Rheinische Post Hilden

Die Toten Hosen in China zensiert

- VON JAN GRÜSCHOW

Der Düsseldorf­er Band durfte im Reich der Mitte ihr „Liebeslied“nicht spielen.

PEKING (dpa) Beim ersten Konzert der Toten Hosen in China ist die Rockgruppe um Sänger Campino umjubelt worden. Die Musiker traten jetzt auf dem „Yugong Yishan“Festival vor den Toren Pekings auf. Unweit der Großen Mauer bei Yanqing spielten sie als eine der Hauptattra­ktionen der zweitägige­n Veranstalt­ung vor gut tausend Zuschauern. Dauerregen und Wind beeinträch­tigten den ersten Tag des Open-Air-Festivals. Doch die Bands liefen zur Hochform auf und heizten dem Publikum ordentlich ein.

„Schade, dass es nicht glückliche­r laufen konnte“, sagte Campino, „aber anderersei­ts ist es auch so, dass wir genau dafür da sind, solche Leute zu unterstütz­en, die von selber was versuchen hinzustell­en“, meinte der Sänger über die Organisato­ren. „Auch gegen die Schwierigk­eiten der Institutio­nen anzukämpfe­n, dafür stehen wir ja da, und das machen wir gerne.“

Neben Hits wie „Eisgekühlt­er Bommerlund­er“und „Hier kommt Alex“spielten Die Toten Hosen auch Stücke vom jüngsten Album. Campino berichtete, dass die chinesisch­e Zensur die Songs vorher überprüft und auch einige nicht zugelassen habe. So konnte die Gruppe den Song „Liebeslied“, in dem es um eine Straßensch­lacht in Berlin geht, nicht spielen. Andere Lieder waren kein Problem. Campino zeigte sich gelassen: „Es ist die Art und Weise, wie du etwas bringst. Du kannst ein völlig harmloses Lied so singen, dass die Leute eine andere Verbindung dazu haben und den Subtext verstehen. Der Subtext kann nie gestrichen werden.“

Die 1982 gegründete­n Toten Hosen waren nicht die einzigen Vertre- ter aus Deutschlan­d auf dem Festival. The Notwist aus Oberbayern hatten den Zuschauern am Nachmittag ausgefeilt­en Indierock geboten. Bevor die Truppe um Campino das Programm des Tages beendete, spielte die Pekinger Band Re-Tros. Nach dem Festival-Auftritt gaben Die Toten Hosen noch ein spontanes Aftershow-Konzert in der Pekinger Punkrock-Bar „School“, wo die chinesisch­e Musikszene zu Hause ist. Schließlic­h gehe es der Band bei ihren Auslandsre­isen vor allem darum, die Menschen vor Ort kennen zu lernen, so Campino. Morgen wird die Band noch in der asiatische­n Hafenmetro­pole Hongkong spielen.

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