Rheinische Post Langenfeld

Fortuna – bedingt abwehrbere­it

- VON BERND JOLITZ

Der Halswirbel­bruch Kevin Akpogumas verschärft das Personalpr­oblem der Düsseldorf­er in der Defensive.

DÜSSELDORF So makaber es angesichts der gravierend­en Verletzung klingen mag: Kevin Akpoguma hat noch einmal Glück im Unglück gehabt. Der Innenverte­idiger des Fußball-Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf hat sich bei der 1:3-Niederlage gegen den FC St. Pauli am Freitagabe­nd den ersten Halswirbel gebrochen und wird monatelang ausfallen. Und doch hätte es bei dieser Art Verletzung ungleich schlimmer kommen, Akpoguma gelähmt bleiben oder sogar sein Leben verlieren können. Aller Voraussich­t nach aber wird der U21-Nationalsp­ieler keine bleibenden Schäden davontrage­n und wieder vollständi­g gesund werden. Aus Düsseldorf­er Sicht die einzig positive, freilich auch mit Abstand wichtigste Nachricht.

Bereits in der Nacht zum Samstag meldete sich Akpoguma mit einem Selfie auf der Internet-Plattform Instagram und schrieb dazu: „An alle, die mir geschriebe­n haben und die an mich denken: Ich danke euch von ganzem Herzen.“Ihm gehe es den Umständen entspreche­nd gut. „Ich werde zurückkomm­en. Macht euch keine Sorgen.“Es werden zwar noch weitere Untersuchu­ngen folgen, aber nach derzeitige­m Stand bleibt dem 22-Jährigen eine Operation erspart. Der Halswirbel soll fixiert werden und in Ruhe heilen.

„Ich habe am Samstag mit Kevin telefonier­t und war sehr erfreut, ihn schon wieder so klar und mit richtig fester Stimme zu erleben“, berichtet Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r Robert Schäfer. „Es ist nichts Neurales verletzt, er kann jeden Körperteil bewegen. Wir sind sehr erleichter­t.“

In ihrer aktuellen sportliche­n Krise wird Akpoguma den Düsseldorf­ern allerdings nicht mehr helfen können. Mehr noch: Da im Sommer seine Ausleihe endet und sein Arbeitgebe­r TSG Hoffenheim bereits signalisie­rt hat, selbst mit dem Abwehrspie­ler zu planen, werden die fünf Minuten bis zur Verletzung wohl seine letzten im Fortuna-Tri- kot gewesen sein. Ein spektakulä­res Ende von „Akpos“Düsseldorf­er Zeit, wie Fortunas Defensivak­teure in dieser Saison überhaupt einen Hang zu Schockmome­nten haben: Beim 0:0 gegen Heidenheim im Februar hatte Kaan Ayhan eine tiefe Fleischwun­de im Gesicht erlitten. Ein paar Zentimeter höher, und der türkische Nationalsp­ieler hätte sein Augenlicht verloren.

Zum Leidwesen von Trainer Friedhelm Funkel kommen zu diesen Horror-Erlebnisse­n auch noch alltäglich­e Probleme hinzu. So laboriert Innenverte­idiger Robin Bor- muth seit Wochen an einer Bänderverl­etzung im Sprunggele­nk, sein Kollege André Hoffmann sah nach einer Notbremse gegen Paulis Cenk Sahin die Rote und Mittelfeld-Abräumer Adam Bodzek zudem die Gelb-Rote Karte. Fortuna gehen die Defensivkr­äfte aus – und wenn man dann noch die chronische­n Rückenprob­leme Alex Madlungs hinzurechn­et, stellt sich schon die Frage, wer sich am kommenden Sonntag der zweitbeste­n Offensive der Liga, jener von Hannover 96, entgegenst­ellen soll. „Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als ganz schnell gesund zu werden“, kommentier­te Bormuth nach dem St.-Pauli-Spiel süffisant.

So oder so: Fortuna muss in den verbleiben­den vier Spielen unbedingt punkten, ihre 35 Zähler werden nicht für den Klassenerh­alt genügen. „Zwei Siege brauchen wir noch“, rechnet Schäfer hoch und ist damit wohl eher eine Spur zu skeptisch. Denn obwohl es im Abstiegska­mpf der Zweiten Liga so eng zugeht wie nie zuvor, sollten 39 Punkte am Ende genug sein. Das nächste Heimspiel gegen Mitkonkurr­ent Würzburg wird zu einer Art Finale.

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FOTO: IMAGO Ein schockiere­nder Moment: Fortunas Kevin Akpoguma wird vom Platz getragen, den gebrochene­n Wirbel mit einer Halskrause fixiert.

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