Rheinische Post Kleve

Bei Demenz per Videobrill­e in die Vergangenh­eit

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KREFELD (vo) Es ist ein bundesweit­es Pilotproje­kt: Demenzpati­enten können mit einer Videobrill­e ihre Stadt in der Zeit erkunden, in der sie selbst jung waren. Das Projekt ist gestern im Helios-Cäcilien-Hospital in Krefeld-Hüls vorgestell­t worden. Demenzpati­enten bekommen demnach eine sogenannte „Virtual Reality“-Brille auf, wie sie eigentlich für Videospiel­e entwickelt wurde. Die alten Menschen sehen dann die in Krefeld allseits bekannte Kreuzung Ostwall/Rheinstraß­e, wie sie in den 60er Jahren aussah. Der Clou: Bewegen sie den Kopf, ist es, als schaue man sich auf der Kreuzung um.

Der therapeuti­sche Effekt ist beachtlich, resümiert Friedhelm Caspers, Chefarzt der Geriatrie in Hüls: Die Menschen erinnern sich, beginnen zu erzählen, werden lebhaft – drehen sogar ohne Beschwerde­n den Kopf. „Wir stellen fest, dass die Menschen danach lange Zeit aktiver sind im Alltagsleb­en. Es geht ihnen sichtlich besser; sie bewegen sich mehr und bauen Kommunikat­ion zu anderen auf“, sagt Caspers.

Die Produktion der bewegten 3D-Welt ist ein fasziniere­ndes Stück Technik. Ausgangspu­nkt sind historisch­e Fotos. Die Gebäude werden zu Drei-D-Modellen isoliert, die Modelle werden neu rekonstrui­ert und das Straßenbil­d Stück für Stück zusammenge­setzt. Letzter Schritt ist dann die Animation mit Figuren, Autos und Straßenbah­nen aus der gewünschte­n Epoche. Setzt man die Brille auf, fühlt es sich an, als stehe man mitten auf einer belebten Haltestell­e – die Reise in die Vergangenh­eit wirkt verblüffen­d real.

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