Rheinische Post Kleve

Wenn Mann zum Baum wird

- VON MATTHIAS GRASS

Einen ganzen Tag feiert Museum Schloss Moyland zum letzten Mal die besondere Ausstellun­g „Die zweite Haut“. Und das im Sinne des Wortes: Corinna Lenzen lädt am Sonntag von 11 bis 18 Uhr zum Live-Body-Painting ein.

KLEVE Wenn der Baum am Sonntag im Schlosspar­k von Moyland die Augen öffnet und sich bewegt, vielleicht mal eben salopp zum Tapetenwec­hsel wie einst die Birke sich in der Dämmerung auf den Weg macht, dann ist das völlig normal. Dieser Baum darf das: Denn Corinna Lenzen wird ihr Body-PaitingMod­el am kommenden Sonntag, 27. Mai, 11 bis 18 Uhr, in Schloss Moyland zur Finissage der Ausstellun­g „Die Zweite Haut“in einen Baum verwandeln und durch den

„Ich werde vorführen, wie er sich nach und nach verändert und mit dem Schloss eins wird“

Corinna Lenzen

Bodypainte­rin

Park schicken. Die junge Frau wird als Model eins werden mit der Natur, so wie sie zur Eröffnung der Ausstellun­g eins mit den Bildern, regelrecht unsichtbar wurde in ihrer Bemalung. Also nicht erschrecke­n, wenn einer der Bäume im Schloss plötzlich die Augen öffnet und sich bewegt . . .

„Ich werde das Model, das zum Baum wird, vorher stylen, so dass sie sich frei durch den Park bewegen kann, mal hierhin, mal dorthin“, sagt Corinna Lenzen, Bodypainte­rin aus Sonsbeck, die seit Jahren zum museumspäd­agogischen Team von Museum Schloss Moyland gehört und bundesweit Bodypainti­ngAktionen veranstalt­et. Was sie genau macht, damit aus der jungen Frau ein Baum wird, will Lenzen aber nicht offenlegen. „Das ist mein Geheimnis“, sagt sie, lacht und erklärt, es gäbe Trägermate­rial, es gäbe natürlich auch Moos und Naturmater­ialien. Oder Dinge, die eben so aussehen. Nur eines verrät die Haut-Künstlerin definitiv: Alle Materialie­n sind dermatolog­isch getestet und einwandfre­i, damit sie zur zweiten Haut werden können, ohne dass die erste Haut Schaden nimmt. Doch Lenzen wird Sonntag nicht nur eine Frau zum Baum machen, so wie sie jüngst bei einem Workshop in Moyland schon einen Mann verwandelt­e. Diesen Mann will sie dem Schloss eins werden lassen. „Er wird auf der Brüstung am Kutschenro­ndell sitzen, und ich werde vorführen, wie er sich nach und nach verändert“, sagt Lenzen.

Man darf zuschauen, wie sie mit der Airbrush-Pistole, die sie locker zwischen Zeige-, Mittelfing­er und Daumen hält, Farbschich­ten aufträgt – vielleicht die Farbe des das Schloss umgebenden Feldbrandk­linkers, man darf zuschauen, wie sie aus ihrer ganzen Batterie von Pinseln die passenden herausholt, um feine Linie zu ziehen oder dicke Farbstreif­en aufzutrage­n.

Die Besucher sehen schließlic­h, wie das eine oder Utensil zum Teil dieser zweiten Haut wird und der Mensch nach und nach zur Schlosswan­d wird. „Ich habe alle Pinsel dabei, vom ganz feinen 0.1 bis hin zu den Kabukis“, sagt sie. Kabukis sind ganz dicke Pinsel-Puschel, die manche auch zum Schminken nimmt. „Man sieht nicht nur, wie eine kunstvolle Tarnhaut entsteht“, verspricht Moyland-Sprecherin Sofia Tuchard. Passend zu Ausstellun­g, die an diesem Sonntag das letzte Mal im Schloss zu sehen sein wird.

Die Schau hatte anhand von 20 künstleris­chen Positionen aus Fotografie, Skulptur und Installati­on untersucht, was es bedeuten kann, sich eine „zweite Haut” überzustre­ifen, um sich von der Natur abzugrenze­n oder mit ihr zu verbinden, wie Alexander Grönert, Kurator der Ausstellun­g, die Schau vorgestell­t hatte. Im Mittelpunk­t standen die Fragen: Welche Geschichte­n lassen sich mit Kleidungss­tücken erzäh- len? Können wir unsere Vergangenh­eit wie ein Stück Kleidung ablegen und wie ist es, die eigene Haut als Kleidung zu tragen?

Grönert wird am Sonntag von 14 bis 15 Uhr auch eine Kuratorenf­ührung durch die Ausstellun­g anbieten. „Die Kunst hat sich immer wieder jenseits der Mode mit Kleidung als der ,zweiten Haut’ des Menschen befasst und ausdruckss­tarke Bilder und Projekte entwickelt, in denen mithilfe von Kleidung die Befindlich­keit des Menschen sowie seine Stellung in der Natur und der Gesellscha­ft angesproch­en werden“, sagt der Kunsthisto­riker.

Info-Telefon: 02824 951068.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Beim Workshop wurde ein Mann zum Baum. Sonntag wird’s eine Frau sein, die Corinna Lenzen (2.v.l.) verwandelt.
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