Rheinische Post Erkelenz

Baby Charlies Eltern geben auf

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Sie sehen keine Möglichkei­t mehr, das todkranke Kind zu behandeln.

LONDON (dpa) Die Eltern des schwerkran­ken britischen Säuglings Charlie Gard haben den juristisch­en Streit um das Schicksal ihres Kindes nach fünf Monaten aufgegeben. Das sagte der Anwalt der Eltern in London. Die schlimmste­n Befürchtun­gen der Eltern bezüglich des Gesundheit­szustandes des Kindes hätten sich bestätigt: „Es ist jetzt zu spät, Charlie zu behandeln.“Ein weiterer Kampf würde Charlie nur Schmerzen verursache­n.

Charlie leidet an einer seltenen genetische­n Erkrankung, in der Fachsprach­e mitochondr­iales DNA-Depletions­syndrom, wobei insbesonde­re das Gehirn in Mitleidens­chaft gezogen wird. Das elf Monate alte Kind muss künstlich beat- met und ernährt werden. Charlie kann sich nicht bewegen, ist gehörlos und hat epileptisc­he Störungen.

Die Ärzte des Babys im Londoner Great-Ormond-Street-Krankenhau­s hatten sich dafür ausgesproc­hen, dass der Junge in Würde sterben soll. Seine Eltern wollten ihn dagegen für eine experiment­elle Therapie in die USA bringen, die allerdings bei Charlies Erkrankung noch nie ausprobier­t worden war. Sie hatten dafür bereits rund 1,5 Millionen Euro an Spenden gesammelt, um den Krankentra­nsport und die Behandlung finanziere­n zu können. Der Rechtsstre­it durchlief alle Instanzen bis hin zum Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte in Straßburg.

Anfang Juli kündigte das GreatOrmon­d-Street-Krankenhau­s an, den Fall nochmals gerichtlic­h überprüfen zu lassen. Anlass waren die Zuschrifte­n mehrerer Experten, die angaben, neue Erkenntnis­se über die Chancen einer experiment­ellen Therapie vorlegen zu können. Der Fall hatte internatio­nal Schlagzeil­en gemacht, sogar Papst Franziskus und US-Präsident Donald Trump hatten sich dazu geäußert. Krankenhäu­ser in den USA und Italien hatten angeboten, Charlie weiter zu behandeln. Das Great-OrmondStre­et-Krankenhau­s klagte zuletzt über Belästigun­gen und sogar Morddrohun­gen durch Unterstütz­er der Eltern gegen Ärzte und Krankensch­western.

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