Rheinische Post Langenfeld

Aerosmith verabschie­den sich morgen in Köln

- VON MARKUS BALSER

KÖLN Lange Haare, breitbeini­ges Gitarrensp­iel und jede Menge Pathos – die 1970er Jahre waren das goldene Zeitalter für eine bestimmte Sorte von Musikgrupp­en. Sie wurden oft belächelt und erspielten sich trotzdem ein großes Publikum. Ihr Enthusiasm­us kam dem des frühen Rock’n‘Roll nahe und fegte dennoch alles weg, was vorher war. Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath – das Hard-Rock-Genre brachte vor allem in dieser Zeit eine Menge frischer, großer Bands hervor.

Aber das ist lange her. Neues über diese Musikergen­eration lässt sich immer häufiger in Nachrufen lesen. Oder in Ankündigun­gen für eine letzte Tournee. Jetzt sagen auch Aerosmith „Tschö“. Das Quintett aus Boston will in Rente gehen. Angefangen als Blues-Combo, hat die Truppe seit 1970 etwa 150 Millionen Tonträger verkauft. Sie hat großartige Songs wie „Dream On“oder „Jainie’s Got A Gun“hervorgebr­acht. Allen voran Sänger Steven Tyler und Gitarrist Joe Perry, die wie Abziehbild­er von Mick Jagger und Keith Richards aussahen und ihre Vorbilder an Quirligkei­t und Coolness fast noch übertrafen. Erster Höhepunkt: „Toys In The Attic“(1975), das bis heute als eines der einflussre­ichsten US-Rock-Alben jener Zeit gilt.

Aber Aerosmith ging es wie vielen anderen, die mit dem schnellen Ruhm nicht umgehen konnten: Nach dem Erfolg kamen Drogen und Alkohol, Plattenver­käufe im Sinkflug und der Sturz in die Bedeutungs­losigkeit. Erst Mitte der 1980er Jahre gab es ein Comeback. Die Rocker, die am Boden schienen, waren auf einmal erfolgreic­her denn je. Wiederbele­bt durch eine HipHop Band; 1986 coverten Run-DMC „Walk This Way“– einen Hit des „Toys”-Albums. Die Folge: Auch die MTV-Generation entdeckte Aerosmith.

Jetzt sagen Tyler & Co, die live immer eine Nummer waren, „Aero Vederci, Baby“. Vom deutschen Publikum verabschie­den sie sich morgen in der Kölner Lanxess-Arena.

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