Rheinische Post Erkelenz

Mobilfunke­r wollen LTE stark ausbauen

Die Qualität der Mobilfunkn­etze auf dem Land ist oft katastroph­al. Für die Aufrüstung verlangen die Netzbetrei­ber einen Preis.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN Die Mobilfunkk­onzerne Deutschlan­ds werden sich voraussich­tlich zu einem deutlichen Ausbau ihrer jetzigen LTE-Netze gerade auf dem Land bekennen. Als Gegenleist­ung wird Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) ihnen beim Mobilfunkg­ipfel am Donnerstag zusichern, sich für weniger teure Auflagen für den Aufbau des künftigen Mobilfunkn­etzes der fünften Generation (5G) einzusetze­n. Dies erfuhr unsere Redaktion aus informiert­en Kreisen. Bis zuletzt wurde um einen Kompromiss gerungen.

Wahrschein­lich werden sich Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschlan­d verpflicht­en, ihre LTE-Netze so auszubauen, dass sie 99 Prozent der Bevölkerun­g erreichen werden. Verpflicht­et sind sie bisher nur zu einer Versorgung für 98 Prozent der Bürger. Ginge es nach Scheuer, sollte eine Versorgung von 99,5 Prozent der Bürger durchgeset­zt werden, aber dann müssten viele Mini-Ortschafte­n auf dem Land mit Mobilfunkm­asten versorgt werden, was jeweils mehrere zehntausen­d Euro kosten würde.

Als wohl wichtigste­s Zugeständn­is scheint sich abzuzeichn­en, dass es bei den künftigen 5G-Netzen doch keine Pflicht für ein „nationales Roaming“geben soll. Dies hätte zur Folge, dass mögliche rein regionale Anbieter nicht mehr das Recht hätten, die bundesweit­e Infrastruk­tur der drei Marktführe­r uneingesch­ränkt und preisgünst­ig nutzen zu dürfen. Diese Auflage lehnen die drei Mobilfunke­r ab, weil sie fürchten, dass der Servicepro­vider United Internet („1&1“) ihnen überall und sehr günstig Konkurrenz machen könnte. „Das wäre Trittbrett­fahrerei“, sagt ein Manager eines Netzbetrei­bers.

Vorbild für das nationale Bündnis wäre ein Ende Juni von NRW-Wirtschaft­sund Digitalmin­ister Andreas Pinkwart (FDP) vorgestell­ter Mobilfunkp­akt mit den Netzbetrei­bern. Darin verpflicht­en sich die Unternehme­n in NRW zu einer Versorgung von 99 Prozent der Haushalte mit LTE bis Ende 2020. Als Gegenleist­ung sagte Pinkwart zu, neue Masten schneller zu genehmigen und sich in Berlin und bei der Bundesnetz­agentur für weniger harte Auflagen für 5G einzusetze­n.

Außerdem soll wohl die Pflicht wegfallen, schnell auch das flache Land mit 5G zu versorgen. Rein technisch wäre dies sowieso nur sehr schwer möglich und sehr teuer. Diese Nachricht dürfte gerade im ländlich geprägten Bayern nicht besonders gut ankommen – speziell so kurz vor der Landtagswa­hl. Was CSU-Mann Scheuer helfen könnte: Immerhin wird LTE ausgebaut.

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