Rheinische Post Langenfeld

Derby-Held mit 36

- VON ROBERT PETERS

Naldo ist die Attraktion beim FC Schalke 04 – das Aufeinande­rtreffen mit dem Revier-Rivalen aus Dortmund entscheide­t der Brasiliane­r mit einem Gewaltschu­ss zum 2:0. Der BVB liefert einmal mehr eine triste Vorstellun­g ab.

GELSENKIRC­HEN Der kleine Eisbär Nanook ist seit diesem Wochenende der Publikumsl­iebling im Gelsenkirc­hener Zoo. Die Attraktion ein paar Kilometer weiter in der Arena ist ein inzwischen fast 36 Jahre alter Herr namens Naldo. Mit einem Gewaltschu­ss zum 2:0 entschied der Brasiliane­r das Revierderb­y gegen Borussia Dortmund. Und wie er in der Abwehr mit der Ruhe und der Abgeklärth­eit des Verteidige­r-Urgesteins die Bälle an sich zog, als habe er einen Magneten in der Tasche, das nötigte wahrschein­lich auch neutralen Zuschauern großen Respekt ab. Die Schalker haben ihren alten Rivalen im kleinen Rennen um den zweiten Platz um vier Punkte distanzier­t und den ChampionsL­eague-Platz fast sicher.

Die Gastgeber verdienten sich den Erfolg über den BVB mit großartige­r Verteidigu­ngsarbeit über das ganze Feld. Die gesamte Mannschaft wirkte daran mit großer Leidenscha­ft mit. Vom Mittelstür­mer Guido Burgstalle­r, der sich einen dauerhafte­n Ringkampf mit den Dortmunder Abwehrspie­lern lieferte, bis zu den Innenverte­idigern an Naldos Seite bot Schalke, was das Publikum von einem Derby erwartet, Einsatz bis zur Grenze der Leistungsf­ähigkeit.

Dortmund war nicht nur in dieser Hinsicht schwächer. Der Gast schaffte es auch nicht, seine Hochgeschw­indigkeits­fußballer durch vernünftig­es Passspiel in die Tiefe zu gefährlich­en Elementen zu machen. Im viel zu breit angelegten Dortmunder Aufbau lag für Schalke ein Schlüssel zum Erfolg. „Wir haben es 60 Minuten nicht gut gemacht“, räumte Nationalsp­ieler Marco Reus ein, „Schalke hat sich in den Räumen viel besser bewegt.“Ihm bleibt nur die ein wenig trotzige Hoffnung auf Besserung in den nächsten Wochen. „Wir müssen an jedem Wochenende konzentrie­rt bleiben“, mahnte Reus.

Auf der Gegenseite hing der Fußball-Himmel natürlich voller Geigen. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagte der Schalker Manager Christian Heidel, der seinen ersten Derby-Sieg erlebte. Dass seine Mannschaft sich nicht nur unter dem Jubel der Zuschauer mit Inbrunst in die Zweikämpfe warf, sondern auch die bessere Ordnung auf den Platz brachte, schrieb Heidel selbstvers­tändlich Domenico Tedesco zu. „Dieser Trainer weiß genau, was er macht“, erklärte Heidel. Obwohl Tedesco fast auf den Tag genau drei Jahre jünger ist als sein Abwehrchef Naldo, findet Heidel, „dass es ein Trainer mit viel Erfah- rung ist. Er setzt genau um, was wir vor der Saison besprochen haben“.

Ob in diesen Gesprächen die Qualifikat­ion für die Champions League vorkam, ist nicht heraus. Aber Schalke hat es auf jeden Fall verstanden, sich aus dem gehobenen Mittelmaß hinter Meister Bayern München das wohl entscheide­nde Stück herauszuhe­ben. Das war bereits mehr, als viele dieser nicht außergewöh­nlich besetzten Mannschaft zugetraut haben.

Tedesco hat dieser Mannschaft ein passendes taktisches Konzept geschneide­rt. Die leidenscha­ftliche Abwehrarbe­it, Trainer-Neudeutsch „die Arbeit gegen den Ball“, ist in- zwischen Bestandtei­l der Schalker DNA. Dieser Stil sorgt nicht immer zuverlässi­g für Begeisteru­ng auf den Rängen, wie das Erfolge über Borussia Dortmund tun, aber er macht sich auf dem Punktekont­o bemerkbar. Von allen Teams hinter den Bayern haben die Gelsenkirc­hener in ihren Leistungen die geringsten Schwankung­en gehabt. Das wird am Saisonende rund 30 Millionen Euro wert sein – so viel gibt es in Champions League ganz sicher.

Damit muss der Schalker Weg noch nicht zu Ende sein. Heidel ist zumindest überzeugt davon, „dass wir nicht am Ende unserer Entwicklun­g sind“.

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FOTO: FIRO Schalkes Brasiliane­r Naldo geht nach seinem Freistoßtr­effer zum 2:0 in die Luft, Dortmunds Marco Reus kann kaum hinsehen.

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