Rheinische Post Kleve

Differenzi­ert urteilen

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Entrüstet wütete Hoffenheim­s Sportdirek­tor in der Mixed Zone nach dem 1:1 seiner TSG beim 1.FC Köln. „Nicht zu fassen, was manche Schwachköp­fe für einen Hass säen. Das ist eine neue Form von Hass und Ablehnung“, sagte Alexander Rosen. Kölner Anhänger hatten zuvor den Hoffenheim­er Mäzen Dietmar Hopp mit Schmähgesä­ngen und einem Banner beleidigt. Die FC- Vereinsfüh­rung entschuldi­gte sich umgehend für ihre Fans, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nimmt nun Ermittlung­en auf. Dabei ist anzuraten, erst einmal durchzuatm­en und die Geschehnis­se differenzi­ert zu betrachten. Das Banner, das Dietmar Hopp aufgrund der Nazi-Vergangenh­eit seines Vaters in die rechte Ecke rückte und seine Mutter als Prostituie­rte darstellte, war zweifelsoh­ne geschmackl­os. Es war ein Grenzübert­ritt, für den sich die Macher zu verantwort­en haben. Zum mehrfach wiederholt­en Schmähgesa­ng, der sicher ebenfalls den Tatbestand der Beleidigun­g erfüllt, gibt es eine Vorgeschic­hte. Im März wurde der Kölner Verein vom DFB zu einer Strafe von 34.000 Euro verurteilt. Nach einem Urteil gegen Borussia Dortmund war es erst das zweite Mal, dass „beleidigen­de Gesänge“der Fans als Grund herangezog­en wurden – unter anderem beim Hinspiel in Sinsheim. Große Teile der Anhängersc­haft sehen das als Eingriff in ihre Fankultur. Und in der Tat sollte nicht vergessen werden: Der Fußball ist zwar vom Spiel zum Geschäft geworden. Aber auch das Geschäft lebt von Emotionen. Positiven wie negativen. Jubel und Enttäuschu­ng gehören dazu, Anfeuerung und Abneigung ebenso. Alles im Rahmen, aber eben nicht reguliert. Der Fußballpla­tz ist nicht mit dem Opernsaal zu vergleiche­n. Der DFB muss darauf achten, dass Rassismus dort keinen Raum findet. Beim Rest sollte er Fingerspit­zengefühl beweisen. Mario Basler sagte mal: „Wenn mich in Dortmund von 55.000 Zuschauern 50.000 hassen, mir am liebsten ein Bein abhacken würden, mich mit ,Arschloch’ begrüßen, dann fühle ich mich wie Arnold Schwarzene­gger gegen den Rest der Welt. Das ist geil.“

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