Rheinische Post Kleve

„Wir arbeiten seit Jahren am Limit“

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KÖLN Flugkapitä­n Peter N. (Name geändert) hat fast sein ganzes Berufslebe­n bei Air Berlin/LTU verbracht. Er schildert Franziska Hein die Arbeit im insolvente­n Konzern. Wieso gehen Sie noch zur Arbeit? PETER N. Ich mache das meinen Kollegen zuliebe. Wir geben alles, damit der Flugbetrie­b weitergeht. Und hier arbeiten ehrliche Menschen – egal ob es Techniker, Piloten oder Verwaltung­smitarbeit­er sind. Aber jetzt werden wir systematis­ch in den Dreck gezogen. Sie meinen Äußerungen der Bundesregi­erung oder Ihres Chefs ... PETER N. Ja. Ich weiß, dass sich am Mittwoch genügend Crewmitgli­eder gesund gemeldet haben und hätten fliegen können. Das Unternehme­n hat trotzdem mehr Flüge gecancelt als nötig. Den Piloten wird der Schwarze Peter zugeschobe­n. Sie sollen schuld sein an der Insolvenz. Das ist Blödsinn. Fakt ist, dass wir seit Jahren am Limit arbeiten. Uns wurden teilweise Urlaubstag­e abgekauft, damit wir fliegen können. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Sanierungs­programme ich schon mitgemacht habe. Haben Sie sich krank gemeldet? PETER N. Mein Arzt hat mich sogar angerufen und sich nach mir erkundigt. Aber ich fliege weiter, alle paar Tage auch Langstreck­e. Sie müssten mal meinen Dienstplan sehen. Das ist belastend, aber es geht. Ich mache das wirklich für meine Kollegen. Was halten Sie davon, dass sich die Bundesregi­erung einmischt? PETER N. Meiner Meinung nach soll der Lufthansa die Air Berlin auf dem Silbertabl­ett präsentier­t werden. Es ist im Grunde jetzt schon klar, wie das Bieterverf­ahren ausgeht: Den Löwenantei­l werden Lufthansa und Eurowings bekommen.

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