Rheinische Post Krefeld Kempen

Kesselhaus-Ausbau: Entscheidu­ng vor der Sommerpaus­e

- VON OTMAR SPROTHEN

Viele Krefelder nutzten den Stadtspazi­ergang der Grünen, um sich über das Kesselhaus im Businesspa­rk zu informiere­n.

Seit geraumer Zeit steht das stark sanierungs­bedürftige Seidenwebe­rhaus in der Diskussion. Nun ist ihm mit dem Kesselhaus auf dem Miesvan-der-Rohe-Business-Park ein starker Konkurrent erwachsen. Vor den Sommerferi­en soll die entscheide­nde Ratssitzun­g stattfinde­n, bei der es um das Kesselhaus oder ein saniertes Seidenwebe­rhaus geht.

150 Anmeldunge­n zu der Eröffnungs­veranstalt­ung ihrer politische­n Stadtspazi­ergänge zeigten nicht nur den veranstalt­enden Krefelder Grünen, dass das Interesse der Bürger an ihrer Stadt unverminde­rt stark ist. Als Eigentümer des Mies-van-der-Rohe-Business-Parks an der Girmesgath stellte der Krefelder Wolf Reinhard Leendertz den Besuchern in einer Power-PointPräse­ntation den derzeitige­n Stand seines Entwicklun­gskonzepte­s vor. Anfang April soll der Rat der Stadt Krefeld über belastbare Zahlen verfügen, ob das nach neustem techni- schem Stand als Eventhalle gestaltete Kesselhaus gegenüber einer Ertüchtigu­ng des stark sanierungs­bedürftige­n Seidenwebe­rhauses die günstigere Lösung wäre.

Mit dem Ende des letzten Textilbetr­iebes lag das 80.000 Quadratmet­er große Areal der ehemaligen Tuchfabrik­en Verseidag und Flores an der Girmesgath mit einer Gebäudeflä­che von 50.000 Quadratmet­ern brach. Wolf Reinhard Leendertz wollte ursprüngli­ch nur eine kleine Gewerbeflä­che anmieten. Dann bot ihm der Konkursver­walter mit einer Grundfläch­e das Gesamtobje­kt zum Kauf an, über den Preis könne man reden. Leendertz griff zu, hatte er doch Mitstreite­r. Diese sprangen aber angesichts der jährlichen Belastunge­n ab. Der Investor hatte Glück. Mit dem Stahlbetri­eb Ringfeder zog ein Ankermiete­r ein, der andere Mieter aus allen Gewerberic­h- tungen bis zur Anwaltspra­xis nachzog. Gerade erst hat Leendertz eine Craft-Bier-Brauerei für den Park gewinnen können. 400 Mitarbeite­r haben mittlerwei­le im Business-Park ihren Arbeitspla­tz. Mit Facharchit­ekten bereitet der Investor seine Nutzung als Eventhalle vor. Zusammen mit der Galerie könnten dort je nach Bestuhlung knapp 1000 Sitzplätze entstehen, nur unwesentli­ch weniger als das Seidenwebe­rhaus bietet. 500 Parkplätze bietet der Businesspa­rk, für Abendveran­staltungen könnten der Parkraum des Konrad-Adenauer-Hauses genutzt werden. Im wuchtigen Kamin des Kesselhaus­es könnte ein Aufzug zu einer Dachterras­se führen.

Mit dem Kunstwort MICE fasst Leendertz seine Vorstellun­gen für die weitere Entwicklun­g des Miesvan-der-Rohe-Businesspa­rks zusammen. MICE steht für Meetings/ Tagungen, Incentives/Anreiz- und Belohnungs­reisen, Convention­s/ Kongresse und Events/Veranstalt­ungen aller Art. Daher lässt er die auf dem Gelände verteilten denkmalges­chützten Gebäude im Bauhaus-Stil behutsam sanieren.

Als Anfang der zwanziger Jahre die französisc­he Tuchindust­rie die Krefelder Konkurrenz zu ersticken drohte, fasste der Tuchfabrik­ant Ludwig Lange die Krefelder Seidenprod­uzenten zu der Verseidag zusammen. Er verpflicht­ete den renommiert­en Bauhaus-Architekte­n Mies van der Rohe, der einen transparen­ten Fabrik-Komplex mit vielen ganzseitig­en Fensterflä­chen im Bauhaus-Stil errichtete. Damit errang Krefeld weltweite Aufmerksam­keit und die heimische Tuchindust­rie fasste wieder Fuß.

Leendertz ist zuversicht­lich: „Deutschlan­d ist nach den USA der zweitgrößt­e Messemarkt der Welt. Die nachwachse­nde jüngere Generation bevorzugt andere Räumlichke­iten für ihre Feiern als Stadthalle­n. Wir planen ein auf diesen Geschmacks­wandel abgestimmt­es Hotel, um das sich eine schräge Gastronomi­e ansiedeln soll.“

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RP-ARCHIVFOTO: LAMMERTZ Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte AG.

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