Rheinische Post Erkelenz

Verloren in der Wüste aus Schnee

- VON MARTIN SCHWICKERT

Eine Frau und ein Mann stürzen in „Zwischen zwei Leben“mit dem Flugzeug in den Bergen ab. Sie kämpfen um das Überleben.

Die Fotojourna­listin Alex (Kate Winslet) ist auf dem Weg zu ihrer eigenen Hochzeit nach New York, als ihr Flug wegen eines herannahen­den Sturms gestrichen wird. Sie tut sich mit dem Hirnchirur­gen Ben (Idris Elba) zusammen, der am anderen Morgen in Baltimore eine lebensrett­ende OP durchführe­n soll, und chartert eine Privatmasc­hine, die sie am Unwetter vorbei nach Dallas zu ihren jeweiligen Anschlussf­lügen bringen soll. Als der Sturm dreht und der Pilot einen

Als sie eine Hütte finden, bleibt am Kaminfeuer trotz Lebensgefa­hr Zeit

für einen Flirt

Schlaganfa­ll erleidet, stürzt das Flugzeug über einem Bergplatea­u ab. Die beiden Passagiere überleben, aber Rettung ist hier weit und breit nicht in Sicht.

Während sich Alex trotz ihres gebrochene­n Beins auf den Weg durch die verschneit­e Wildnis machen will, plädiert Ben dafür, an Ort und Stelle zu bleiben in der Hoffnung, dass der Peilsender des Flugzeugs ihre Position übermittel­t. Nach zwei Tagen vergeblich­en Wartens brechen die beiden auf. Zwei Fremde, die aufeinande­r angewiesen sind.

Das Setting von Hany Abu-Assads „Zwischen zwei Leben“nach dem Roman von Charles Martin ist durchaus ansprechen­d. Der Film hält sich nicht lange mit akklimatis­ierenden Vorgeschic­hten auf, sondern stürzt sich im wahrsten Sinne des Wortes mit einer spektakulä­r gefilmten Bruchlandu­ng direkt in den Kern der Geschichte hinein.

Der niederländ­isch-palästinen­sische Regisseur, der hier sein US-Debüt vorlegt, hatte bereits in „Paradise Now“(2005) bewiesen, dass er das Handwerk einer bezwingend­en Dramaturgi­e beherrscht. Und so überzeugt auch „Zwischen zwei Welten“zunächst mit einer hochdy- namischen Exposition, die in eine interessan­te Handlungsa­ufstellung führt.

Vielverspr­echend natürlich auch die beiden Hauptdarst­eller: Idris Elba („Luther“) rangiert in den Charisma-Charts ganz weit oben. Sein Gesicht ist eine Landschaft für sich, die wunderbar mit der verschneit­en Gebirgskul­isse korrespond­iert. Und Kate Winslet ist mit ihrer gebündelte­n schauspiel­erischen Integrität ihrem Gegenüber vollkommen ebenbürtig. Dazu kommt die atemberaub­ende, winterlich­e Naturkulis­se von British Columbia – was kann da noch schief gehen?

Die Ressourcen stimmen und tragen den Film dann auch souverän über die erste Kinostunde hinweg. Das gegenseiti­ge Kennenlern­en der beiden Unbekannte­n unter lebensbedr­ohlichen Extrembedi­ngungen entwickelt eine interessan­te Dyna- mik. Das allmählich­e Herantaste­n wird immer wieder von Gefahrensi­tuationen oder dringliche­n Entscheidu­ngen unterbroch­en, die gemeinsam gefällt werden müssen.

Alex ist eine Frau der Tat, die bereit ist Risiken einzugehen, während Ben Situatione­n genau durchkalku­lieren will und nur zögerlich zu Entscheidu­ngen kommt. Beide Einstellun­gen widersprec­hen und ergänzen sich in den Herausford­erungen des Survival-Trips. Aber die Wirkungskr­äfte innerhalb dieser erzwungene­n Vertrauens­gemeinscha­ft sind nur so lange interessan­t, bis der Film der Versuchung nicht widerstehe­n kann, die wechselhaf­te Beziehung auf romantisch­es Terrain zu führen.

Dass ein Mann und eine Frau gegenseiti­ges Vertrauen füreinande­r entwickeln, ohne sich ineinander verknallen zu müssen, ist und bleibt

USA 2017 – Regie: Hany Abu-Assad, mit Idris Elba, Kate Winslet, Beau Bridges, 112 Min.

Bewertung:

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FOTO: DPA Kate Winslet und Idris Elba schlagen sich nach der Bruchlandu­ng durch die weiße Wildnis.

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