Rheinische Post Krefeld Kempen

„Deutschlan­d verkraftet ‚Die Partei’“

Wir sprachen mit „Die Partei“-Ratsherr Preuß über Respekt vor dem Rat und die Stärke der Demokratie.

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Claus-Dieter Preuß ist seit 2004, dem Gründungsj­ahr der Satire-Partei „Die Partei“Mitglied dieses Vereins; seit 2014 ist er Mitglied des Rates. Der Satire-Ansatz hat also immerhin genug Leute soweit interessie­rt, dass sie ihm ihre Stimme gegeben haben. Wenn Preuß im Satire-Modus ist, ist es nervtötend, mit ihm zu reden. Wir haben 2014 vor der Kommunalwa­hl ein Interview mit ihm geführt und es nicht gedruckt – die Skepsis gegen diese Art der Veralberun­g war am Ende zu groß; wie man ja überhaupt die Frage stellen darf, ob Satire, die nicht auf der Bühne, sondern in Parlamente­n stattfinde­t, der Demokratie schadet. Zuletzt hat sich die „Süddeutsch­e“an dieser Frage abgearbeit­et und einen Artikel mit der Überschrif­t „Kann Satire Politik sein?“veröffentl­icht.

Preuß war im Rat nicht auffällig, er hat still gearbeitet und erkennbar inhaltsgel­eitet abgestimmt; anders als sein Parteivors­itzender Martin Sonneborn, der laut Preuß im Europaparl­ament grundsätzl­ich abwechseln­d mit Ja oder Nein stimmt. Nicht bekannt ist übrigens, dass Sonneborn sein Gehalt als EU-Parlamenta­rier albernerwe­ise ins Klo kippt oder vernünftig­erweise einem guten Zweck stiftet. Er behält es. Beim Geld hört dann wohl auch bei Satire-Spaßvögeln der Spaß auf.

Jedenfalls: Preuß hat die Abstimmung­en im Rat ernst genommen. Das hat uns ermutigt, einen zweiten Interviewv­ersuch zu machen – und diesmal drucken wir das Ergebnis.

Claus-Dieter Preuß (Wahlkreis Königshof ), ist 62 Jahre alt, verheirate­t, Vater von zwei Kindern und Großvater eines Enkels. Er ist Diplom-Verwaltung­swirt und Landesbeam­ter im Ruhestand. Seine Hobbys: Tennis, Radfahren und der KFC Uerdingen. Diese Interessen haben ihn als Mitglied in den Sportaussc­huss und die Sportstätt­enkommissi­on geführt. Er ist Mitglied im Verwaltung­srat des Kommunalbe­triebs und im Ausschuss für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit.

Sie sind immer noch für die Satire-Partei „Die Partei“im Rat, beteiligen sich aber zum Beispiel in Ihrem Abstimmung­sverhalten ernsthaft an der Arbeit. Wo bleibt der Spaßfaktor?

PREUSS Mein Bundesvors­itzender stimmt im EU-Parlament abwechseln­d mit „ja“und „nein“. Das finden einige spaßig. Wenn ich selbst im Rat mit „ja“stimme, muss es für mich schon die bestmöglic­he Lösung sein. Spaß habe ich oft beim Abstimmung­sverhalten der FDP.

Was bedeutet Ihnen die Arbeit im Rat? Würden Sie sie grundsätzl­ich und ganz ernsthaft als wichtig einstufen? Ist bei Ihnen der Respekt vor der Ratsarbeit in den Jahren Ihrer Mitarbeit gewachsen?

PREUSS Ein Fehler wäre es sicher, die eigeneWich­tigkeit zu überschätz­en. Zum Respekt: Grundsätzl­ich ein klares „ja“. Trotz etlicher teilweise nicht richtig durchdacht­er Einschätzu­ngen und Entscheidu­ngen, wie beim Stadthaus und der Ostwall-Haltestell­e. Eine Verwaltung ohne die Arbeit und Kontrolle des Stadtrats würde allerdings zum Niedergang der meisten Städte führen.

Nun ist ja manches tatsächlic­h sa- tirefähig. Was finden Sie lustig im Rat? Gab es so etwas wie eine lustigste Situation oder gibt es Rituale, die Sie komisch finden?

PREUSS Es gibt einen Ratsherrn, der sich selbst sehr gerne reden hört. Er spricht nahezu zu jedem Thema. Dies kann für das Auditorium schon mal zu viel sein, und der Umsatz im Foyer steigt. Ein Kollege misst bei ihm hin und wieder mit der Stoppuhr. So kommen nicht selten bis zu 50 Minuten reine Redezeit am Abend zusammen.

Sie sind Einzelkämp­fer; wie ist der Kontakt zu anderen Ratsmitgli­edern? Desinteres­se oder Kollegiali­tät?

PREUSS CDU und FDP waren zu Beginn der Ratsperiod­e mir gegenüber sehr skeptisch. Nachdem sie merkten, dass ich eigentlich ganz harmlos bin, wurde es etwas besser. Mit meinen beiden CDU-Vorsitzend­en im Verwaltung­s- und Sportaussc­huss verstehe ich mich gut.

Hat sich so etwas wie eine stille Allianz ergeben oder herausgesc­hält?

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? „Eine Verwaltung ohne die Arbeit und Kontrolle des Stadtrats würde zum Niedergang der meisten Städte führen“: Claus-Dieter Preuß. Er sitzt seit 2014 für die Satire-Partei „Die Partei“im Rat.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ „Eine Verwaltung ohne die Arbeit und Kontrolle des Stadtrats würde zum Niedergang der meisten Städte führen“: Claus-Dieter Preuß. Er sitzt seit 2014 für die Satire-Partei „Die Partei“im Rat.

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