus, mal greifen sie selbst ein. Die Zuschauer erfahren dadurch zum Beispiel, was sich die Personen wünschen und was passiert wäre, wenn sie die Gelegenhei­t nicht verpasst hätten. Genauso ist es in diesem Supermarkt aber auch möglich, die Zeit zurückzudr­ehen und die Situation wieder anders zu erleben.

„Wir haben im November angefangen, an dem Stück zu arbeiten“, erzählt Pauck, „für mich ist es bemerkensw­ert, wie die Schüler daran wachsen und sich entwickeln.“Die Gruppe, bestehend aus dem Literaturk­urs und der Theater-AG, begann erst mit schauspiel­erischen Übungen, bevor sie das moderne Stück auswählte. „Die Proben waren viel Arbeit, wir haben auch die gesamte Bühne selbst gebaut, aber die Schüler waren mit Enthusiasm­us dabei – es hat immer viel Spaß gemacht“, so Pauck, der seit neun Jahren die Theater-AG leitet. Wichtig war allen, dass das Stück amüsant und tiefgründi­g zugleich ist. Und genau das ist bei den einzelnen Episoden ge-

Robert Pauck lungen: So möchte beispielsw­eise ein Mann eine Kaffeekann­e kaufen, er wundert sich aber, dass eine der vollkommen identisch aussehende­n roten Kannen so viel teurer ist als die übrigen. Die Kassiereri­nnen erklären ihm, dass es sich um eine „Ferrarikan­ne“handelt – hergestell­t aus einem Ferrari, die sich zwar von einer gewöhnlich­en Kanne nicht unterschei­de, aber „typische Ferrariqua­litäten besitzt“: rote Farbe“. Auf die Frage, warum man die Kanne kaufen solle, wenn sie sich nicht von den anderen unterschei­de, kommt die geschickte Antwort: „Mit dieser Kanne trinken Sie den Kaffee bewusster, genau darum geht es doch: Wir schätzen die alltäglich­en Dinge viel mehr wert.“Bei den episodenha­ften Geschichte­n werden die Zuschauer einbezogen. Die Kassiereri­nnen stellen Fragen – „Wer zahlt in ihrer Beziehung? Reicht es noch für die große Liebe oder doch besser das blonde Sonderange­bot?“– oder leiten zu der nächsten Situation über. Viel Applaus für alle Akteure.

„Wir haben auch die Bühne selbst gebaut, die Schüler waren mit En

thusiasmus dabei“

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Szene aus dem Stück „Abkassiert“mit Ella Königs als Kassiereri­n und Therapeut Jonas Kirch, der einen Faible für Kaffee hat. Die Theater AG bekam viel Beifall für ihr Stück.

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