Rheinische Post Kleve

Zwischen Hoffen und Bangen

- VON G. COSTA, A. GRUHN, K. KELLERMANN, P. SCHERER UND J. SORGATZ

Am Freitag gibt der Deutsche Fußball-Bund bekannt, mit welchen zehn Austragung­sorten er sich um die EM 2024 bewirbt. Mönchengla­dbach und Düsseldorf geben sich beide optimistis­ch, aber nur einer dürfte am Ende jubeln.

DÜSSELDORF/MÖNCHENGLA­DBACH Am Freitag blicken fünf NRW-Städte gebannt nach Frankfurt am Main. Dort fällt die Entscheidu­ng, mit welchen zehn Austragung­sorten sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) um die Euro 2024 bewirbt. Deutschlan­d gilt als Favorit gegenüber dem einzigen Konkurrent­en Türkei. Die endgültige Entscheidu­ng über die Ausrichtun­g fällt erst im September 2018.

Die „Westdeutsc­he Zeitung“berichtete nun, dass Dortmund und Mönchengla­dbach ihre Plätze in der Bewerbung sicher hätten. Beim DFB nimmt man derlei Spekulatio­nen gelassen zur Kenntnis. Es sei bereits viel gemutmaßt worden, welcher Standort am Ende den Zuschlag bekommt, heißt es. Nach Informatio­nen unserer Zeitung aus dem Umfeld von Generalsek­retär Friedrich Curtius gelten verbandsin­tern nur Berlin, München und Dortmund aufgrund ihrer Größe als gesetzt.

Deutschlan­d wurde vom DFB für die Bewerbung in vier Regionen unterteilt. Aus jeder Region wird am Ende mindestens eine Stadt nominiert, maximal vier können auf einen Zuschlag hoffen. Heißt für NRW: Mönchengla­dbach, Köln, Düsseldorf und Gelsenkirc­hen bleiben übrig – einer von ihnen fällt dann noch definitiv raus.

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat den Vergabepro­zess von Transparen­cy Internatio­nal Deutschlan­d begleiten lassen. Unter Federführu­ng von Juristin Sylvia Schenk, ehemalige Präsidenti­n des Bundes Deutscher Radfahrer, soll so gewährleis­tet sein, dass nicht der Verdacht aufkommt, es sei geklüngelt worden, sondern dass objektive Bewertungs­kriterien den Ausschlag gegeben haben. Nur ein ganz kleiner Kreis von Mitarbeite­rn in der DFB-Zentrale in Frankfurt war daran beteiligt.

Mönchengla­dbach konnte beim Verband weniger aufgrund nostalgisc­her Erinnerung­en punkten und auch nicht mit dem Hinweis, man sei in der Vergangenh­eit wiederholt leer ausgegange­n. Was in Frankfurt hängen geblieben ist, war die Vielzahl an Aktionen, mit denen Borussia und Partner Stimmung für den Standort gemacht haben. Fast 11.500 Unterschri­ften von Unter- stützern wurden gesammelt, prominente wie nicht-prominente Gladbach-Fans sprachen sich in 70 Videos für die EM aus. Beim DFB muss das offenbar Eindruck hinterlass­en haben.

In Gladbach selbst ist man nach anfänglich­er Zurückhalt­ung dann inzwischen auch durchaus optimistis­ch. „Wir haben eine sehr emotionale Kampagne geliefert und den Katalog mit den Anforderun­gen sehr sauber abgearbeit­et“, sagte Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners. Der CDU-Politiker betonte allerdings, eine Entscheidu­ng sei ihm nicht bekannt: „Für mich ist das pure Spekulatio­n, an der ich mich nicht beteiligen möchte. Wir haben wirklich absolut überhaupt keine Signale vom DFB erhalten, abgesehen davon, dass das Präsidium sich am Freitag zur Entscheidu­ng trifft und dann die Bewerberst­ädte telefonisc­h informiere­n wird.“

Reiners sagt, der Verband habe auch die Städte stets auf die strengen Compliance-Regeln hingewiese­n, alles solle sauber und transparen­t ablaufen. „Ich weiß nicht, ob eine solche Spekulatio­n dann besonders hilfreich für uns ist.“Am Freitag wollen die Stadtspitz­en und Borussias Führung die Entscheidu­ng des DFB bei einem Treffen gemeinsam entgegenne­hmen.

Gladbach hat in jedem Fall gewichtige Fürspreche­r. Berti Vogts, Jupp Heynckes, Rainer Bonhof, Herbert Wimmer und Wolfgang Kleff, die 1972 zum deutschen Europameis­ter-Team gehörten und 1974 Weltmeiste­r wurden, sind ein Teil der Bewerbungs­kampagne. „Bei den Weltmeiste­rschaften 1974 und 2006 und bei der EM 1988 waren wir nicht dabei, die Zeit ist reif“, sagte Vogts, der Deutschlan­d 1996 als Bundestrai­ner zum EM-Titel führte, bei der Präsentati­on der Kampagne. „Wir haben nachgewies­en, dass wir internatio­nale Spiele ausrichten können. Wir haben eine fußballver­rückte Stadt, wir sind in einer sehr günstigen geografisc­hen Lage, die absolut brillant ist und jeder von der Uefa weiß, dass unsere Stadion allemal gut ist für eine EM“, sagte Bonhof, jetzt Borussias Vizepräsid­ent.

In Düsseldorf ist man derweil genauso zuversicht­lich, den Zuschlag zu erhalten. „Alle überzeugen­den Argumente sprechen für Düsseldorf“, sagte Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) unserer Redaktion. „Es gab zuletzt einige Spekulatio­nen. Der DFB arbeitet höchstprof­essionell, ohne sich in irgendeine­r Hinsicht manipulier­en zu lassen – auch nicht vom Wunsch nach einer selbsterfü­llenden Prophezeiu­ng.“

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