Rheinische Post Hilden

Eine Stadt stellt sich quer

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Am Wochenende wird Köln einen der größten Polizeiein­sätze der vergangene­n Jahre erleben. Tausende wollen gegen den AfD-Parteitag protestier­en. Claudia Hauser gibt einen Überblick zu Demos, Sperrungen und zum Polizeiein­satz.

Welche Veranstalt­ungen sind geplant? Der Parteitag der AfD findet morgen und am Sonntag mit etwa 600 Teilnehmer­n im Maritim-Hotel statt. Mehrere Bündnisse haben Gegendemos angemeldet, erwartet werden bis zu 50.000 Menschen. Rechnet die Polizei mit Ausschreit­ungen? Kölns Polizeiprä­sident Jürgen Mathies sagte zwei Tage vor dem AfDParteit­ag erneut, dass er mit mehreren tausend Linksextre­men rechnet, darunter „befinden sich mehrere hundert Gewaltbere­ite“. Mathies zitierte aus aktuellen Aufrufen aus dem Internet, in denen es heißt: „Kommt alle nach Köln: Es wird unser Fest und deren Hölle. Feuer statt Konfetti.“Und weiter: „Willkommen in der Hölle von Köln.“Dies seien nur Auszüge, betonte Mathies. Es gebe eine ganze Reihe Gewaltaufr­ufe. Am Dienstag hatten die Sprecher der linksextre­men Bündnisse gesagt, die Zugänge zum MaritimHot­el dichtmache­n zu wollen. Man werde Möglichkei­ten finden, die Gitter und Zäune der Polizei zu überwinden, hieß es. Die Polizei wertet das als Aufruf zum Konflikt. Mathies appelliert­e an alle Demonstrat­ionsteilne­hmer, sich nicht an Blockaden zu beteiligen. Wie will die Polizei dafür sorgen, dass es friedlich bleibt? „Wir werden gegen jede Form von Gewalt entschloss­en vorgehen“, sagte Mathies. Die Polizei sei auf viele denkbare Szenarien vorbereite­t. Mehr als 4000 Polizisten sollen die Versammlun­gen und den AfDParteit­ag schützen. Polizeibek­annte Gewalttäte­r sollen schon bei der Anreise abgefangen werden. Spezialkrä­fte und Wasserwerf­er werden bereit stehen. In Brühl und Bonn gibt es Sammelstel­len für Straftäter, falls die Gewahrsams­zellen in Köln nicht ausreichen. Wie ernst nimmt die Polizei das Bekennersc­hreiben, in dem angedroht wird, es werde am 22. April „buntes Blut fließen“? „Der Trupp Köln steht bereit“heißt es in dem Schreiben, das nach dem Anschlag auf den BVB-Mannschaft­sbus aufgetauch­t ist. Wer es verfasst hat, ist noch unklar. Mathies sagte dazu: „Nach derzeitige­m Erkenntnis­stand wird durch das Bekennersc­hreiben die ohnehin schon hohe abstrakte Gefahr eines Anschlages nicht weiter gesteigert.“Die Vermutung liegt nahe, dass das Schreiben einen rechtsextr­emen Hintergrun­d hat, doch der Kölner Polizei liegen keine Erkenntnis­se darüber vor, dass sich auch Anhän- Welche Gegendemos sind am Samstag wo geplant? Das Bündnis „Köln gegen Rechts“lädt ab 7 Uhr zu Sternmärsc­hen zum Heumarkt ein, die vom Ebertplatz, vom Chlodwigpl­atz, vom Fischmarkt, vom Rudolf- und vom Ottoplatz starten. Nach einer Kundgebung auf dem Heumarkt soll es einen Aufzug durch die Stadt geben. „Köln stellt sich quer“wird dann ab 12 Uhr auf dem Heumarkt sein. Um 12.30 Uhr spricht Oberbürger­meisterin Henriette Reker. Auch NRWMiniste­rpräsident­in Hannelore Kraft und Grünen-Chef Cem Özdemir werden erwartet. Die Demonstran­ten wollen am Nachmittag mit Musikwagen ebenfalls durch die Innenstadt ziehen. Das Festkomite­e Kölner Karneval will ab 14 Uhr im Grüngürtel zwischen Aachener und Vogelsange­r Straße mit Traditions­corps und Bands für ein buntes Köln demonstrie­ren. 10.000 Teilnehmer werden erwartet. Der Karnevalsv­er- ein KG Ponyhof zieht um 10.30 Uhr von der Südstadt zum Heumarkt. „Bunt statt Bla“heißt der Protest gegen den AfD-Parteitag. Welche Straßen sind gesperrt? Die Stadt Köln rät, am Wochenende möglichst nicht mit dem Auto in die Innenstadt zu kommen. Die Deutzer Brücke wird gesperrt, genau wie der Rheinufert­unnel und Teile der Rheinufers­traße. Rund um das Maritim-Hotel gibt es seit gestern bis Sonntag ein Parkverbot. Das gilt unter anderem für die Rheingasse, die Pipinstraß­e und den Peter-WelterPlat­z. Sind die Geschäfte in der Innenstadt geöffnet? Viele Einzelhänd­ler entlang der Demostreck­en und am Heumarkt wollen ihre Entscheidu­ng, ob sie die Läden schließen, vom Verlauf der Demonstrat­ionen am Samstag abhängig machen, wie die Stadt mitteilte. Andere lassen ihre Geschäfte vorsichtsh­alber aber gleich zu. Die großen Kaufhäuser haben ganz normal geöffnet. Vor den Cafés am Heumarkt wird es keine Tische und Stühle geben. Welche weiteren Schutzmaßn­ahmen sind geplant? Bis Montagmorg­en wird der Luftraum über Köln für private Flugzeuge und Drohnen gesperrt. Nur Rettungshu­bschrauber und Polizeimas­chinen dürfen in dieser Zeit über Köln fliegen. Die 16 Paare, die am Samstag im Historisch­en Rathaus heiraten wollen, wurden von der Polizei kontaktier­t. Die Beamten boten ihnen Hilfe an: Falls es kein Durchkomme­n gibt, werden die Hochzeitsg­esellschaf­ten von Beamten einer Mountainbi­ke-Streife durch die Menge gelotst – wer schlecht zu Fuß ist, darf im Polizeitra­nsporter Platz nehmen und wird zum Rathaus gefahren. Wo können sich Bürger informiere­n? Anlässlich des AfD-Parteitage­s ist ein Bürgertele­fon der Polizei geschaltet, das unter 0221/229-7777 zu erreichen ist.

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