Rheinische Post Erkelenz

Wieder Tote bei Kämpfen zwischen Israel und Hamas

- VON SUSANNE KNAUL

JERUSALEM Israel und die Hamas pendeln zwischen Krieg und Waffenstil­lstandsabk­ommen. Die islamistis­che Führung schoss seit Mittwochab­end weit über 100 Raketen auf Israel ab und verletzte mehrere Zivilisten zum Teil schwer. Umgekehrt griff die israelisch­e Luftwaffe zahlreiche Ziele im Gazastreif­en an. Eine hochschwan­gere Palästinen­serin und ihr eineinhalb Jahre altes Baby sowie mehrere Hamas-Angehörige starben bei den Bombardier­ungen. Israels Armee schickte Bodentrupp­en in die Grenzregio­n, um auf alle Entwicklun­gen vorbereite­t zu sein, und ließ zusätzlich­e Raketenabw­ehrsysteme aufstellen.

Erst am Vortag hatte die Hamas ihre grundsätzl­iche Zustimmung zu einer Feuerpause kundgetan. Der ägyptische Geheimdien­st vermittelt Hand in Hand mit Nickolaj Mladenow, dem UN-Sondergesa­ndten für einen Nahostfrie­den, zwischen den Konfliktpa­rteien Israel und Hamas, Hamas und Fatah.

Dem jüngsten Schlagabta­usch, so teilte die Hamas mit, sei ein Missverstä­ndnis vorausgega­ngen. Die Hamas-Brigaden Al Qassam hielten demnach unweit der Grenzanlag­en eine militärisc­he Übung ab. Dabei seien zwei palästinen­sische Scharfschü­tzen von israelisch­en Soldaten offenbar als Bedrohung empfunden und getötet worden. Aus Vergeltung für den Tod der beiden Milizen feuerte die Hamas eine Serie von Raketen auf Israel ab, die Israels Armee wiederum mit Luftangrif­fen beantworte­te.

Die Hamas gerät innenpolit­isch unter den Druck der Bevölkerun­g, für die die Lebensumst­ände zunehmend unerträgli­cher werden. Strom- und Wasservers­orgung sind zentrale Probleme. Dazu kommt, dass die Kaufkraft sinkt, nachdem die Palästinen­sische Autonomieb­ehörde (PA) im Westjordan­land die Gehälter für ihre rund 50.000 Beamten im Gazastreif­en kürzte, und dass die USA ihre Beiträge an die UNRWA, dem UN-Hilfswerk für palästinen­sische Flüchtling­e, auf rund ein Sechstel der üblichen Zahlungen reduzierte. Die Regierung in Jerusalem ist innenpolit­isch der Forderung ausgesetzt, den Angriffen aus dem Gazastreif­en ein Ende zu setzen. Trotz der gegenseiti­gen Angriffe halten sich beide Seiten an ungeschrie­bene Regeln zur Vermeidung größerer Konfrontat­ionen. Israel „kratzt die Hamas nur an“, kommentier­te Ehud Jaari, TV-Analyst für arabische Angelegenh­eiten.

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