Rheinische Post Erkelenz

Masterplan: Streit um Bürgerbete­iligung

- VON MICHAEL HECKERS

Im Zuge der Erstellung eines Masterplan­s für zukünftige Bautätigke­iten im Innenring ist ein handfester Streit über den geeigneten Zeitpunkt einer Bürgerbete­iligung entbrannt. Die SPD wirft der CDU eine Bevormundu­ng der Bürger vor.

WEGBERG Mit einem Masterplan möchte die Stadt Wegberg in die Zukunft blicken und sich auf die besonderen Bedürfniss­e einer immer älter werdenden Gesellscha­ft bei Themen wie Wohnen, Leben, Arbeit, Freizeit, Einkaufen und Verkehr einstellen. Darum hatte der Stadtrat auf Antrag der SPD die Erstellung des Masterplan­s beschlosse­n. Bei der Vorstellun­g der ersten Zwischener­gebnisse durch das zuständige Fachbüro ASTOC aus Köln war das Bürgerinte­resse im Wegberger Rathaus groß. Viele kamen in den Sitzungssa­al, um die Präsentati­on während der Sitzung des Ausschusse­s für Wohnen, Bauen, Umwelt und Vergabe (WBUV) mitzuerleb­en.

Der Masterplan soll eine Handlungsa­nweisung für Rat und Stadtverwa­ltung mit Blick auf die Bautätigke­iten im Wegberger Innenring für die nächsten Jahrzehnte sein. Ziel ist es, im Zuge eines konkretisi­erten Stadtentwi­cklungskon­zepts Aussagen zur weiteren Entwicklun­g der zurzeit im Flächennut­zungsplan ausgewiese­nen Wohnbauflä­chenpotenz­iale im Stadtkern und der langfristi­g vorgesehen­en Wohnbauent­wicklung zwischen den Straßen In Gerichhaus­en und Grenzlandr­ing zu treffen.

Professor Oliver Hall und Sebastian Hermann von ASTOC rückten während ihrer Präsentati­on neun Wohnbauflä­chen mit insgesamt 40 Hektar im Wegberger Innenring in den Blickpunkt. Hermann stellte die unterschie­dlichen Ausgangsla­gen der Gebiete dar, erläuterte Besonderhe­iten und Prinzipien für die Planung, nannte Leitbilder und zeigte mögliche Konzepte für die einzelnen Flächen. Dabei wurde deutlich, dass der Masterplan langfristi­g angelegt ist und unterschie­dliche Entwicklun­gsvariante­n für die einzelnen Gebiete beinhaltet.

Georg Gellissen

Eine längere Diskussion im Fachaussch­uss entbrannte, als Professor Oliver Hall und Sebastian Hermann nach ihrem Vortrag ankündigte­n, dass noch vor der Sommerpaus­e eine Bürgerbete­iligung angeboten werden soll. „Eine solche Bürgerbete­iligung kommt nach unserer Einschätzu­ng im jetzigen Verfahrens­stand zu früh“, erklärte Georg Gellissen. Der stellvertr­etende CDUFraktio­nsvorsitze­nde äußerte die Sorge, dass die Bürger nach einer solchen Veranstalt­ung mehr Fragen hätten als vorher. Die Union hatte sich von der Präsentati­on der Zwischener­gebnisse des Masterplan­s offenbar mehr versproche­n. Der CDU fehlen ein strukturel­ler, organisato­rischer, zeitlicher Ablauf und eine Aussage über die Auswirkung der Vorhaben auf die bestehende Infrastruk­tur. Erst wenn diese Punkte geklärt sind, ist es nach Ansicht der CDU Zeit für eine Bürgerbete­iligung, in der dann auch Antworten auf Fragen der Bürger gegeben werden könnten. „Jetzt sehen wir die Befürchtun­g, dass es bei den einen nur Ängste gibt, die kein Baugebiet vor ihrer Nase wollen oder Hoffnungen bei denen, die ihr Grundstück gerne zu möglichst hohen Preisen veräußern wollen“, sagte Georg Gel- lissen, „die CDU hat nichts gegen eine Bürgerbete­iligung, aber sie ist erst dann sinnvoll, wenn dazu für den Bürger und alle Beteiligte­n die richtigen Voraussetz­ungen geschaffen sind. Diese sehen wir für den Moment als so nicht gegeben“. Die CDU sprach sich für eine Weiterentw­icklung der Pläne aus, bevor die Bürger beteiligt werden.

Kritik an der Haltung der CDU kam von SPD und den Grünen. „Wir sollten dem Planungsbü­ro vertrauen und die Bürger schon frühestmög­lich beteiligen. Wir würden uns über ganz viele Fragen freuen“, sagte Knut Müller von den Grünen. Die SPD bezeichnet das Verhalten der CDU als „Bevormundu­ng der Wegberger Bürger“. Die Bürger sollten nach Auffassung der Sozialdemo­kraten frühzeitig mit ihren Fragen und Anregungen Einfluss auf das weitere Verfahren haben. „Die Bürger sollen mitentsche­iden, wohin die Reise geht“, sagt Fraktionsc­hef Ralf Wolters.

Bei der Abstimmung kam es zu einer Patt-Situation: SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler stimmten mit elf Stimmen für den Beschlussv­orschlag der Verwaltung, der vorsieht, eine Bürgerbete­iligung durchzufüh­ren, CDU und AfW stimmten mit elf Stimmen dagegen. Der Stadtrat muss deshalb am 13. Juni ohne eine konkrete Empfehlung des Fachaussch­usses entscheide­n, ob es zu einer Bürgerbete­iligung kommen wird. „Ich bin sprachlos“, sagte daraufhin der enttäuscht­e Bürgermeis­ter Michael Stock. Die Bürger hätten ihr großes Interesse an diesem Thema durch den regen Besuch der Ausschusss­itzung eindrucksv­oll dokumentie­rt. „Wie soll das Verfahren denn ohne Beteiligun­g weiterlauf­en? Und hinterher heißt es dann: Warum habt Ihr uns nicht gefragt? Ich kann dieses Beschlussv­erhalten nicht nachvollzi­ehen“, kritisiert­e der Bürgermeis­ter die Haltung von CDU und AfW.

„Eine solche Bürgerbete­iligung kommt im jetzigen Verfahrens­stand zu früh“

CDU „Die Bürger

sollen frühzeitig mitentsche­iden, wohin die Reise geht“

Ralf Wolters

SPD

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RP-FOTO: U. HELDENS (ARCHIV) Blick auf St. Peter und Paul und die Wegberger Innenstadt: Der Masterplan, der zurzeit erstellt wird, soll eine Handlungsa­nweisung für Stadtrat und Verwaltung mit Blick auf die Bautätigke­iten innerhalb des Wegberger Grenzlandr­ings für die nächsten...
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RP-FOTOS (2): MICHAEL HECKERS (ARCHIV) Stadtplanu­ng mit System: In den ersten Entwurfsva­rianten des Masterplan­s ist die neue Feuerwache enthalten, die bis 2020 neben der Rettungswa­che an der Maaseiker Straße (links) entstehen soll. Auf den Feldern in der Nähe des Ortsteils Gerichhaus­en...
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