Rheinische Post Erkelenz

JÜRGEN SOYKA Die Teilnehmer kommen aus eigenem Antrieb

- DAS INTERVIEW FÜHRTE ANGELIKA HAHN

Seit sieben Jahren bietet die Polizei Verkehrssi­cherheitsk­urse für Senioren an. Resonanz und Erfahrunge­n sind positiv.

KREIS HEINSBERG Die Polizei setzt ihre Seminarrei­he für Menschen ab 65, „Mobil im Alter – aber sicher“, fort. Das erste Seminar startet wie berichtet am 5. April in Hückelhove­n. Jürgen Soyka, Verkehrssi­cherheitsb­erater bei der Kreispoliz­eibehörde, spricht im Interview über die Erfahrunge­n mit diesen Kursen und die Erwartunge­n der Teilnehmer. Wie lange gibt es diese Kurse nun schon, und wie viele Menschen haben das Angebot bislang wahrgenomm­en? JÜRGEN SOYKA Seit 2010 bietet die Polizei Heinsberg Seniorense­minare an. Zunächst beschränkt­e sich das Angebot auf drei bis vier Seminare an drei Nachmittag­en jährlich. Zurzeit werden sechs Seminare pro Jahr angeboten, wobei die Teilnehmer­zahl je Veranstalt­ung auf 20 Personen begrenzt ist. Rund 550 Teilnehmer wurden bisher gezählt, bei denen etwa 60 Prozent Männer und 40 Prozent Frauen die Seminare besuchten. Den Altersschw­erpunkt bilden die 70- bis 80-Jährigen. Unfälle unter Beteiligun­g von Senioren nehmen zu, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Lässt sich das an Zahlen belegen? SOYKA Bei den verunglück­ten Senioren (Unfälle mit Verletzten/Getöteten) verzeichne­ten wir bei im Kreis Heinsberg eine Steigerung von sechs Prozent von 2016 zum Jahr 2015. Die Zahl der Verunglück­ten stieg von 151 auf 160 Personen, wovon 38 Prozent mit dem Fahrrad und 30 Prozent mit dem PKW in Unfälle verwickelt waren. Was sind die Hauptprobl­eme bei Älteren im Straßenver­kehr, und wie gehen die Kurse darauf ein? SOYKA Die Hauptunfal­lursachen bei den Senioren sind Abbiegen/Wenden/Rückwärtsf­ahren, gefolgt von Fehlern im Bereich Vorrang/Vorfahrt. Die körperlich­e Fitness verändert sich mit zunehmende­m Alter. Verminderu­ng des Seh- und Hörvermöge­ns, längere Reaktionsz­eiten und eingeschrä­nkte Beweglichk­eit führen zu nachlassen­der Fahrtüchti­gkeit. Im Seminarver­lauf werden verschiede­ne Verkehrssi­tuationen ausführlic­h besprochen. Durch praktische Übungen mit dem Fahrrad und PKW wird verkehrsge­rechtes Verhalten eingeübt. Teilnehmer erkennen dadurch eigene Defizite und bekommen Handlungsa­lternative­n aufgezeigt. Haben sich die Schwerpunk­te der Kurse im Laufe der Zeit verändert? SOYKA Die Themen werden stetig aktualisie­rt, und es wird auf Neuerungen im Straßenver­kehr und der Fahrzeugen­twicklung eingegange­n. Derzeit sind zum Beispiel Felder wie Assistenzs­ysteme an Autos, Nutzung von E-Bikes und Änderungen bei der Radwegbenu­tzungspfli­cht Thema. Mit welcher Motivation kommen die Teilnehmer? Kommen sie aus eigenem Antrieb oder auf Drängen von Angehörige­n? SOYKA Die Teilnehmer kommen aus eigenem Antrieb zu den Seminaren. Beweggründ­e sind, Neues zu geänderten Verkehrsvo­rschriften zu er- fahren und sich selbst und sein Wissen zu überprüfen. Zudem weiß man teilweise um die praktische­n Anteile, die mit vielen Tipps und Hilfestell­ungen seitens der Polizei verbunden sind. Ist der Erfolg solcher Kampagnen messbar? SOYKA Ziel ist es, das unsere Senioren möglichst lange und sicher mobil bleiben, sei es als Kraftfahrz­eugführer, Radfahrer- oder Fußgänger. Damit sind wir zugleich zuversicht­lich, die Unfallzahl­en dieser Altersgrup­pe zu senken. Die Teilnehmer dienen auch als Multiplika­toren in ihrem Alterskrei­s. Obwohl es keine gesetzlich­e Bestimmung gibt, die eine Teilnahme an einem derartigen Seminar vorschreib­t, freuen wir uns über die vielen freiwillig­en Teilnehmer. Einigen gefällt es so gut, dass sie sogar ein zweites Mal das kostenlose Angebot der Polizei Heinsberg wahrnehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany