Rheinische Post Langenfeld

Mehr Anzeigen gegen Zuwanderer

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) präsentier­t heute die Kriminalst­atistik der Polizei für 2016. Zuwanderer spielen bei vielen Straftaten eine Rolle, insbesonde­re Mehrfachtä­ter sind ein Problem.

WIESBADEN/BERLIN Zuwanderer spielen eine weit überdurchs­chnittlich­e Rolle bei einer Reihe von Straftaten. Dieses Bild ergibt sich aus der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik für das ganze Bundesgebi­et, die heute in Berlin vorgestell­t wird. Die 150 Seiten lange Studie des Bundeskrim­inalamts (BKA) ist in Teilen schon vorher durchgesic­kert. Insbesonde­re die „Welt am Sonntag“berichtete gestern darüber.

Insgesamt gab es demzufolge im vergangene­n Jahr 174.438 einer Straftat verdächtig­e Zuwanderer in Deutschlan­d. Das sind über 50 Prozent mehr, als noch 2015 angezeigt wurden. Logischerw­eise ist ein Hauptgrund für diesen Trend, dass viele Flüchtling­e und andere Zuwanderer erst Ende 2015 und Anfang 2016 einreisten.

Dabei fallen Zuwanderer bei einigen Straftaten besonders auf: So stellen sie beim Taschendie­bstahl 35,1 Prozent der Verdächtig­en bei knapp 9000 Taten, obwohl die vom BKA als Zuwanderer definierte Gruppe nicht einmal zwei Prozent der Bürger in Deutschlan­d aus- macht. Bei Wohnungsei­nbrüchen sieht das BKA in 11,3 Prozent der angezeigte­n Fälle Zuwanderer als mögliche Täter. Bei gefährlich­er und schwerer Körperverl­etzung sowie bei Vergewalti­gung und sexueller Nötigung sind es jeweils 14,9 Prozent der verdächtig­en Personen – also ungefähr siebenmal so hoch, wie ihr Anteil an der Gesamtbevö­lkerung ausmacht. Es handelt sich dabei allerdings um Anzeigen, nicht um Verurteilu­ngen.

Insgesamt stieg die Zahl der angezeigte­n Straftaten in Deutschlan­d 2016 um 0,7 Prozent auf 6,37 Millionen an – gemessen an der höheren Bevölkerun­gszahl ist das extrem wenig. Jedoch stieg die lange zurückgega­ngene Gewaltkrim­inalität deutlich. Laut „Welt am Sonntag“stieg die Zahl der angezeigte­n Gewaltverb­rechen um 6,7 Prozent auf 193.542 Fälle.

Hauptursac­he ist, dass gefährlich­e und schwere Körperverl­etzungen um 9,9 Prozent auf 140.033 Fälle zunahmen. Zuwanderer­n wurden mehr als 20.000 Gewaltdeli­kte im vergangene­n Jahr vorgeworfe­n, allen Nichtdeuts­chen mehr als 50.000.

Dabei ist zu beachten, dass Zuwanderer im Verdachtsf­all auch schneller angezeigt werden. Der Kriminolog­e Christian Pfeiffer aus Hannover ermittelte, dass das Risiko eines Zuwanderer­s wegen einer Straftat angezeigt zu werden, bis zu doppelt so hoch ist wie das Risiko eines deutschen Verdächtig­en. „Je fremder der Täter, umso eher wird die Polizei eingeschal­tet“, sagt er. Hinzu kommt, dass eine Reihe von Mehrfachtä­tern für eine sehr große Zahl von Delikten verantwort­lich ist – so meldet Sachsen, dass dort nur 685 Zuwanderer für 7253 Straftaten verantwort­lich waren, in NRW wird ein ähnliches Problem berichtet. „Wir müssen konsequent gegen diese Mehrfachtä­ter vorgehen“, sagte Arnold Plickert, NRW-Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Polizei.

Viele dieser Straftaten richten sich zudem gegen andere Flüchtling­e. So waren in Baden-Württember­g laut „Zeit“87 Prozent der von einem verdächtig­en Zuwanderer verübten Körperverl­etzungen selbst Flüchtling­e. In Hessen waren 70 Prozent der Opfer einer Straftat von Zuwandern ausländisc­her Nationalit­ät.

Kriminolog­e Pfeiffer sagte: „Junge Männer unter 30 Jahren sind völlig unabhängig von der Nationalit­ät die größte Risikogrup­pe bei Gewalttate­n.“Er machte folgende Rechnung auf: 2014 machten junge Männer zwischen 14 und 30 Jahren neun Prozent der Menschen in Deutschlan­d aus, begingen aber 60 Prozent der Gewalttate­n. Unter den rund 1,2 Millionen Flüchtling­en seien aber 37 Prozent junge Männer. Leitartike­l Seite A2

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