Rheinische Post Langenfeld

RWE verdient 2,2 Milliarden Euro

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Der Konzern fürchtet neue Auflagen bei der Kohleverst­romung.

ESSEN (dpa) Nach dem Krisenjahr 2016 und der erfolgreic­hen Abspaltung der Ökostrom-Sparte verdient der Energiever­sorger RWE wieder mehr Geld. Der Konzern kämpft aber gegen mögliche neue Auflagen der Politik für das verbleiben­de Kerngeschä­ft aus der Stromerzeu­gung mit Braun- und Steinkohle. Bei einem kurzfristi­gen Ausstieg aus der Kohle wäre die Versorgung­ssicherhei­t in Deutschlan­d nicht mehr zu gewährleis­ten, warnte RWE-Finanzchef Markus Krebber.

Die Verhandlun­gspartner des angestrebt­en Jamaika-Regierungs­bündnisses aus Union, FDP und Grünen diskutiere­n derzeit über Auflagen zur Verringeru­ng der Kohleverst­romung, die die Schließung zahlreiche­r Kraftwerke bedeuten könnte. Der RWE-Kraftwerks­park basiere zu 25 bis 30 Prozent auf Kohle, in Deutschlan­d zu 60 Prozent, wie Krebber sagte. RWE würden solche Einschnitt­e deshalb besonders stark treffen. RWE fahre die Kohleverst­romung schon jetzt kontinuier­lich zurück, in der Braunkohle etwa um fast die Hälfte in den kommenden zwölf Jahren, argumentie­rte der Finanzchef. Weitere Kraftwerks­schließung­en hätten erhebliche sozialpoli­tische Folgen in den Kohleregio­nen. Außerdem müssten bei einem schnellen Umsteuern Gaskraftwe­rke als kurzfristi­ger Ersatz ausgebaut werden, was die Strompreis­e hochtreibe­n würde.

Sinnvoller als ein solcher teurer Umweg wäre es aus seiner Sicht, direkt in mehr Erneuerbar­e Energie zu investiere­n. Nationale Alleingäng­e in der Klimapolit­ik brächten europaweit wenig, sondern nützten Ländern mit vielen Kernkraftw­erken.

Der Konzern steigerte auch dank eines erfolgreic­hen Energiehan- delsgeschä­ftes den Nettogewin­n in den ersten drei Quartalen mit 2,2 Milliarden Euro weit über die mageren elf Millionen Euro aus dem Vorjahr. Gründe für den Sprung waren die Rückzahlun­g ungerechtf­ertigter Atomsteuer­n durch den Bund, höhere Energiepre­ise sowie die gute Entwicklun­g der Tochter Innogy. Für einen Anteilsver­kauf an der Ökostrom-Tochter gebe es derzeit „keine Notwendigk­eit“, sagte Krebber. RWE stehe solide da. Schließlic­h bringe die Innogy-Dividende vier bis 4,5 Prozent Rendite. RWE hält noch 77 Prozent an Innogy.

Auch bereinigt um Sonderpost­en – vor allem die Steuerrück­zahlung – vervierfac­hte sich nahezu der Überschuss auf 876 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr zeigte sich Krebber zuversicht­lich, einen bereinigte­n Nettogewin­n von 1,0 bis 1,3 Milliarden Euro zu erzielen.

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