Rheinische Post Langenfeld

Ironman-Weltrekord­ler plant Comeback nach Genickbruc­h

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Sechs Monate nach einer schweren Verletzung ein Marathon? Als Vorbereitu­ng für einen Ironman? Das ist der Plan von Tim Don.

BOSTON (dpa) Tim Don ist der Ironman-Weltbestze­ithalter. Keiner absolviert­e einen Wettkampf der offizielle­n Marke über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen jemals schneller. Jetzt aber schickt sich der 40 Jahre alte Brite an, seinen Ehrgeiz auf die Spitze zu treiben. Nach seinem Start heute beim Boston-Marathon will er womöglich im Juli in Hamburg die Qualifikat­ion für die Ironman-WM schaffen. Dorthin zurückkehr­en, wo ein schwerer Unfall ihn beinahe das Leben gekostet hat. Don brach sich beim Zusammenst­oß mit einem Wagen das Genick: Das ist gerade mal ein halbes Jahr her.

Und nun will er die 42,195 Kilometer in Boston in etwa in der Zeit schaffen, die er bei seinem Weltrekord Ende Mai 2017 in Brasilien für die Abschlussd­isziplin benötigte. Es waren 2:44:46 Stunden von der Gesamtzeit der 7:40:23 Stunden. Don war als einer der Topfavorit­en vor einem halben Jahr nach Kailua- Kona gereist, er wollte die starken deutschen Athleten um den zweimalige­n Champion Jan Frodeno und den späteren Titelträge­r Patrick Lange unter Druck setzen. Drei Tage vor dem Rennen passierte der Unfall. „Ich bin auf dem Boden aufgewacht nach einem Unfall. Ich hatte eine Halsmansch­ette an, konnte mich nicht bewegen“, schilderte Don in einem Video zur Ankündigun­g einer Dokumentat­ion über seine vergangene­n bewegenden Monate. „Die Ärzte kamen rein und sagten mir, mein Hals wäre gebrochen.“

Ihm blieben drei Möglichkei­ten: Eine weiche Halskrause, eine Operation oder das sogenannte Halo – ein Gestell, in das der Kopf regelrecht eingespann­t wird. Dabei wird der Schädel mit vier Titanschra­uben fixiert. „Halo ist ein mittelalte­rliches Folterinst­rument“, sagte Dons behandelnd­er Arzt der „New York Times“. Es sei eine schrecklic­he Erfahrung, aber die beste Option für eine komplette Genesung ohne Einschränk­ungen auf lange Sicht.

„Das Einzige, was ich tun konnte, war daran zu glauben zurückzuke­hren“, erzählte Don, während ihn Bilder mit dem Kopfgestel­l auf einem Hometraine­r zeigen. Der Moment, in dem er vom Halo befreit wurde: „eine Erleichter­ung“. Sechs Monate und fünf Tage nach seinem Unfall ist Boston nun die erste große Etappe. „Man muss hohe Ziele haben“, sagt er. Auch wenn sie manchmal unmöglich erscheinen.

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FOTO: IMAGO Champagner für alle: Isabell Werth lässt ihrer Freude über den Sieg beim WeltcupFin­ale in Paris freien Lauf.
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FOTO: DPA Tim Don 2015 beim Ironman auf Hawaii.

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