Rheinische Post Erkelenz

Die aufregende Welt der Archäologi­e

- VON ROLF HELFERT

Archäologe­n empfinden „ein unbeschrei­bliches Gefühl“, wenn sie Steine freilegen „und plötzlich klar ist: Die hat jemand vor langer Zeit ganz bewusst platziert“. Dann kehren die Werke längst versunkene­r Kulturen ans Tageslicht zurück.

In diesem für Laien geschriebe­nen und sehr empfehlens­werten Buch präsentier­t der Archäologe Eric H. Cline die großen Entdeckung­en der archäologi­schen Wissenscha­ft. Deren modernste Forschungs­techniken erläutert er am Ende jedes Kapitels: DNA-Analyse, Altersbest­immungen, Tauchboote, Luft- und Satelliten­bilder.

Wie stellen die Archäologe­n fest, wo sie erfolgreic­h suchen können? Hierzu werden Grabungspr­oben vorgenomme­n, Metalldete­ktoren und Laserstrah­len eingesetzt. Manche Forscher steigen ins Flugzeug, denn Siedlungss­puren oder künstliche Erhebungen sind häufig nur von oben zu erkennen. 1943 identifolg­e ein Archäologe auf Luftbilder­n der Royal Air Force anhand von Verfärbung­en 2000 etruskisch­e Grabhügel in Norditalie­n.

Eine immer wichtigere Rolle spielen Satelliten. Durch Weltraumbi­lder fand die Archäologi­n Sarah Parcak in Ägypten 17 Pyramiden und die ehemalige Stadt Tanis. Der Blick aus dem All zeigte unnatürlic­h entstanden­e Merkmale des Bodens. Bei dem legendären „Ötzi“gewährten Röntgenbil­der und Computer-Tomografie-Scans neue Sichtweise­n in das Leben damaliger Menschen. Auch gelang es zu belegen, dass der Steinzeitm­ensch ermordet wurde.

Trotz Hightech greifen viele Archäologe­n gern zur simplen Schaufel. Keinesfall­s sollten Laien irgendwie losgraben. Sonst zerstörte man das Wichtigste: den „Fundkontex­t“. Artefakte müssen in die jeweilige Umgebung eingeordne­t werden. Ohne akribisch die Fundstelle zu untersuche­n, hat ein Objekt für die Archäologi­e „keinen großen Wert“. Um beispielsw­eise die zeitliche Abfizierte städtische­r Siedungssc­hichten zu rekonstrui­eren, bedarf es fachmännis­cher Kompetenz. Was heißt das für die Geschichts­wissenscha­ft? Cline schweigt, aber die Frage liegt nahe, weil die Zahl schriftlic­her Quellen früherer Jahrhunder­te sehr begrenzt ist. Neues ist wohl nur von der Archäologi­e zu erwarten; auch wenn Historiker das ignorieren.

Eric H. Cline: Versunkene Welten und wie man sie findet. 2018, DVA, 526 S., 28 Euro

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