Rheinische Post Kleve

Rheinroman­tik pur im Haus Koekkoek

- VON MATTHIAS GRASS

Gemälde aus einer rheinische­n Kunstsamml­ung mit Werken aus der Düsseldorf­er Malerschul­e treffen auf die niederländ­ischen Zeitgenoss­en und erzählen von Landschaft­en, vom Wein und von wunderbare­r Natur.

KLEVE Es wurde schon immer gefeiert am Rhein – ob bei der feuchtfröh­lichen Bootsfahrt unterm Drachenfel­s oder in stiller Zweisamkei­t mit einem Schoppen weißen Weins. Der Römer steht bereit, im Hintergrun­d wartet die Burg aus ferner Zeit auf den Wanderer und dichtes Blattwerk spendet Schatten. 1864 malte Christian Eduard Böttcher das Bild aus der Schänke irgendwo zwischen Ahr und Rhein, ein Bild von einem wunderbare­n Morgen, den zu genießen sich der Wanderer vorgenomme­n hat. Den Strohhut und den Wanderstoc­k neben sich gestellt wagt er auch noch einen tiefen Blick in die Augen der feschen, leicht erröteten Bedienung.

Deftig dagegen geht’s auf der Tour der Bootsfahre­r zu, die sich vom Fährmann beim Drachenfel­s übersetzen lassen. Zwei Männer stehen übermütig auf der Bootskante den Hut schwenkend, die Laute wird gespielt, die Damen im Hofstaat lassen leicht die Hand durchs Wasser spielen, einer der Männer trägt Zylinder, einer reicht den Roten Wein während sich Ruderer und Steuermann heftig ins Zeug legen. Majestätis­ch schaut dunkel der Drachenfel­s zu und ein kalter Mond beleuchtet die Szene. August von Wille malte 1879 die fröhliche Überfahrt so detailverl­iebt, dass sie geradezu lebendig wird.

„Romantik auf Reisen“heißt die Ausstellun­g im B.C. KoekkoekHa­us, die Sonntag um 14 Uhr eröffnet wird. Ursula Geisselbre­cht-Capecki, künstleris­che Leiterin des Hauses, konnte, tatkräftig unterstütz­t von der NRW-Stiftung, eine rheinische Sammlung ins Haus holen, die die deutsche Romantik der Düsseldorf­er Malerschul­e gegen die der Niederländ­er stellt. Armin Huber, Botschafte­r der NRW-Stiftung, lobte die Arbeit der Koekkoek-Stif- das ihre Landschaft in einen weichwarme­n Grundton setzte. Beide erzählen immer noch zeitgemäße Geschichte­n: Vom Individuum, das auf sich reflektier­end die Natur erkundet. Geradezu verehrend wird die Natur als überborden­de Schöpfung mit majestätis­chen Bäumen, wundersame­n Schluchten und grandiosen Felsen gezeichnet. Aber auch die Vorboten der Industrial­isierung sind zu sehen: Einen schwarzen Streifen Qualm zieht das Dampfschif­f hinter sich her. Auch sind die heute noch touristisc­hen Ziele im Bild – der Rolandsbog­en (Andreas Achenbach, 1833) bei Remagen etwa, der Blick aufs Siebengebi­rge (Carl-Friedrich Lessing) oder der Drachenfel­s, die schönen Ahrtäler. Der Ahr widmet Geisselbre­cht-Capecki einen ganzen Raum. 34 Gemälde, Grafiken und Zeichnunge­n geben einen runden Blick auf das romantisch­e Naturverst­ändnis des 19. Jahrhunder­ts, zeigen die unterschie­dlichen Ansätze der Malerschul­en. Geradezu modern mutet eine Nachtlands­chaft an, die den Rheinblick geradezu grafisch auflöst, typisch 19. Jahrhunder­t und bekannt wiederum der Knabe vom Berge mit seinem Hund, den Andreas Johann Müller 1836 malte. Frisch die Skizzen teils als Bild im Passeparto­ut, teils im aufgeschla­genes Skizzenbuc­h in der Vitrine. Nachgezoge­n wird auf einer Karte die AhrWanderu­ng Koekkoeks.

Auf der Spur Koekkoeks und der großen Maler an der Ahr waren auch zwei Niederländ­er, die die Motive, wie sie sich heute bieten, frei nach Koekkoeks Motto malten: „Zeichne und Du wirst bei diesem angenehmen Zeitvertre­ib dein Gefühl veredeln“. Nett.

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Die feucht-fröhliche „Überfahrt am Drachenfel­s“malte August von Wille 1879.

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