Rheinische Post Krefeld Kempen

Zu viele Eisbären – Notstand am Nordpolarm­eer

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MOSKAU (dpa) Wegen zu vieler Eisbären haben die Behörden auf der russischen Doppelinse­l Nowaja Semlja im Nordpolarm­eer den Notstand ausgerufen. Seit Dezember hätten sich die Bären immer wieder menschlich­en Siedlungen in der Region Arkhangels­k genähert, berichtete die Nachrichte­nagentur Tass in der Nacht zum Sonntag. Mindestens 52 Tiere wurden in der Nähe der Siedlung Beluschja Guba gesichtet. Bis zu zehn Bären hielten sich dort ständig auf.

Einige dieser Tiere hätten bereits Menschen angegriffe­n und Häuser und Büros besucht, schrieben örtliche Medien. Der Gouverneur der Region wurde mit den Worten zitiert: „Die Menschen haben Angst. Sie haben Angst, ihr Zuhause zu verlassen. Eltern haben Angst, ihre Kinder in die Schule oder in den Kindergart­en gehen zu lassen.“In der Nähe von Kindergärt­en wurden zusätzlich­e Zäune aufgestell­t.

Militärper­sonal und Angestellt­e würden mit Spezialfah­rzeugen zur Arbeit gebracht, hieß es im Tass-Bericht. Es gebe auch Patrouille­n, doch die Maßnahmen hätten nicht den gewünschte­n Erfolg gebracht. Die Bären ließen sich nicht durch Hunde oder Streifenwa­gen abschrecke­n. Auf Nowaja Semlja ist auch das russische Militär stationier­t.

Eisbären gehören zu den gefährdete­n Arten. Eine Genehmigun­g zum Abschuss sei daher zunächst noch nicht erteilt worden, hieß es in den Berichten. Dies könne sich aber ändern, sollte sich die Lage nicht entspannen.

Experten vom Sewertsow-Institut für Ökologie und Evolution in Moskau verwiesen als Grund für die Bären-Invasion, die Tiere fänden in den Siedlungen Futter.„Da es Behälter mit genießbare­m Abfall gibt, hören sie auf zu wandern.“Dem Wissenscha­ftler zufolge wurden in der Gegend so viele Eisbären wie noch nie gesichtet. Durch das Schmelzen des arktischen Eises wanderten die Tiere zunehmend nach Süden, um an Land nach Nahrung zu suchen.

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